Arne Gabius: „Mein Trainer darf bleiben“
Nach einem Stolperer war bei der WM in Moskau (Russland) der Traum von der Finalteilnahme dahin. Im Interview spricht 5.000-Meter-Läufer Arne Gabius (LAV Stadtwerke Tübingen) über diesen schweren Moment, weitere Pläne und warum er dennoch mit dieser Saison zufrieden ist.
Arne Gabius, sind Sie mit Ihrer Saison zufrieden?Arne Gabius:
Unter dem Strich: Ja. Ich bin Bestzeit gelaufen. 2012 war für mich mit der ersten internationalen Medaille und Bestzeiten über 3.000 sowie 5000 Meter sehr erfolgreich. Da war es nicht selbstverständlich, in dieser Saison daran nahtlos anknüpfen zu können.
Wie sehr beschäftigen Sie das Moskauer WM-Rennen und die verpasste Finalchance noch?
Arne Gabius:
Ganz ehrlich? Schon noch ein bisschen. Ich werde noch oft darauf angesprochen und erhalte auch viel Zuspruch. Schade, dass ich das Finale verpasst habe, denn ich war auf dem entsprechendem Niveau. Es wäre ein verdienter Lohn für die letzten zwei Jahre gewesen.
Sie sind als Läufer auch Ihr eigener Trainer. Hätten Sie diesen nach der WM-Saison nicht entlassen müssen oder haben Sie ihn ein weiteres Jahr unter Vertrag genommen?
Arne Gabius:
Ich war Anfang des Jahres zwei Monate verletzt, hatte keine Hallensaison. Dennoch bin ich im Sommer Bestzeit über 5.000 Meter gelaufen. Mein Trainer hat also einen guten Job gemacht (lacht). Er wird mich in Abstimmung mit internationalen Trainern wie Renato Canova und Lagat-Coach James Lee auch weiter betreuen.
Nach Beendigung Ihres Medizinstudiums haben Sie sich für eine Profikarriere entschieden. Wie kommen Sie damit zurecht?
Arne Gabius:
Laufen ist ein Beruf wie jeder andere auch. Er macht viel Spaß und man lernt viele Menschen kennen. Momentan passt alles.
Linda Stahl geht ins praktische Jahr ihres Medizinstudiums, Christina Obergföll heiratet – welche Pläne gibt es bei Ihnen?
Arne Gabius:
Nach einem anstrengenden Jahr steht im Dezember der Umzug nach Stuttgart an. Meine Freundin und ich freuen uns schon jetzt sehr darauf – auch wenn uns der Abschied von unserer langjährigen Heimat Tübingen sicher nicht leicht fallen wird.
Dieter Baumann hat vor zwei Jahren vorausgesagt, dass der Laufbereich im DLV baden gehen würde. Dank Ihnen, Carsten Schlangen und Homiyu Tesfaye und einiger weiterer Talente ist dies nicht so gekommen …
Arne Gabius:
... solche Aussagen sind zu einfach, fast schon Stammtischparolen. Ich habe mich entwickelt, stehe in der ewigen Bestenliste auf Platz vier. Von einer Krise kann also keine Rede sein.
Was sagen Sie zu Homiyu Tesfaye?
Arne Gabius:
Ich habe ihn in Moskau persönlich kennengelernt: er ist ein sehr netter und mutiger junger Läufer, der noch lange vorne mitlaufen wird. Schade, dass er zu seiner Einbürgerung schweigt. Dadurch hat er die Diskussion mit angeregt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Altersangaben von Afrikanern oft nicht stimmen. Die Laufszene ist groß und neidisch. Tesfaye hätte es nicht nötig gehabt, mit dem Niveau eines WM-Fünften bei der U23 um nationale Titel zu laufen.
Doping war im zurückliegenden Sommer ein zentrales Thema. Es wurden so viele Athleten wie noch nie aus dem Verkehr gezogen...
Arne Gabius:
...2012 war in dieser Hinsicht auf den 5000 Metern mehr los. 2013 hat es eher die 100 Meter und den Wurfbereich getroffen. Insgesamt ist es ein gutes Signal, wenn Leute erwischt werden.
Auf welches Ziel arbeiten Sie 2014 hin?
Arne Gabius:
Das wird ein tolles Jahr. Ich möchte mir den Deutschen Hallenrekord über 3.000 Meter von Dieter Baumann, an den ich ja bis auf 62 Hundertstel herangelaufen bin, holen. Im Sommer wird alles auf die EM in Zürich und die Verteidigung meiner Medaille von Helsinki ausgerichtet sein.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift