Athleten zu Gast in Hengelo
Während die U23-Athleten ihren internationalen Vergleich auf europäischer Ebene in der letzten Woche im ungarischen Debrecen hinter sich gebracht haben, warten die U20-Talente noch auf ihre Europameisterschaft (19. bis 22. Juli). Am Donnerstag geht es los, das deutsche Team hat einige heiße Medaillenanwärter im niederländischen Hengelo am Start.

Der Titel führt über ihn: Robin Schembera (Foto: Krebs)
Die Medaillenvergabe über 800 Meter der Junioren dürfte nur über den 18 Jahre alten Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) gehen. Der mehrmalige Deutsche Jugendmeister hat sich in dieser Saison Anfang Juni in Kassel auf 1:46,61 Minuten gesteigert. Damit führt der von Adi Zaar trainierte Athlet die Meldeliste vor dem Briten James Brewer (1:47,27 min) klar an. Ebenso aussichtsreich platziert ist Sebastian Keiner (LC Erfurt). Er folgt hinter dem Briten auf Rang drei (1:48,04 min). Und so könnten die beiden Deutschen, die zuletzt über 800 Meter im nationalen Jugendvergleich immer die Medaillen unter sich ausgemacht haben, wieder im Finale aufeinander treffen.Ein spannender und hochklassiger Wettbewerb verspricht der Stabhochsprung zu werden. Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) liegt mit bisher übersprungenen 5,50 Metern gemeinsam mit zwei weiteren Athleten an Rang zwei: "Raphael Holzdeppe ist jemand, der in Hengelo seine persönliche Bestleistung noch steigern kann", sagt U23/U20-Bundestrainer Dietmar Chounard. Karsten Dilla (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) und Marvin Reitze (TSV Bayer Leverkusen) haben Endkampfchancen. Möglicherweise präsentieren sich somit am Sonntag um 12:30 Uhr gleich drei deutsche Springer dem Publikum.
Britische Dominanz im Sprint
Die Briten sind bei den Junioren-Meisterschaften über 100 Meter seit Jahren die dominierende Macht, in diesem Jahr könnte sich Leevan Yearwood in die Liste der britischen Sieger eintragen. Mit 10,30 Sekunden ist er gemeldet, auf Platz zwei folgt schon, wenn auch mit einem Abstand von über einer Zehntel, der Deutsche Jugend-Hallenmeister Julian Reus (Erfurter LAC; 10,43 sec).
Über 200 Meter hat der Erfurter ebenso sehr gute Chancen auf den Finaleinzug und darf auch dort mit den Medaillen liebäugeln. Knapp hinter Julian Reus folgt über 200 Meter Robert Hering (TuS Jena) auf dem vierten Platz der Meldeliste. Zuletzt konnte sich Julian Reus am 8. Juli im heimischen Steigerwaldstadion in 10,43 Sekunden über den 100 Meter-Sieg gegen erfahrene Konkurrenz wie den Wattenscheider Alexander Kosenkow freuen.
Eric Krüger an Rang drei gemeldet
Drei 400 Meter-Läufe in drei Tagen sind eine große Belastung. Wie Eric Krüger (Dresdner SC) damit zurecht kommt, wird sich zeigen. Wenn er dies in der ersten und zweiten Runde verkraften kann, könnte auch er über im Finale stehen. Mit dem Briten Nigel Levine und dem Belgier Kevin Borlee hat er zwei Athleten vor sich. Am Donnerstag wird der Vorlauf um 17:45 Uhr gestartet, in die zweite Runde geht es am Freitag um 19 Uhr, der Startschuss für das Finale fällt am Sonntag um 15:55 Uhr. Silvio Schirrmeister (SC Neubrandenburg) hat eine gute Ausgangsposition über 400 Meter Hürden. Der junge Neubrandenburger liegt mit 51,19 Sekunden, gelaufen Anfang Juni in Potsdam, auf Rang zwei: "Silvio hat die Wettkampfhärte, auch mehrere Rennen zu verpacken", sagte DLV-Disziplintrainer Heiner Preute. "Dafür hat er im Training auf jeden Fall die Grundlagen gelegt." Quentin Seigel (LG Offenburg) folgt mit bisher erzielten 52,42 Sekunden auf Rang neun.
Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) und Michael Winkler (TuS Winkler) heißen die Kandidaten für das Finale über 110 Meter Hürden. Der Deutsche Jugend-Hallenmeister Erik Balnuweit ist auf Position zwei gemeldet, Michael Winkler an sechs. Das Feld komplettiert Berthold Daubner (LG Rems/Murr). In einem kleinen Feld von elf Läufern wird sich Felix Hentschel (LG Bamberg) präsentieren: Über die 3.000 Meter Hindernis liegt er auf Rang sieben.
Raul Spank mit Medaillenchancen
Raul Spank (Dresdner SC), der nicht nur im Hochsprung eine gute Figur macht, sondern mit seinem Club auch einige nationale Medaillen mit der 4x400 Meter-Staffel geholt hat, ist mit seiner Leistung von 2,22 Meter als Dritter gemeldet und gehört zum Kreis der Medaillenanwärter. Mit dem Polen Sylwester Bednarek und dem Ukrainer Bohdan Bondarenko sind zwei Athleten dabei, die in dieser Saison zwar noch nicht so hoch wie Raul Spank gesprungen sind, aber mit 2,26 Metern eine höhere Bestleistung aufweisen.
Äußerst knapp zusammen ist das Feld über 1.500 Meter, in dem sich Daniel Lipus (LG Remscheid) und Chris Gerdel (SC Neubrandenburg) beweisen müssen. Rico Schwarz (ASV Erfurt), Alexander Hahn (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) vertreten die deutschen Farben über 5.000 Meter. Eine Endkampf-Platzierung scheint gemäß der Meldeliste für Rico Schwarz und Alexander Hahn auch hier möglich. Für die 10.000 Meter hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) Thorsten Baumeister (PST Trier), Markus Geiger (TSV Brendlorenzen) und Matti Markowski (OSC Berlin) nominiert. Gemäß der Saisonbestleistung liegt Thorsten Baumeister auf Rang vier, Matti Markowski folgt auf Rang fünf. Beim 10.000 Meter Gehen ist Christopher Linke (SC Potsdam) für den DLV dabei.
Speerwerfer stark vertreten
Quantitativ weniger stark sind die deutschen Athleten im den Wurfdisziplinen vertreten. Kugelstoßen und Hammerwurf finden ohne deutsche Athletenbeteiligung statt. Dafür ist die Qualität der Werfer mit dem Speer und dem Diskus in der Hand eine sehr gute. Im Diskuswurf vertritt Artur Hoppe (LG Radolfzell) mit Endkampfchancen die deutschen Farben. Im Speerwerfen nimmt Matthias De Zordo (SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken) mit 78,67 Metern, geworfen bei der Bauhaus-DLV-Junioren-Gala in Mannheim, und über zwei Meter Vorsprung auf den zweitplazierten Esten Tanel Laanmäe eine Führungsposition ein, Franz Burghagen (LG Nike Berlin) liegt an vier.
Im Zehnkampf ist Deutschland ähnlich gut vertreten. Hinter dem starken Bulgaren Eduard Mikhan (7.766 Punkte) folgt Matthias Prey (Bramstedter TS; 7.751). Rico Freimuth (Hallesche LAF) mit seinen in Ratingen erbrachten 7.424 Punkten liegt ebenso aussichtsreich im Rennen. Auch der dritte im Bunde, Simon Hechler (LA-Team Saar), hat sehr gute Chancen.
Stabhochspringerinnen favorisiert
Bei den Frauen sind die Stabhochspringerinnen heiße Kandidaten für eine Medaille. Christina Michel (USC Mainz) und Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) liegen an Position eins und zwei. Christina Michel hat mittlerweile internationale Erfahrung gesammelt, in Peking (China) bei der Junioren-WM schied sie noch mit 3,90 Metern aus, jetzt könnte sie mit in der Saison übersprungen 4,30 Meter nach dem Titel greifen. "Sie hat sich sehr stabilisiert", sagte Bundestrainer Dietmar Chounard gegenüber leichtathletik.de. "Im April hatte sie einen Eingriff am Kniegelenk, doch das hat sie sehr gut kompensiert."
