Athletenkommission fordert mehr Mitsprache
Die Athletenvertreter der 62 Spitzenverbände des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) haben am Wochenende auf ihrer Vollversammlung in Bonn mehr Mitsprache bei athletenrelevanten Entscheidungen gefordert. Für Diskussionen hatte im Vorfeld erneut Diskus-Olympiasieger Robert Harting (SCC Berlin) gesorgt: Er hatte sich abfällig zum Aktiven-Beirat geäußert und musste dafür aus Sportlerkreisen heftige Kritik einstecken.
Zwei Tage lang diskutierten die Athletenvertreter über die Zukunft des Spitzensports in Deutschland und riefen die 27,5 Millionen Mitglieder in den 91.000 Sportvereinen dazu auf, die „Stimme für den Sport“ zu sein.„Unsere Athleten brauchen Rückendeckung aus der Bevölkerung – das Land sollte stolz auf sie sein und das bei jeder Gelegenheit zeigen“, erklärte Christian Breuer, Vorsitzender der Athletenkommission des DOSB.
„Die Basis eines jeden Verbandes, nämlich der Athlet, ist die wichtigste Informationsquelle, um den Sport weiterzuentwickeln. Die Athletenvertreter sollten in allen Verbänden Sitz und Stimme im Präsidium haben“, lautete die Forderung der Athletenvertreter. Verlangt wurde zudem eine Erhöhung des Fördertempos, das mit der Schnelligkeit des Sports mithalten müsse.
Robert Harting kritisch
Begleitet wurde die Vollversammlung von Kritik des Diskus-Olympiasiegers Robert Harting (SCC Berlin), der die Prozesse im DOSB und dessen Präsidenten Thomas Bach erneut attackierte. Der Diskus-Riese sagte dem Nachrichtenmagazin Focus, der DOSB diskutiere zur Vorbereitung des neuen Förderkonzepts nicht mit den aktiven Spitzensportlern, sondern setze auf einen Beirat der Aktiven.
„Das sind ehemalige Sportler, die früher mal bei einem Wettkampf dabei sein durften und heute schön Spesen abkassieren. Da züchtet der Verband doch nur seinen eigenen kranken Funktionärsbaum hoch", sagte Robert Harting.
Empörung bei Athletensprecher
Diese Aussage brachte DOSB-Athletensprecher Christian Breuer auf die Palme. "Das ist eine Frechheit gegenüber denen, die nicht nur die Kamera suchen, sondern sich konstruktiv und aktiv einbringen", sagte er. „Wir sitzen in Bonn ein ganzes Wochenende mit den Athletenvertretern aller Verbände zusammen, die fast alle aktive Athleten und Olympiasieger wie Lena Schöneborn und Miriam Welte sind."
Der ehemalige Eisschnellläufer verwies darauf, dass Robert Harting selber keinerlei Verantwortung übernehme: „Wir haben dazu die ganze Olympiamannschaft und alle von der Sporthilfe geförderten Athleten eingeladen, auch Robert. Doch der Herr ist sich zu fein, sich hier an der Diskussion der Athleten zu beteiligen. Stattdessen gibt er Interviews, um sich selbst zu vermarkten. Man sieht, Gold alleine macht noch keinen großen Sportler und löst das Problem der Leistungssportförderung in keiner Weise.“
Mit Material des Sport-Informations-Diensts (sid)