Arthur Abele - Plötzlich im Mittelpunkt
Nach zwei Tagen Zehnkampf in Ratingen war Arthur Abele (SSV Ulm 1846) ein gefragter Mann. Grund für das große Interesse: Mit einer fulminanten Steigerung auf 8.269 Punkte hatte der 20-Jährige überraschend den Zehnkampf gewonnen und sich für die WM in Osaka (Japan, 25. August bis 2. September) qualifiziert.

Arthur Abele - In Ratingen mit der Nummer fünf zur Nummer eins (Foto: Gantenberg)
Umringt von zahlreichen Journalisten beantwortete Arthur Abele geduldig alle Fragen, besonders oft fiel dabei das Wort "Wahnsinn". So ganz realisiert hatte er seine herausragende Leistung anscheinend noch nicht. Trotzdem bewahrte er auch im Interview-Marathon nach zwei harten Zehnkampf-Tagen einen kühlen Kopf. Den bewies er auch während des Wettkampfs, im Stabhochsprung stand er nach zwei Fehlversuchen bei der Anfangshöhe (4,30 m) vor dem Aus. "Da rauszufliegen war eine Horrorvorstellung", sagt Arthur Abele. Der drehende Wind war Schuld an den Schwierigkeiten, im letzten Versuch klappte es dann aber doch. "Das Publikum hat mitgeholfen."
Beflügelt durch die Zuschauer
Überhaupt war Arthur Abele von der Atmosphäre in Ratingen begeistert. "Davon habe ich profitiert." Besonders im Hochsprung teilte er die Begeisterung mit den Zuschauern. Nach dem Sprung über 2,04 Meter ließ er sich bejubeln. "An dieser Disziplin habe ich alleine so lange herumgefeilt, bis es gepasst hat", erzählt er.
Schon am ersten Tag startete der Ulmer mit einer persönlichen Bestzeit über 100 Meter (10,84 sec), am zweiten Tag war der Einstand noch furioser. Mit 13,93 Sekunden über 110 Meter Hürden lief er der Konkurrenz davon, "obwohl ich den Start verschlafen habe." Diese schnellen Zeiten waren der Schlüssel zum Erfolg, "der Wettkampf lief dann einfach."
Meetingrekord über 1.500 Meter
Trotzdem deutete nach dem Stabhochsprung noch alles auf einen Sieg von Norman Müller (Hallesche Leichtathletik Freunde) hin. Aber der Speerwurf brachte Arthur Abele (65,23 m) näher an seinen Konkurrenten (61,54 m) heran. Trotzdem musste Arthur Abele über 1.500 Meter elf Sekunden Vorsprung herauslaufen.
"Vor dem Rennen war ich total angespannt", berichtet der Youngster. Eigentlich wollte er nur die Punktzahl von Pascal Behrenbruch aus Götzis (8.199 Punkte) überbieten, um sich damit das Ticket zur WM zu sichern. Aber es kam anders, besser!
Den Strapazen der vorangegangenen Disziplinen zum Trotz, lief Arthur Abele in 4:18,00 Minuten neuen Meetingrekord. "Das war genial." Damit holte er sich doch noch den Sieg im Zehnkampf und übertraf seine persönliche Bestleistung um 157 Punkte.
Steiniger Werdegang
Bis zum Erfolg von Ratingen musste Arthur Abele allerdings viele Schwierigkeiten überwinden. Bevor er zur Leichtathletik kam war er begeisterter Geräteturner. Mit 11 Jahren stürzte er dann von einem Heuboden fünf Meter in die Tiefe. "Ich hatte einen Halswirbelbruch, fast wäre ich gelähmt gewesen", berichtet er. Er wurde wieder gesund, doch das Turnen gab er auf.
Seine Sportbegeisterung hielt aber an. Zunächst versuchte er sich im Handball, mit 13 Jahren begann er mit Leichtathletik. "Ich hatte Talent", erzählt der Deutsche Schülermeister im Achtkampf. Mit 16 kam aber der nächste Rückschlag: Ein Bandscheibenvorfall. Auch im vergangenen Winter musste er sich einer Ellenbogen-OP unterziehen.
Ans Aufhören hat Arthur Abele aber nie gedacht. "Ohne Sport könnte ich nicht leben." Der Zehnkampf ist für ihn "die Königsdisziplin und eine Lebenseinstellung." Sein Traum ist, nächstes Jahr bei Olympia dabei zu sein.
Vorher nach Osaka
Wenn der 20-Jährige an seine Leistung von Ratingen anknüpfen kann, ist die Chance auf ein Ticket für Peking (China) groß. Doch zuerst gilt es, die 8.269 Punkte bei der WM in Osaka zu bestätigen. "Dort sind wir ein starkes Team."
In Hallen-Weltmeister André Niklaus (LG Nike Berlin) sieht Arthur Abele ein Vorbild. "Vielleicht kann ich ihn in Osaka ein bisschen ärgern." Verbesserungen nimmt er sich vor allem im Kugelstoßen und Diskuswurf vor. "Daran werde ich in den nächsten Wochen noch besonders intensiv arbeiten."
In den kommenden Wochen wird Arthur Abele also sehr viel Zeit auf dem Trainingsplatz verbringen. Seine Ausbildung zum Elektroniker muss dann zurückstecken. "Aber die Firma macht super mit." Arthur Abele ist im zweiten Lehrjahr und nachdem sein Name nun in allen Zeitungen stand, wohl der bekannteste Angestellte.