Andreas Erm - Auf Ski zur Kondition
Die deutschen Geher zieht es in den Schnee. Nicht, dass sie die Sportart wechseln wollen. Einziges Ziel: Die Grundlagenausdauer im Höhentraining zu erhöhen und dazu auch noch die Kraftbelastung zu steuern. Deshalb fahren am 20. November Andreas Erm (SC Potsdam) und Maik Berger (Berliner LG Ost) nach Bulgarien. Eine Woche später werden ihnen André Höhne und Sabine Zimmer folgen. Als Trainer steht der Truppe der Berliner Peter Selzer zur Seite.
Andreas Erm ist "unser bester und beständigster Geher", sagt DLV-Geherteamchef Ronald Weigel (Foto: Klaue)
Nur Melanie Seeger ist in Bulgarien nicht dabei: "Das Skilager mache ich diesmal nicht mit, weil ich meine, dass ich mich da nicht so ausbelasten kann. Da trainiere ich lieber in Potsdam."Erm noch ein Tick talentierter als Gauder
Andreas Erm hat inzwischen die schmerzliche Disqualifikation während des olympischen 50-Kilometer-Wettbewerbs überwunden. "Er hat eine gute Technik, hat an diesem Tag Pech gehabt", bringt es DLV-Geherteamchef Ronald Weigel, der ihn auch als Heimtrainer betreut, auf den Punkt. "So, wie er in Athen gegangen ist, gab es keinen Grund, ihn zu disqualifizieren. Doch es ist müßig, im Nachhinein über Entscheidungen der Gehrichter zu diskutieren. Wir müssen im Gehsport eben damit leben." Und Weigel, der zu seiner aktiven Zeit wenig Ärger mit den Gehrichtern hatte, verwies darauf, dass der Pole Robert Korzeniowski viermal hintereinander bei Großereignissen disqualifiziert worden war und danach zum weltbesten Geher wurde.
"Andreas Erm ist weiterhin unser bester, beständigster Geher", meint Weigel und schlägt eine Brücke zum großen Hartwig Gauder, bei dem er gerade dessen 50. Geburtstag feierte. "Gauder war ein Riesengeher, aber vom Talent, von den Potenzen her ist Andreas Erm noch einen Tick besser. Wenn er gesund durchkommt, sehe ich für die nächsten Jahre keine Probleme." Für die WM 2005 in Helsinki setzt Weigel klar das Ziel: "Eine Medaille soll es werden. Sonst brauchen wir nicht so hart zu trainieren."
Seit Mitte Oktober im Training
Mitte Oktober haben alle Spitzengeher zuhause mit dem Training angefangen. Nun gilt es, auf dem Belmeken in 2000 Meter Höhe die allgemeine Grundlagenausdauer zu stählen, mit Märschen auf Skiern im bergigen Gelände. "Auch im vorigen Jahr hatte es sich bewährt, dass wir mit semispezifischen Trainingsmitteln, sprich mit Ski fahren, eine allgemeine Konditionierung erreichten", erklärte DLV-Geherteamchef Ronald Weigel den Sinn des Unternehmens. "Und wenn kein Schnee liegen sollte, dann können wir auch 20 bis 25 Kilometer bergauf gehen. Das Gelände dort am Belmeken eignet sich vorzüglich dazu."
Und alles, ob mit oder ohne Schnee, ist auch eine gute Vorbereitung für das nächste Trainingslager im Januar in Südafrika. Nach einer kurzen Hallensaison im Februar mit einem Start bei der DM in Sindelfingen, folgen zwei Wochen Training auf Teneriffa, gewissermaßen als Vorbereitung für den Grand Prix im mexikanischen Tijuana. Anschließend steht im März ein weiteres Höhentraining auf dem Programm.
Die Geher legen also die Grundlagen, um 2005 wieder bei den sportlichen Höhepunkten erfolgreich abzuschneiden. Getreu nach dem alten Spruch: Der Leichtathlet wird im Winter gemacht.