Arne Gabius: „In Karlsruhe deutschen Rekord“
Mit einem Start-Ziel-Sieg beim Bietigheimer Silvesterlauf demonstrierte der Vize-Europameister und Deutsche 5.000-Meter-Meister Arne Gabius (LAV Stadtwerke Tübingen) seine derzeitige Stärke. Praktisch schon auf gepackten Koffern für sein dreiwöchiges Trainingslager in Kenia gab Arne Gabius kurz vor dem Start ins neue Jahr leichtathletik.de-Mitarbeiter Wilfried Raatz ein Interview.
Arne Gabius, der letzte Tag des Jahres 2013 bescherte Ihnen nach dem Gewinn des deutschen 5.000-Meter-Titels einen weiteren Saisonsieg. Stimmt Sie dieses Resultat zum Jahresende zufrieden?Arne Gabius:
Als Läufer denke ich nicht in Kalenderjahren, sondern mein Aufbau für die Saison 2014 hat bereits Ende September begonnen. Es ist natürlich immer schön, wenn du in der Vorbereitung einen gut besetzten Lauf gewinnen kannst. Das kommt nicht so häufig vor, wenn man vorrangig in internationalen Rennen startet. Ja, ich bin damit sehr zufrieden.
Gibt dieser souveräne Sieg in Bietigheim einen ersten Aufschluss über Ihre aktuelle Verfassung?
Arne Gabius:
Es ist schwierig einzuordnen, denn die Strecke in Bietigheim ist anspruchsvoll. Ich habe mich aber von Anfang an gut gefühlt. Für mich wird eine erste Standortbestimmung beim Internationalen Hallenmeeting in Karlsruhe über 3.000 Meter sein.
Wie man hört, möchten Sie in Karlsruhe den deutschen Rekord über 3.000 Meter angreifen, den Sie vor zwei Jahren mit 7:38,13 Minuten um nicht einmal eine Sekunde verpasst haben. In welcher Phase der Vorbereitung befinden Sie sich?
Arne Gabius:
Ich habe drei Monate gut trainiert. Über die Weihnachtstage habe ich, wie wir Läufer sagen, etwas Luft heran gelassen, damit ich gut erholt in Bietigheim starten, vor allem aber nach Kenia gehen kann. Ja, es stimmt, in Karlsruhe möchte ich den deutschen Rekord von Dieter Baumann unterbieten. Ich hoffe, dass Alain Blondel in Karlsruhe wieder ein tolles Feld zusammenstellen kann. Zumal in diesem Jahr viele Äthiopier und Kenianer zur Hallen-WM wollen.
Was erwartet Sie in den nächsten Wochen in Kenia?
Arne Gabius:
Morgen startet der Tag in Iten mit einem Dauerlauf mit vielleicht fünfzig, vielleicht auch hundert anderen Läufern. Möglicherweise werden auch einige Europäer dabei sein. Es ist toll, viele internationale Athleten dort zu treffen. Denn ich fahre vorrangig auch dort hin, um gute Trainingspartner zu haben. Diese fehlen mir hier in Deutschland. Ich habe drei Wochen eingeplant, eine längere Phase könnte sich eher negativ auswirken.
Damit sind wir bereits mittendrin in der Saison 2014. Welche Schwerpunkte werden Sie dabei setzen?
Arne Gabius:
Ich werde drei Hallenrennen bestreiten, aber nicht die Deutschen Meisterschaften und auch keine Weltmeisterschaften. Im März möchte ich einen schnellen Halbmarathon laufen. Wo das sein wird, das werden wir in den nächsten Wochen entscheiden, Es wird auf jeden Fall ein großer internationaler sein. Dies sind allerdings alles Bestandteile der Vorbereitung auf den Sommer.
Werfen wir schon einmal einen Blick auf Ihr großes Ziel, die Europameisterschaften in Zürich. Was dürfen wir dabei von Arne Gabius erwarten? Etwa der Griff nach Gold?
Arne Gabius:
In Helsinki hätte das Feld über 5.000 Meter nicht besser sein können als ich Zweiter wurde. Mo Farah ist nun einmal der weltbeste Läufer, das ist keine Frage. Wenn ich nun sagen würde, dieser Mo Farah ist nicht zu schlagen, dann bräuchte ich nicht an den Start gehen. Versuchen werde ich es auf jeden Fall!
Welche Orientierung ist für Sie persönlich vorrangig: Der Platz bei den Europameisterschaften oder eine schnelle Endzeit, gar unter 13 Minuten?
