Ariane Friedrich - „Viele Höhen, wenige Tiefen“
Ein Jahr nach ihrem Achillessehnenriss rüstet sich Hochspringerin Ariane Friedrich für ihr Comeback. In der anstehenden Hallensaison will die EM-Dritte wieder auf Höhenjagd gehen. leichtathletik.TV-Mitarbeiterin Marietta Uhle hat die Frankfurterin zu einem ausführlichen Interview getroffen.

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Ariane Friedrich, warum sind Ihre Haare momentan pink. Hat das eine Bedeutung?
Ariane Friedrich:
Ich habe sie schon im September pink färben lassen. Auch rosa, das wechselt immer wieder, weil es eine Tönung ist, die wäscht sich raus. Ich wollte das schon sehr lange probieren. Ich habe gedacht, im September geht das Aufbautraining für Olympia los, da mache ich doch mal was ganz Neues. Es ist auch noch einmal ein bisschen Selbstfindung gewesen. Ich habe noch einmal einiges im Leben geändert.
Wie geht es Ihnen mental und Ihrem Körper?
Ariane Friedrich:
Zu Weihnachten geht es mir mental gut, es gibt nämlich Geschenke. Wie in jedem Training gibt es mal Höhen und mal Tiefen. In letzter Zeit gab es viele Höhen, weniger Tiefen. Von daher bin ich sehr zufrieden und sehr ausgeglichen. Das ist bei mir nicht ganz so üblich für die Jahreszeit. Körperlich geht es mir auch gut. Der gerissenen Sehne geht es gut.
Haben Sie die Gelassenheit auch in diesem Jahr, in dem Sie nicht springen konnten, gelernt?
Ariane Friedrich:
Ich glaube, diese Gelassenheit wurde auch so ein bisschen vorgepredigt. In den ersten Monaten wurde mir ungefähr zehnmal am Tag gesagt: Hab Geduld! Irgendwann hatte ich dann auch immer mehr Geduld. Jeder Leistungssportler weiß aber auch, dass man gewisse Trainingsschritte nicht erzwingen kann, sondern dass Training und Fortschritte wirklich langsam aufbauen. Das habe ich selber wieder mal erleben können, müssen, dürfen. Das hat mich schon noch ein bisschen reifen lassen.
Anfang Februar erwarten wir in Arnstadt Ihren ersten Sprung nach der Verletzung. Wie gehen Sie da ran?
Ariane Friedrich:
Ich versuche im Moment gar nicht, es so präsent in meinem Kopf zu machen. Ein, zwei Wochen vorher werde ich mich dann mit dem ganzen Wettkampfgeschehen und dem Drumherum beschäftigen. Jetzt ist es noch über einen Monat weit weg. Ich muss im Moment ein bisschen Diät halten und schauen, dass ich mein Wettkampfgewicht wieder erreiche. Das ist über die Weihnachtszeit sehr unangenehm, weil ich echt gerne nasche. Ich freue mich sehr auf meinen ersten Wettkampf. Ich weiß selber erst einmal gar nicht, was ich von mir erwarten kann. Es kann sein, dass es total in die Hose geht. Es kann aber auch sein, dass es richtig gut ist. Oder es gibt eben den Mittelweg.
Ihr Trainer Günter Eisinger hat verraten, dass Sie richtig, richtig gut drauf sind im Training. Was habt Ihr verändert?
Ariane Friedrich:
Im Training haben wir gar nicht viel geändert. Wir mussten auf die Spritzigkeit des Fußes wert legen. Es mussten aber erst einmal wieder die Grundvoraussetzungen stimmen. Es musste der Fuß auftrainiert werden. Wir haben jetzt im Krafttraining kleine Nuancen umgestellt. Sonst habe ich das gleiche Aufbauprogramm wie in den letzten Jahren absolviert. Wir sind sehr früh eingestiegen, so dass wir jetzt schon sehr weit sind.
Die Olympischen Spiele stehen an, das magische Jahr. Was haben Sie in den letzten vier Jahren seit Peking gelernt?
Ariane Friedrich:
2008 war mein ganz, ganz großes Lehrjahr. Da bin ich zum ersten Mal über die zwei Meter gesprungen. Ich war eigentlich bis dahin eine gute Hochspringerin national, aber international hatte ich sehr wenig vorzuweisen. Da musste ich mir in dem Jahr meine Lorbeeren erkämpfen. Im Endeffekt war es gar nicht so schlimm, dass es nicht gleich eine Medaille geworden ist. Es wäre ein bisschen viel auf einmal gewesen. Es ist immer gut, wenn man sich Stück für Stück hocharbeiten und seine Erfolge auch Stück für Stück feiern kann. Man lernt doch mit dem medialen Fokus umzugehen, nicht immer alles ernst zu nehmen, was einem nicht so wohlgesonnene Leute schreiben oder erzählen. Es ist ein Lernprozess, daran müssen gerade jüngere Athleten herangeführt werden, dass es nicht immer nur positive Einflüsse gibt, sondern eben auch negative.
Es wären 2012 Ihre zweiten Spiele. Wie gehen Sie da ran?
Ariane Friedrich:
Natürlich ist London der absolute Traum. Ich will auf alle Fälle dabei sein. Ich werde auch alles dafür tun. Wie ich tatsächlich an die Spiele rangehe, kann ich noch gar nicht sagen, weil ich noch gar nicht weiß, welche Höhe ich im Sommer anbieten kann. Sollte ich mich wieder um die zwei Meter einpendeln, dann werde ich auf alle Fälle um eine Medaille kämpfen wollen. Wenn ich dabei bin, dann wünsche ich mir Regen. Das ist in London ja nicht so unwahrscheinlich.
Das komplette Interview:
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