Xiang Liu spuckt große Töne
Der Junge ist nicht auf den Mund gefallen. Xiang Liu, der Hürdensprinter aus China, weiß, was er will: "In Athen ist alles möglich", tönt der WM-Dritte, "ich kann auch Allen Johnson schlagen." Klappern gehört zum Handwerk, sagt er sich und spuckt große Töne.

Xiang Liu sagt Allen Johnson den Kampf an (Foto: Chai)
Natürlich hat er Respekt vor den Leistungen seines Rivalen. Aber Angst? Ach was! Vier Mal wurde Allen Johnson Weltmeister im Freien, drei Mal in der Halle. 1996 in Atlanta holte er auch Olympia-Gold. Mit 33 ist er nicht mehr der Jüngste und zwölf Jahre älter als sein Herausforderer, der vor wenigen Tagen seinen 21. Geburtstag feierte.Die Wege der beiden Ausnahmekönner haben sich zuletzt des öfteren gekreuzt. Im "Stade de France" von Paris, Schauplatz der Weltmeisterschaft 2003, siegte Allen Johnson mit neun Hundertstel Vorsprung. Xiang Liu musste sich mit Silber begnügen. Auch bei der Hallen-WM 2004 in Budapest kam ihm Johnson in die Quere. Sieben Hundertstel lagen zwischen ihnen.
Keck und frech zu Gold?
Aber in Osaka Anfang Mai hat Xiang Liu den Amerikaner erstmals geschlagen. Damals erzielte er mit 13,06 Sekunden eine Zeit, die in dieser Saison nur einmal übertroffen wurde – von Allen Johnson, der zwei Monate später in Lausanne in 13,05 Sekunden triumphierte. "Meine 13,06 bin ich bei Gegenwind gelaufen", bemerkt der selbstbewusste Mann aus Fernost in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Agence France Press", "Johnson seinerseits hatte Rückenwind."
Shuyong Feng, Cheftrainer der chinesischen Nationalmannschaft, traut seinem Schützling weitere Steigerungen zu. "Ich glaube, dass Liu in Athen eine 13,10 drauf hat", prophezeit er, "und mit einer solchen Leistung kann er eine Medaille gewinnen." Xiang Liu ist schon weiter und denkt keck und frech an Gold.