Asafa Powell stellt in Zürich Weltrekord ein
Zum dritten Mal in seiner Karriere ist der Jamaikaner Asafa Powell am Freitagabend beim Golden-League-Meeting in Zürich (Schweiz) die 100 Meter in 9,77 Sekunden gelaufen. Damit stellte er erneut den Weltrekord, den er gemeinsam mit dem unter Dopingverdacht geratenen US-Amerikaner Justin Gatlin hält, ein.
Asafa Powell stellte den Weltrekord erneut ein (Foto: Möldner)
Mit der 78. Auflage der Veranstaltung ging die Ära des altehrwürdigen Letzigrund-Stadions zu Ende. Denn gleich im Anschluss an das Meeting wird das alte Stadion abgerissen und durch ein neues ersetzt, das dann modernen Ansprüchen genügen und in dem in Zukunft das hochkarätige Leichtathletik-Fest stattfinden kann."Ich bin ergriffen von dieser Tatsache, dass es das letzte Meeting an der alter Wirkungsstätte ist. Wir werden in einem Jahr aber ein neues Stadion haben, das auch neue Möglichkeiten eröffnet. Wir alle sind also etwas traurig, aber auch glücklich, dass wir eine neue Zukunft vor uns haben", stellte der ebenfalls scheidende Meeting-Direktor Hansjörg Wirz in einem Interview fest. Er versprach: "Wir werden nächstes Jahr die Leichtathletik der Zukunft veranstalten."
Vier unter zehn Sekunden
Asafa Powell sorgte mit einem Fingerzeig für den Weg dorthin durch seine Egalisierung des Weltrekords bei der hochkarätigen Leichtathletik-Veranstaltung für ein echtes Glanzlicht und machte Hansjörg Wirz und dessen Mitstreitern ein besonderes Geschenk.
Den bisherigen Meetingrekord, den aus dem Jahr 2001 Tim Montgomery (USA) mit 9,90 Sekunden hielt, verbesserte er gleich um 13 Hundertstel. In dem Rennen unterboten mit Tyson Gay (USA; 9,84 sec), Leonard Scott (USA; 9,97 sec) und Marcus Brunson (USA; 9,99 sec) noch drei weitere Sprinter die zehn Sekunden.
"Sehr schnell, so fühlte sich das Rennen heute an. Ich bin der einzige, der 9,77 dreimal gelaufen ist. Ich bin dreimal Weltrekord gelaufen, was sonst noch keiner geschafft hat. Der Zeitpunkt wird kommen, und ich werde unter 9,77 bleiben", gab sich der Jamaikaner überzeugt.
Nur noch sechs Athleten im Jackpotrennen
Asafa Powell blieb damit in Zürich ebenso wie seine Mitanwärter auf den Millionen-Jackpot der Golden League, die Äthiopierin Tirunesh Dibaba (5.000m; 14:45,73 min, das US-Girl Sanya Richards (400m; 50,18 sec) und deren Landsmann Jeremy Wariner (USA; 44,20 sec), in der Königsklasse der Leichtathletik in diesem Jahr weiterhin unbesiegt.
Gelichtet hat sich dagegen das Feld jener Athletinnen und Athleten, die nach bereits einer Niederlage noch um ihren Anteil an einer Hälfte des auf diese Weise neu geregelten Jackpots kämpften. Dort konnten sich nur der Weitspringer Irving Saladino (Panama; 8,36 m) und über 5.000 Meter der überzeugend laufende Äthiopier Kenenisa Bekele (12:48,25 min) in einem packenden Aufeinandertreffen mit starken Gegnern behaupten.
Spielte die Jackpotjagd im Letzigrund eine zentrale Rolle, so begeisterten aber auch darüber hinaus Athleten das auch in diesem Jahr gut gelaunte Schweizer Publikum mit herausragenden Leistungen.
Kirsten Bolm vor Susanna Kallur
Pudelwohl fühlte sich in dem altehrwürdigen Rund, das er bestens kennt, der US-Hürdensprinter Allen Johnson. In 13,14 Sekunden ließ der bereits 35-Jährige seine Konkurrenten um den Kubaner Dayron Robles (13,20 sec) hinter sich. "Es war etwas Besonderes, hier heute zu gewinnen, da wir zum letzten Mal in diesem Stadion antraten. In diesem Meeting steckt enorm viel Energie, eine schnelle Bahn und großartige Fans", analysierte der Routinier. Der Leipziger Thomas Blaschek, seit dem letzten Wochenende Vize-Europameister, belegte im B-Lauf in 13,54 Sekunden Platz drei.
