Arne Gabius - "Mein bestes Jahr"
Arne Gabius war am vergangenen Montag fast schon traditionell der beste deutsche Langstreckler beim Silvesterlauf in Trier. Am 31. Dezember kam er als Siebter ins Ziel. Im Interview spricht der 31-Jährige über sein Training in Eigenregie und über seine Ziele für das neue Jahr.
Arne Gabius, herzlichen Glückwunsch! Zum fünften Mal waren Sie der beste Deutsche beim Trierer Silvesterlauf. Was bedeutet dieser Erfolg für Sie?Arne Gabius:
Der Silvesterlauf in Trier hat für mich immer einen hohen Stellenwert. Das Rennen ist qualitativ hochwertig besetzt mit immer einem internationalen Medaillengewinner. Nach drei Monaten Wintertraining ist dieses Rennen zudem immer ein Gradmesser für die kommende Saison. Entweder heißt es: Du kannst so weitermachen oder du musst einige Dinge ändern. So ein gutes Feedback bekommt man im Training nicht.
Die Saison 2012 war Ihre erste als Trainer und Athlet in Personalunion. Ein voller Erfolg, oder?
Arne Gabius:
2012 war in der Tat mein bisher erfolgreichstes Jahr. Man darf aber nicht nur dieses Jahr sehen. Das baut ja auf die anderen Jahre auf. Ich habe viel gelernt und lerne immer neu dazu. Aber dass das Training, das ich selbst gestalte, so zum Erfolg führt, hat mich selbst überrascht. Im Oktober 2011 habe ich zu Filmon Girmai gesagt: Wenn ich in der Halle die 3.000 Meter nicht unter 7:55 Minuten laufe, brauche ich an die Olympianorm von 13:18 Minuten gar nicht zu denken. Ich habe auch deshalb auf die Halle gesetzt, weil man schon Mitte Juni die Olympianorm gepackt haben musste. Mir ist es dann sehr gut gelungen, die Geschwindigkeit aus der Halle mitzunehmen.
Wie erklären Sie den Leistungsschub?
Arne Gabius:
Die größte Veränderung war, dass ich mit dem Studium fertig bin. Ich habe eine gesicherte Zukunft. Meine Zulassung als Arzt habe ich in der Tasche. Ich kann mich jetzt auf den Sport konzentrieren und mein Training in Ruhe durchführen. Zwar habe ich in Tübingen leider keine Trainingsgruppe, aber dadurch kann ich auch bestimmen, wann ich trainiere.
Woher nehmen Sie die Ideen für Ihr Training?
Arne Gabius:
Bei der Trainingsgestaltung lasse ich mich von amerikanischen Trainingsgruppen, nicht nur von der von Alberto Salazar, inspirieren. Ich halte Augen und Ohren offen: Wie wird trainiert und was ist das Beste für mich. Und dann muss man probieren und sehen, ob es funktioniert. Insgesamt laufe ich schneller. Bisher dienten Dauerläufe der Erholung. Jetzt mache ich sie qualitativ hochwertig. 3:30 Minuten pro Kilometer ist meine Zielzeit. 140 bis 170 Wochenkilometer kommen so zusammen.
Wenn Sie einen Ausblick auf 2013 wagen: Was ist möglich?
Arne Gabius:
Für mich ist es jetzt ja das Schöne, dass ich in die großen Rennen wie die der Diamond League reinkomme. Das macht Spaß und ist ja auch ein Teil des Läuferlebens: Reisen und Wettkämpfe laufen. Konkret plane ich 2013 auch 10.000 Meter in einer adäquaten Zeit zu laufen. Und wenn ich an der Hallen-EM teilnehme, möchte ich ein Wort bei der Medaillenvergabe mitreden. Bei der WM möchte ich ins Finale kommen. Ein Top-Acht-Platz ist möglich. Außerdem gibt es beim Hallen-Meeting in Birmingham diesmal einen 5.000-Meter-Lauf. Auch da gibt es einen deutschen Rekord [Stephané Franke: 13:30,15 min]. Rekorde sind da, um sie zu brechen. Das ist ein Ansporn.
Und wie sehen Ihre langfristigen Ambitionen aus?
Arne Gabius: Die nächsten vier Jahre werde ich auf jeden Fall weitermachen. Das ist auch soweit mit den Sponsoren gesichert. Da wird mir der Rücken freigehalten. Ob ich bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 im Stadion oder Marathon laufe, weiß ich nicht. Ich denke aber eher, dass Marathon noch weit weg ist. In den nächsten zwei Jahren stehen definitiv nicht die langen Strecken auf der Straße im Mittelpunkt. Dafür bin ich zu sehr Bahnläufer und dafür macht mir das auch zu sehr Spaß.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift