Arne Gabius - „Alles komplett anders gemacht“
Arne Gabius (LAV Tübingen) hat beim Internationalen Hallen-Meeting (IHM) in Karlsruhe seine Bestzeit über 3.000 Meter pulverisiert. In 7:38,13 Minuten belegte er in einem Weltklasse-Feld Rang fünf, steigerte sich um zwölf Sekunden und verpasste den deutschen Hallenrekord seines ehemaligen Trainers Dieter Baumann nur um 62 Hundertstel. Im Interview mit leichtathletik.de sprach der Tübinger über die Gründe für seine Leistungssteigerung.

Arne Gabius:
Ich wusste ja, dass die Jungs den ersten Kilometer unter 2:30 Minuten laufen wollen. Also bin ich bin dran geblieben und habe versucht, in 2:32 Minuten anzugehen, das habe ich auch geschafft. Meine Durchgangszeit bei zwei Kilometern lag bei ungefähr 5:05 Minuten. Ab und zu musste ich gucken, dass ich die Lücken schließe. Ich habe mich das gesamte Rennen über sehr, sehr gut gefühlt, und am Ende konnte ich dann noch einen Läufer nach dem nächsten überholen.
Sie haben den deutschen Hallenrekord von Dieter Baumann nur ganz knapp verpasst. Ärgert Sie das?
Arne Gabius:
Drei-, vierhundert Meter vor Schluss gab es eine Überrundung und eine Überholung, da habe ich vielleicht die halbe Sekunde verloren, die am Ende zum Rekord gefehlt hat. Aber ich trauere dem nicht nach. Ich habe meine Bestzeit um zwölf Sekunden verbessert, es war ein grandioser Lauf!
Wie sehr überrascht Sie Ihre Leistungssteigerung?
Arne Gabius:
Es war mir klar, dass ich so schnell laufen würde!
Und woher kam diese Zuversicht?
Arne Gabius:
Ein Faktor war, dass ich im Mai vergangenen Jahres mein Medizinstudium abgeschlossen habe und jetzt zu 100 Prozent Läufer bin. Ich habe keine 50-Prozent-Stelle, ich arbeite gar nicht, ich bin einfach Läufer. Aber meine Zulassung als Arzt habe ich ja. Wenn ich mit dem Sport aufhöre, kann ich als Arzt 60 Stunden pro Woche in irgendeinem Krankenhaus arbeiten (lacht). Da ist die Sportlerkarte doch die bessere. Der zweite Faktor war, dass sich im vergangenen Juli mein Trainer Dieter Baumann von mir getrennt hat.
Bei wem trainieren Sie denn jetzt?
Arne Gabius:
Ich habe die Chance ergriffen, mich selbst zu trainieren. Ich hatte bisher nur zwei Trainer, und beide haben viel Wert darauf gelegt, dass der Athlet sehr selbständig arbeitet.
Das heißt, die Umstellung zum Training in Eigenregie war für Sie gar nicht so groß?
Arne Gabius:
Doch! Es war eine riesige Umstellung, denn ich habe alles komplett anders gemacht. Ich habe zum Beispiel meine Dauerläufe viel schneller absolviert - pro Kilometer eine Minute schneller als sonst. Im Trainingslager in Kenia haben mich Leute darauf angesprochen und mir gesagt, das sei der „Alberto-Salazar-Style“: Alberto Salazar ist der Trainer von Mo Farah und Galen Rupp, und das Erste, was er mit den Athleten gemacht hat, war, das Dauerlauf-Tempo zu erhöhen. Außerdem habe ich Hürdentraining absolviert, ich war vor Weihnachten in einem Skilanglauf-Trainingslager, ich habe meine Gymnastik geändert...
Wann haben Sie gemerkt, dass die Umstellung wirkt?
Arne Gabius:
Ich war schon beim Tübinger Stadtlauf im September als Drittplatzierter nur fünf Sekunden hinter Bernard Lagat. Das hat aber niemanden interessiert, denn es war ja nur der Tübinger Stadtlauf. Eine Woche später in Biberach lag ich eine Sekunde hinter dem Sieger von Tübingen - das war jemand anderes [Elisha Kipchirchir Rottich]. Anschließend habe ich weiter hart trainiert, und beim Silvesterlauf in Trier hat man schon gesehen, dass das Training Wirkung zeigt. Ich habe mich dort im Vergleich zu den vergangenen Jahren um 30 Sekunden verbessert. Dann sind auch die Laufexperten darauf aufmerksam geworden.
Wurden Sie auf Ihre Leistungssteigerung angesprochen?
Arne Gabius:
Ich habe auf meiner neuen Internetseite in den letzten sechs Monaten mein komplettes Training aufgeschlüsselt - das kann jeder nachlesen. Man muss sich ein bisschen reinfinden, aber es ist relativ einfach geschrieben. Von den Läufern habe ich sehr großes Feedback erhalten. Die haben gesagt: Wenn du das Training wirklich schaffst, dann wird es in der Halle richtig gut laufen. Ich selbst habe in einem meiner Blog-Einträge nach Trier geschrieben: „Leute, freut euch auf die Hallensaison.“
Sie haben die Norm für die Hallen-WM in Istanbul, die bei 7:51,00 Minuten liegt, deutlich unterboten. Wie sieht die weitere Planung Ihrer Hallensaison aus?
Arne Gabius:
Ich will auf jeden Fall in Istanbul starten. Außerdem werde ich noch an den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe teilnehmen und zwei Tage davor bei einem Meeting in Stockholm.
Ist der deutsche Hallenrekord bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften fällig?
Arne Gabius:
Nein, das eher nicht, da rechne ich mit einem taktischen Rennen. Aber in sechs Tagen stehen noch die zwei Meilen beim Hallen-Meeting in Birmingham auf dem Programm. Da liegt der deutsche Rekord bei 8:30 Minuten, gehalten von Thomas Wessinghage. Die Strecke ist 218 Meter länger als die 3.000 Meter, dafür hätte ich heute noch 52 Sekunden zur Verfügung gehabt. So schnell war ich ja fast bei der Ehrenrunde!
leichtathletik.TV:
Arne Gabius kratzt am deutschen Hallenrekord
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