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Arne Gabius und die Rückkehr zu seinen Wurzeln

Die Schlagzeilen im Herbst gehörten Arne Gabius. Sein Marathon-Debüt am 26. Oktober in Frankfurt war ein Paukenschlag. Mit 2:09:32 Stunden war er schneller als jeder andere deutsche Läufer in diesem Jahrtausend. Nur drei Deutsche waren jemals besser. Nun kehrt der 33-Jährige dorthin zurück, wo er das Laufen gelernt hat.
Norbert Hensen

Nach dem famosen Auftritt von Arne Gabius in Frankfurt, sagte Hamburgs Marathon-Chef Frank Thaleiser dem Hamburger Abendblatt: „Vielleicht überdenkt Arne ja jetzt noch mal seine Bahnkarriere, wir hätten ihn unheimlich gern am 26. April 2015 bei uns. Er hat ja meine Nummer.“

Der Anruf blieb zunächst aus. Dafür gab es eine Mail. „Aber mit ein paar Wochen Verspätung“, wie Frank Thaleiser erzählt. Nach dem Frankfurt-Marathon habe der Marathon-Chef eine E-Mail an Arne Gabius geschrieben, weil er sich zu der Zeit in Urlaub befand und telefonisch nicht erreichbar war. „Leider war das eine Mail-Adresse, die Arne nur noch selten nutzt, deshalb dauerte es rund vier Wochen, bis eine Antwort kam“, so Thaleiser. Die fiel allerdings sehr vielversprechend aus.

„Wir haben dann über einen möglichen Marathon-Start in Hamburg, aber auch über einen Vereinswechsel gesprochen“, sagt Frank Thaleiser. Die Chemie stimmte. Wohl auch weil Gabius ein „Hamburger Jung“ ist, den es schon seit längerer Zeit wurmt, dass er nicht im Besitz des Hamburger 5.000-Meter-Rekordes (13:47,46 min) ist.

Erster Titel mit acht

1981 ist Gabius in Hamburg-Volksdorf geboren, 1989 wurde er Mitglied im SC Poppenbüttel, für den er seinen ersten Hamburger Titel im 1.000-Meter-Lauf holte. Danach widmete er sich intensiver dem Handball, bevor er sich 1996 der LAV Hamburg-Nord anschloss und auf die Laufbahn zurückkehrte. Nachdem er 1998 im Hamburger Trikot deutscher B-Jugendmeister über 3.000 Meter geworden war, beendete er seine Handball-Karriere und setzte ganz aufs Laufen. 1999 wurde er auf Anhieb in der A-Jugend deutscher Hallenmeister (3.000 Meter) und qualifizierte sich für die U20-EM in Riga (Estland).

Es folgte eine Karriere die stetig verlief – und ihren vorläufigen Höhepunkt mit der Silbermedaille über 5.000 Meter bei der EM 2012 in Helsinki (Finnland) fand. Auf der Bahn soll es 2015 zunächst weitergehen. Arne Gabius plant im Frühjahr ein schnelles 10.000-Meter-Rennen. Der nächste Marathon steht im Herbst 2015 an. Frankfurt vielleicht, oder auch Chicago (USA) könnte sich Gabius vorstellen. Noch hat er Zeit genug, sich zu entscheiden. Thaleiser hat kein Problem damit, wenn sein neuer Athlet an anderer Stätte Erfolge einheimst. „Es wäre doch toll, wenn Arne in Frankfurt Deutscher Meister im Marathon in unserem Trikot werden würde!“

Ende 2011 wurde das Laufteam Haspa Marathon Hamburg gegründet. Mittlerweile gibt es 23 Mitglieder. „Aber die können für den Laufsport in Hamburg eine Menge bewegen“, sagt Thaleiser. Dem Verein gehe es darum, talentierten Läufern die Möglichkeit zu geben, unter besten Bedingungen zu trainieren. Mit Beate Conrad wurde vor zwei Jahren eine der renommiertesten deutschen Trainerinnen verpflichtet.

Viele Freiheiten

Bis vor wenigen Wochen gehörten auch die schnellen Zwillingsschwestern Elina und Diana Sujew zum Verein. Die 1.500-Meter-Spezialistinnen erklärten vor einigen Wochen, dass sie zu ihrem alten Club LG Eintracht Frankfurt zurückkehren werden. Ein anderes Aushängeschild ist Mona Stockhecke. Die in Hamburg aufgewachsene Spätstarterin kam bei der EM in Zürich (Schweiz) als beste Deutsche auf Rang 22 ins Ziel. Und zum Saisonabschluss machte sie wie ihr zukünftiger Vereinskamerad Arne Gabius in Frankfurt ein tolles Rennen: Mit 2:33:50 Stunden rannte sie im dritten Marathon des Jahres sogar Bestzeit. Mona Stockhecke und Arne Gabius sind unterschiedliche Läufertypen. Sie treibt ihre berufliche Karriere voran, das Laufen muss integriert werden. Arne Gabius will es mit 33 wissen. Er wird die nächsten Jahre so professionell an seiner Laufkarriere arbeiten wie möglich.

Im Trikot des LT Haspa Marathon Hamburg hat er eine große Entscheidungsfreiheit. Auch das hat ihn ganz sicher überzeugen können. „Es gab andere Angebote. Aber die Entscheidung für Hamburg war logisch. Ich habe hier 24 Jahre gelebt und kenne alle Laufstrecken“, sagte Gabius bei einer Pressekonferenz in Hamburg am vergangenen Montag.

Der Autodidakt Gabius lässt sich vom Italiener Renato Canova beraten. Gedanklich beschäftigt sich der Läufer schon mit dem Jahr 2016. Der olympische Marathon ist sein Traum. „Ich muss mich dort nicht verstecken. Es wird taktisch gelaufen werden. Und ich bin ein erfahrener Läufer“, sagte Gabius in Hamburg.

Professioneller Athlet

Noch muss er sich erst qualifizieren, dass er das schafft, daran zweifelt niemand. „Arne ist ein Phänomen, er macht sich heute schon Gedanken über ein Rennen, das noch mehr als eineinhalb Jahre in der Zukunft liegt – das zeigt, wie professionell er denkt und arbeitet“, zeigt sich Thaleiser beeindruckt. „Wenn er dort ein starkes Rennen macht, ist mir das wichtiger als ihn für den Hamburg-Marathon zu verpflichten.“

Aber Thaleiser hätte auch nichts dagegen, wenn sein neuer Vorzeige-Läufer die Konkurrenz vor dem Olympia-Marathon mit einem deutschen Rekord in der Hansestadt beeindrucken würde.

<link>Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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