Während über 100 Meter keine deutsche Sprinterin dabei ist, vertreten Juliane Stolle (LAZ Leipzig) und Isabel Galander (SC Magdeburg) die deutschen Farben über 200 Meter. Den Schwerpunkt auf die 400 Meter Hürden legt Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt), die auch für die 400 Meter gemeldet hat: "Dort wird sie aber nur zum Einsatz kommen, wenn sie zuvor über 400 Meter Hürden in eine Hürde treten sollte", sagte U23/U20-Bundestrainer Dietmar Chounard.
Anne Kesselring mit Finalchancen
Für die 800 Meter nominiert sind Anne Kesselring (TSV Katzwang), Sabrina Buchrucker (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Diana Dienel (LG asics Pirna). Anne Kesselring ist an Rang sieben gemeldet und dürfte den Sprung in das Finale schaffen können. Über 5.000 Meter ist Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt) dabei, mit ihrer persönlichen Bestzeit von 16:48,54 Minuten belegt sie Rang acht der Meldeliste.
Für die 100 Meter Hürden ist der deutsche Nachwuchs – wie auch in zehn weiteren Wettbewerben - so stark, dass die mögliche Höchstzahl von drei Startern nominiert wurde. Jennifer Reinel (1. FC Passau), Cindy Roleder (LAC Erdgas Chemnitz) und Stefanie Saumweber (SSV Ulm 1846) haben den Sprung in das deutsche Team geschafft. Cindy Roleder überzeugte in diesem Jahr in Mannheim bei der Junioren-Gala mit 13,54 Sekunden, Platz drei in der Meldeliste für sie.
Weitsprungfeld ist dicht zusammen
Über die 3.000 Meter Hindernis ist Laura von der Horst (LG Olympia Dortmund) nominiert, die Spitze ist für die junge Hindernisläuferin weit entfernt. Über 40 Sekunden trennen die an elf gemeldete Dortmunderin von der bisher Jahresschnellsten Polina Jelizarova aus Lettland. Über 10.000 Meter Gehen startet Jenny Grasse (Erfurter LAC). Mit 48:03 Minuten hat sie die bislang drittschnellste Zeit gelaufen, einige Geherinnen mit einer deutlich besseren Bestzeit sind aber in diesem Jahr über die Distanz noch gar nicht an den Start gegangen.
Im Hochsprung trifft Linda Zuber (Barmer TV Wuppertal) auf starke Konkurrenz. Die Liste führt die Bulgarin Mirela Demireva mit 1,88 Metern an, Linda Zuber steht mit 1,82 Meter auf Rang neun. Im Weitsprung sind gleich drei Athleten gemeldet: Melanie Bauschke (LG Nike Berlin), Nadja Käther (Ahrensberger TSV) und Stephanie Unger (LAC Erdgas Chemnitz). Das Teilnehmerfeld ist dicht zusammen, nur Zentimeter werden auch für die drei Springerinnen entscheiden, wer sich ins Finale springt.
Anna-Katharina Weller fährt gelöst nach Hengelo
Endkampfchancen haben im Diskuswurf Svenja Mauroff (TV Wattenscheid) und Anna-Katharina Weller (LG Olympia Dortmund). Die Dortmunderin hatte zu Saisonbeginn mit sich gehadert, war mit sich und ihrer Weite nicht zufrieden, bis bei den Westdeutschen Meisterschaften der Knoten platzte: 52,99 Meter warf sie und präsentierte sich dementsprechend gelöst: "Jetzt weiß ich, dass es auch in Hengelo gut klappen wird", sagte sie damals kurz nach dem Wettkampf.
Das Team wird komplettiert durch die beiden Dreispringerinnen Anne Neubauer (ASV Erfurt), Maike Nieklauson (TuS Jena), die Kugelstoßerin Isabell von Loga (SR Yburg Steinbach) und die Siebenkämpferinnen Romy Gürbig (Erfurter LAC), Anika Schulze (Erfurter LAC) und Annika Schönebeck (TSV Schwabmünchen). Anne Neubauer kann sich gute Chancen auf die Finalteilnahme ausrechnen, Isabell von Loga kämpft ebenso um eine Medaille wie Romy Gürbig. Ein Platz unter den besten Acht ist für Anika Schulze und Annika Schönebeck durchaus möglich.