Arne Ljungqvist glaubt an systematisches Doping
Die russische Leichtathletik versinkt im Dopingsumpf, IOC-Chefmediziner Arne Ljungqvist glaubt gar an systematisches Doping. Hintergrund ist die Suspendierung von sieben Leichtathletinnen und drei Gehern im Vorfeld von Olympia. Bezogen auf die Läuferinnen, die Urinproben manipuliert haben sollen, sagte der Schwede in Peking (China): „Ich denke, das ist systematisches Doping. Das wäre im neuen WADA-Code ein Vergehen, das zu einer vierjährigen Sperre führen könnte.“
Der neue WADA-Code tritt zum 1. Januar 2009 in Kraft, weshalb derzeit wohl nur eine Zwei-Jahres-Sperre in Frage kommt.Für seine Worte erntete der Schwede heftigen Widerspruch aus dem russischen Olympiateam. „Wir sind in einer schwierigen Situation, aber uns systematisches Doping zu unterstellen, ist Vorverurteilung“, erklärte Mannschaftssprecher Gennadi Shvets: „Als in den USA der Balco-Skandal bekannt wurde, hat doch auch niemand gesagt, der ganze US-Sport sei darin verstrickt.“
Gennadi Shvets unterstellte dem Leichtathletik-Weltverband IAAF, mit der Suspendierung der sieben Läuferinnen absichtlich bis kurz vor Olympia gewartet zu haben, um dem russischen Sport zu schaden: „Die Ergebnisse sind lange bekannt. Mit dem langen Warten wollte man uns bewusst in Schwierigkeiten bringen.“
Goldhoffnungen gesperrt
Wegen des Verdachts der Manipulation von Dopingproben waren vergangene Woche sieben russische Athletinnen suspendiert worden, darunter die Olympia-Goldhoffnungen Yelena Soboleva (800/1.500 m), Diskus-Europameisterin Darya Pishchalnikova sowie die frühere Hammer-Weltrekordlerin Gulfiya Khanafeyeva. Als Medaillenkandidatin galt die ehemalige 1.500-Meter-Weltmeisterin Tatyana Tomashova, 2004 in Athen (Griechenland) Olympia-Zweite. Beim DNA-Vergleich ihrer Dopingproben aus den Jahren 2007 und 2008 waren Unregelmäßigkeiten festgestellt worden.
Am Dienstag folgte dann der Ausschluss von drei Gehern. Nach Informationen der russischen Agentur All Sport wegen positiver EPO-Tests und nicht wegen mehrfach verpasster Kontrollen, wie es zuerst hieß. Die Proben waren am 20. April in Saransk (Russland) genommen worden.
Namen bestätigt
Auch der ursprünglich genannte Valeriy Borchin, 2006 EM-Zweiter über 20 Kilometer, soll nicht darunter sein. Vielmehr seien der frühere U20-Weltmeister Vladimir Kanaykin, der in Peking über 50 Kilometer starten sollte, sowie die nicht für Olympia qualifizierten Alexey Voyevodin (2004 Silber in Athen) und Viktor Burayev (WM-Dritter 2001) betroffen. Die Namen bestätigte Trainer Viktor Chegin, zugleich wies er die Vorwürfe zurück.
Besonders brisant ist, dass unter den Läuferinnen Olga Yegorova ist. Sie war 2001 in der A-Probe schon einmal positiv auf das Ausdauerdopingmittel EPO getestet, wegen Unzuverlässigkeit des Tests jedoch nicht gesperrt worden. Kurze Zeit später stürmte sie unter dem Protest von Athleten wie der damaligen WM-Fünften Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) in Edmonton (Kanada) zum 5.000-Meter-Titel. Auf der Tribüne protestierte damals die heutige Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe (Großbritannien) mit einem Plakat mit der sinngemäßen Aufschrift: „Raus mit den Epo-Drogen.“
Mehr: Russische Geher suspendiert
Russischer Skandal - Yelena Soboleva wehrt sich
Sieben russische Top-Athletinnen suspendiert
Quelle: Sport-Informations-Dienst