| Frankfurt-Marathon

Arne Gabius: Selbstbewusst auf 2:07-Kurs

Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) ist bereit. Bereit für eine ganz schnelle Zeit beim Frankfurt-Marathon am Sonntag. Das Training lief so gut, dass der 34-Jährige Zwischenzeiten anpeilt, die auf eine Endzeit deutlich unter den deutschen Rekord von 2:08:47 Stunden hindeuten. Für ihn ist das maßgeschneiderte Rennen am Sonntag die wahrscheinlich größte Chance seines Sportlerlebens.
Martin Neumann

Arne Gabius ist in seinem Element. Er redet über Trainingslehre, Saltin-Diät, Durchgangs- und Bestzeiten. Dabei leuchten wenige Tage vor dem Start beim Frankfurt-Marathon am Sonntag seine Augen. Man merkt sofort: Da ist einer Feuer und Flamme für den Marathon. Stundenlang könnte der 34-Jährige weiterreden, doch irgendwann warten die nächsten Termine. Trotzdem ist das Gespräch bei einem gemeinsamen Lauf am Frankfurter Mainufer, das anschließend in der Zentrale von Nike Deutschland weitergeführt wird, mehr als ergiebig.

Schnell wird klar: Arne Gabius ist bereit für den ganz großen Coup am Sonntag. Er strotzt vor Selbstbewusstsein. Sitzt man ihm gegenüber, kann man es förmlich greifen: „Der Frankfurt-Marathon hat ein starkes Feld um mich herum aufgebaut. Ein solches Rennen wird mir wahrscheinlich nie wieder präsentiert“, weiß er um die vielleicht größte Chance seiner Karriere.

Die Eliteläufer mit Arne Gabius sollen auf Betreiben des 34-Jährigen am Sonntag die Halbmarathonmarke in 63:30 Minuten passieren – und damit Kurs auf eine Endzeit von 2:07:00 Stunden nehmen. Der 27 Jahre alte deutsche Rekord von Jörg Peter – der am Freitag seinen 60. Geburtstag feiert – steht (noch) bei 2:08:47 Stunden.

Auf den Spuren von Baldini und Röthlin?

„Ich orientiere mich im Bereich von 2:07:20 Stunden“, gibt Arne Gabius die Richtung vor. Diese Zeiten sind Athen-Olympiasieger Stefano Baldini (Italien) und der Schweizer Ex-Europameister Viktor Röthlin gelaufen. „Wir reden hier nicht von 2:02- oder 2:03er-Zeiten. Man darf nicht vergessen: Als Jörg Peter den deutschen Rekord gelaufen ist, lag der Weltrekord schon unter dieser Marke. Und in den 27 Jahren hat sich eine Menge getan: in der Trainingslehre, bei der Ernährung und der Ausrüstung“, sagt der bei Stuttgart lebende Läufer.

Finisht der 34-Jährige am Sonntag in der Festhalle unter 2:08 Stunden, wäre das ein weiterer großer Leistungssprung. Nach seinem überraschend starken Debüt im vergangenen Jahr (2:09:32 h) muss man ihm das auf jeden Fall zutrauen. Zumal Arne Gabius weiter an der Trainingsschraube gedreht hat. Wochenumfänge von bis zu 260 Kilometern hat er in der Vorbereitung absolviert. Dazu einige Überdistanzläufe. Bei einer 46-Kilometer-Einheit mit Intervallen (jeweils zwei Kilometer in 5:52 bis 5:55 Minuten) durchlief er die Marathonmarke nach 2:27 Stunden.

Man sieht: Der Trainer Arne Gabius hat den Läufer Arne Gabius ordentlich gefordert. Doch der konnte das Training durchziehen: „Die Vorbereitung ist super gelaufen. Ich bin bereit für das Rennen.“

Der 16. März 2014

Ein Satz, den man vor rund anderthalb Jahren mit Sicherheit nicht von ihm gehört hätte. Denn Anfang 2014 wusste der damalige Bahnspezialist noch gar nicht, dass er irgendwann auf den 42,195 Kilometern landen würde. Arne Gabius war nie einer, der schon als Jugendlicher vom Marathon träumte. Das änderte sich am 16. März 2014 nach seinem Halbmarathon-Debüt in New York: Bei Minusgraden, Wind und auf einer nicht sehr schnellen Strecke lief er starke 62:09 Minuten.

Danach sagte der bekannte österreichische Trainer Wilhelm Lilge zu ihm: „Nun hat Deutschland endlich wieder einen 2:08-Marathonläufer.“ Der gebürtige Hamburger fasste das nicht nur als nettes Kompliment auf. „Für mich war seit diesem Tag klar: Ja, das will ich erreichen“, erinnert er sich. Selbst wenn der 34-Jährige am Sonntag die Peter-Bestmarke deutlich unterbieten sollte: Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Im Gegenteil: „Ich bin noch nicht an meine Grenzen gestoßen. Ich glaube, dass mein biologisches Alter deutlich unter dem in meinem Ausweis liegt“, sagt Arne Gabius.

Das Karriereende ist nicht in Sicht

Der 5.000-Meter-Vize-Europameister von 2012 peilt den olympischen Marathon 2016 in Rio an. Die nach dem Berlin-Marathon viel diskutierte Norm von 2:12:15 Stunden ist für ihn am Sonntag nur ein Beiwerk. „Ich will es so sagen: Sollte irgendetwas Unvorhergesehenes passieren und ich einige Minuten am Straßenrand stehen, habe ich noch ein weiteres Ziel, um den Marathon zu beenden.“ Da ist es wieder, das Thema Selbstbewusstsein.

Vor Rio plant der Olympiastarter von 2012 noch mit der EM in Amsterdam. In der niederländischen Metropole will er mit einer starken deutschen Halbmarathon-Mannschaft dabei sein. Ein weiteres Ziel ist die 2018 folgende „komplette“ EM mit dem Marathonlauf in Berlin. Selbst die Olympischen Spiele 2020 in Tokio (Japan) schließt Arne Gabius – dann 39 Jahre alt – nicht aus: „Es wäre etwas Besonderes, im laufverrückten Japan bei einem olympischen Marathon zu starten.“ Eins scheint klar: Der Profiläufer Arne Gabius wird noch häufig über Trainingslehre, Saltin-Diät und Bestzeiten reden.

Das große Interview auf laufen.de:

<link https: www.laufen.de arne-gabius-20720 _blank link zum interview auf>Arne Gabius: "Ich orientierte mich an 2:07:20 Stunden"

laufen.de berichtet am Sonntag ab 9:50 Uhr im Live-Ticker vom Frankfurt Marathon

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