Arnstadt setzt zum Abschied auf Ivan Ukhov
Bei 37 Auflagen ist kaum ein Wunsch offen geblieben, doch einen hat Hubertus Triebel noch. Beim 38. und letzten Hochsprung mit Musik am Samstag in Arnstadt (13.30 Uhr, Jahnsporthalle) hofft der Meetingdirektor, bei den Männern die langersehnte Marke von 2,40 Meter knacken zu können. Die Voraussetzungen sind gut, Olympiasieger Ivan Ukhov (Russland) reist in bestechender Form an. Das ebenso hochkarätige Feld der Frauen führt Ukhovs Landsfrau Irina Gordejewa an.
1977 gab es in der ältesten Stadt Thüringens die Premiere des Spezialmeetings. Wattereste aus einer Anorakfabrik bildeten die Grundlage für die Matten, erstmals wurde Musik während der Sprünge eingespielt. Hubertus Triebel war von Beginn an Organisationschef in Arnstadt, half dem Meeting auch über die schwere Zeit nach der Wende, ist in der Kleinstadt ebenso wie seine Veranstaltung eine Institution.Schon beim „Silberjubiläum“ hatte er seinen Rückzug angekündigt, aber bislang immer verschoben; am Samstag ist für den 77-Jährigen wirklich Schluss, mit viel Wehmut. Es sei immer schwieriger geworden, Sponsoren zu finden und den Anspruch zu halten. In diesem Jahr musste der Etat nochmals um einen fünfstelligen Betrag gekürzt werden.
Dass mit Triebels Rückzug auch das Meeting letztmals stattfindet, war sicherlich nicht die Absicht des umtriebigen und hochengagierten Arnstädters. Doch es hat sich bisher kein Nachfolger gefunden. Die Party am Samstag wird umso ausgelassener ausfallen, zahlreiche Ehrengäste haben sich angekündigt.
Ivan Ukhov Erster über 2,40 Meter?
125 Sprünge hat es bei den Männern über 2,30 Meter gegeben – die nächste Marke von 2,40 Meter blieb zwar nicht unangetastet, aber übersprungen hat sie noch keiner. Auch nicht Javier Sotomayor, der Weltrekordhalter (2,43 m) und Sieger von 1996. Triebel hofft nun zum Abschluss auf dieses i-Tüpfelchen.
Heißer Kandidat dafür ist Ivan Ukhov. Der Russe hat bei seinen vier Starts in diesem Winter jeweils mindestens 2,36 Meter gemeistert, in Chelyabinsk verbesserte der 27-Jährige den Landesrekord Mitte Januar auf 2,41 Meter. Nur Sotomayor und Carlo Thränhardt (2,42 m) sprangen unter dem Hallendach höher.
Für Ivan Ukhov steht der neunte Start in Arnstadt an, und schlechter als Vierter war er nur im Vorjahr mit 2,20 Meter. Der Hallen-Weltmeister von 2010 hat also noch etwas gutzumachen – und wird bei einem 2,40-Meter-Flop zusätzlich mit 5.000 Euro belohnt werden, ein Weltrekord ist ebenso finanziell abgesichert.
Acht weitere 2,33-Meter-Springer
Sollte Ivan Ukhov das Niveau der vergangenen Wettkämpfe bestätigen, wird ihm wohl kaum einer den Sieg streitig machen können. Weltmeister Bohdan Bondarenko tritt in der Halle nicht in Erscheinung, Katars Überflieger Mutaz Essa Barshim muss bei den asiatischen Meisterschaften teilnehmen. Dennoch haben Triebel und Athletenmanager Günter Eisinger ein Weltklassefeld zusammengestellt.
Acht weitere 2,33-Meter-Springer stehen im Aufgebot, darunter der doppelte Titelverteidiger und kürzliche Hustopece-Sieger Aleksey Dmitrik, Peking-Olympiasieger Andrey Silnov und der Europameister von 2010, Alexander Shustov (alle Russland). Seinen zweiten Wettkampf in diesem Winter mit seinem starken Sprungbein absolviert Raul Spank von der LG Nord Berlin, der nach langer Verletzungspause langsam wieder in Fahrt kommt.
Marie-Laurence Jungfleisch gegen starke Konkurrenz
Bei den Frauen ist Marie-Laurence Jungfleisch eine Anwärterin auf einen Podestplatz. Die Tübingerin hat sich kürzlich in Cottbus auf 1,96 Meter gesteigert, die Hallen-WM-Norm damit abgehakt und sich erstmals an den zwei Metern versucht.
Nur drei Frauen sind in diesem Jahr höher gesprungen, zwei sind in Arnstadt dabei. Cottbus-Siegerin Ruth Beitia (Spanien; 1,98 m) und die konstante Schwedin Emma Green-Tregaro (1,97 m) führen die Meldeliste an. 2,04-Meter-Springerin Irina Gordeyeva (Russland) hat bislang 1,94 Meter zu Buche stehen. Neun Springerinnen aus neun Nationen mit Bestleistungen von mindestens 1,96 Meter sorgen für ein buntes und hochklassiges Frauenfeld vor 1300 Zuschauern (ausverkauft).