Weltmeisterin Michelle Perry (USA) drückte dem Rennen über 100 Meter Hürden in 12,65 Sekunden als klare Siegerin ihren Stempel auf. Die Mannheimerin Kirsten Bolm (12,85 sec) war als Vierte die schnellste Europäerin, ganz knapp um eine Hundertstel vor der Europameisterin Susanna Kallur. Die Schwedin musste dadurch ihre Jackpothoffnungen begraben. "Damit ist Kirsten die EM-Revanche gelungen", stellte Rüdiger Harksen, der Trainer der deutschen Vize-Europameisterin, zufrieden fest.
Saif Saeed Shaheen überlegener Sieger
Dass man sich als frischgebackener Europameister vor der weltweiten Konkurrenz nicht zu fürchten braucht, bewies der Grieche Periklis Iakovakis (47,92 sec) als Sieger auf den 400 Meter Hürden ebenso wie die Russin Olga Kotlyarova (1:58,69 min) als Schnellste über 800 Meter.
Zu einem Soloauftritt von Weltmeister Saif Saeed Shaheen (Katar) kam es über 3.000 Meter Hindernis. Der gebürtige Kenianer musste sich aber mit einem neuen Meetingrekord von 7:56,54 Minuten über den letztlich doch um knapp drei Sekunden verpassten Weltrekord hinwegtrösten. "Wenn die Pacemaker gut gewesen wären, hätte ich Weltrekord laufen können, aber das war heute nicht der Fall. Jetzt muss ich ihn halt nächstes Jahr im neuen Stadion brechen. Aber ich will es natürlich auch dieses Jahr noch versuchen, vielleicht nächste Woche in Brüssel", sagte er.
Der A-Lauf über 800 Meter erfüllte mit vier Läufern, die unter 1:44 Minuten blieben, alle Erwartungen. Nur knapp lief der Europameister Bram Som (Niederlande) mit seinem neuen Landesrekord von 1:43,45 Minuten am Sieg, den sich der Südafrikaner Mbulaeni Mulaudzi (1:43,38 min) holte, vorbei.
Andreas Thorkildsen und Blanka Vlasic verlieren
Mit einer klaren Niederlage gegen den Finnen Tero Pitkämäki (88,27 m) verabschiedete sich der Speerwurf-Olympiasieger Andreas Thorkildsen (85,18 m) aus dem Kreis der Jackpotkandidaten.
Das selbe Schicksal ereilte im Hochsprung die Kroatin Blanka Vlasic, die sich mit 1,97 Metern als Dritte ihre zweite Golden-League-Niederlage in diesem Jahr einhandelte. Der Bulgarin Venelina Veneva gelang mit 2,04 Metern die EM-Revanche an der Weltmeisterin Kajsa Bergqvist (Schweden; 2,02 m) und der belgischen Göteborg-Siegerin Tia Hellebaut (6. Platz; 1,94 m).
Virgilijus Alekna setzt Serie fort
Im Diskuswerfen war der Este Gerd Kanter drauf und dran, die Siegesserie des Klassenprimus Virgilijus Alekna zu beenden. Der Litauer setzte sich mit 68,51 Metern um lediglich zehn Zentimeter durch. Der Chemnitzer Lars Riedel, der am Mittwoch in Sondershausen seinen Wettkampf noch vorzeitig beendet hatte, wurde mit 64,30 Metern Fünfter.
Einen hochklassigen Stabhochsprung-Wettkampf mit drei Athleten über 5,85 und insgesamt sieben über 5,75 Meter gewann der US-Amerikaner Brad Walker. Als Vierter war der Kornwestheimer Fabian Schulze der beste Deutsche.
Im Dreisprung konnte sich der Europameister Christian Olsson (Schweden; 17,39 m) auch gegen eine nun mit Assen aus Übersee gespickten Konkurrenz durchsetzen.
Till Helmke nutzt U23-Rennen
Till Helmke (TSV Friedberg-Fauerbauch) nutzte ein U23-Rennen über 200 Meter, um als Fünfter seine Saisonbestzeit von 20,92 Sekunden einzustellen. "Ich habe mich nach den kleineren Rennen auf die einzigartige Atmosphäre in Zürich gefreut. Und beim letzten Meeting im Letzigrund war es mein erster Start und deshalb ein ganz besonderer Lauf", sagte er.
Der Pirnaer René Herms konnte sich im B-Lauf über 800 Meter, den der Kenianer William Yiampoy in exzellenten 1:44,12 Minuten gewann, für sein Vorlauf-Aus bei der EM nicht rehabilitieren. In 1:46,04 Minuten wurde er nur Zehnter.
Kurzfristig hatte sich die Mainzer Sprinterin Marion Wagner, die eigentlich in dieser Woche ihre Saison bereits für beendet erklärt hatte, für einen Start im B-Lauf über 100 Meter entschieden. In mäßigen 11,74 Sekunden wurde sie dort allerdings nur Fünfte.
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