Arne Gabius:
Es gibt Wettkämpfe wie bei der Diamond League, da geht es alleine um die Zeit. Etwa bei den Europameisterschaften oder der Team-EM geht es vorrangig um den Platz. Eines jedenfalls ist klar: Ich möchte nächstes Jahr schnell laufen. Und das geht sicherlich nicht in einem Meisterschaftsrennen. Die 13-Minuten-Marke - das ist schon etwas. Im Grunde ist es von meiner Bestzeit aus betrachtet nur eine Sekunde pro Runde schneller, es wäre schon super, wenn das einmal klappen würde!
Welcher Rennverlauf liegt Ihnen eher?
Arne Gabius:
Es lässt sich beides trainieren. Wenn ein Rennen auf eine 13:40 zuläuft, dann bist du natürlich noch richtig frisch in der letzten Runde. Für mich kommt es darauf an, nicht nur die letzte Runde zu trainieren, sondern die zwölfeinhalb Runden davor. Es kommt also auf das große Ganze an!
Bislang haben wir uns im Gespräch eher auf die kommende Saison konzentriert. Lassen Sie uns aber auch noch einmal zurückblicken auf die Saison 2013. Wie würden Sie diese bewerten?
Arne Gabius:
Es war eine schwierige Saison, denn ich bin bereits mit einem Muskelfaserriss im Winter zum Trainingslager nach Kenia gefahren. Dennoch bin ich mit der Saison zufrieden, trotz mancher gesundheitlicher Probleme habe ich das Maximale herausgeholt. Die WM in Moskau musste ich schnell abhaken und mir sagen, es wird auch 2015 wieder eine WM geben. Zum Glück ist die Konstellation im Jahr 2014 eine etwas andere. .
Sie sind nach der Trennung von Dieter Baumann Athlet und Trainer in Personalunion, lediglich das Management haben Sie Carine Messerschmidt-Knapp überlassen. Wie klappt diese Doppelrolle?
Arne Gabius:
Das hätte ich schon früher machen sollen. Ich habe Freiheiten, bin mein eigener Chef, muss aber auch für die Entscheidungen gerade stehen, wenn sich diese als nicht optimal herausstellen sollten. Ich handele nach dem Motto "Wenn du willst, dass es gut wird, dann mache es selbst".
Was sagt zum Beispiel der Trainer Arne Gabius zum Athleten Arne Gabius, wenn es einmal nicht läuft?
Arne Gabius:
Wie jeder andere auch, ist er natürlich enttäuscht. Das dauert vielleicht einen oder zwei Tage, dann wird er sagen: Lasse uns den Blick nach vorne richten! Aber auch meine Freundin Anne berät mich, sie hat einen guten Blick. Sie war es auch, die mir mit "Outdoor-Fitness-Programm" ein spezielles Krafttraining näher gebracht hat, das ihr als reine Hobbyläuferin zu einem erheblichen Leistungssprung verholfen hat. Seit Oktober bin ich in Tübingen im Kraftraum, anfangs auch mit Marius Bröning. Es waren eher typische Übungen für Sprinter und Werfer. Diese haben mir gut gefallen. Teilweise bin ich schon über zwei Stunden im Kraftraum gewesen - und es war keinesfalls langweilig!
Sie sind als Athlet Einzelkämpfer. Gefallen Sie sich in dieser Rolle?
Arne Gabius:
Es kann natürlich ein Manko sein. Aber ich weiß, dass ich es auch alleine kann. Zum Training in der Gruppe fahre ich jetzt nach Kenia. In Deutschland ist es unmöglich, Derartiges zu organisieren. Eine Art von Zentralisierung funktioniert nicht. Ich bin schon einmal wegen des Trainings von Hamburg nach Tübingen umgezogen. Die Gruppe hat sich schnell verkleinert, zuletzt gab es nur noch Filmon Ghirmai. Irgendwann war dann auch für mich der Weg frei, mich selbst zu trainieren, ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen.
Sind Sie ein eigenwilliger und egoistischer Typ?
Arne Gabius:
Es hat bei mir schon immer wieder einmal Pläne gegeben, in die USA zu einer Trainingsgruppe zu gehen, um neue Trainingsreize zu setzen. Ich werde mir künftig nicht mehr reinreden lassen, sondern so trainieren, wie es die Weltspitze derzeit tut. Das Baumann-Training ist Vergangenheit, es hat bei mir nicht funktioniert. Ich werde mich auch nicht an den Kenianern, sondern künftig eher an den US-Amerikanern mit ihrer Trainingsgestaltung orientieren. Ich plane, was mir Spaß macht. Und nach Udo Lindenberg: Ich mache mein Ding!