Auch im Läufer-Winter ist Abwechslung Trumpf
Der nie um flotte Sprüche verlegene Emil Zatopek hatte noch den Slogan geprägt: "Laufen lernt man nur durch Laufen". Und Willi Horlemann warnte 1953 in seinem Buch "Marathonlauf" durchaus ganz im Sinne des Zeitgeistes: "Eine Sportart, die der Langstreckler auf jeden Fall meiden muss, ist das Radfahren".
Der deutsche Mitelstrecken-Crossmeister Jens Borrmann verbessert mit Skilanglauf seine Grundlagen-Ausdauer (Foto: Dahms)
Doch mit dem Siegeszug des Triathlons wurde deutlich, dass man seine Ausdauer nicht nur durch Laufen verbessern oder erhalten kann. Laufen trainiert man auch sehr gut, auf Skilanglauf-Brettern, im Schwimmbecken, auf dem Rad oder auf den Inline-Skates. Neue Reize setzen
Die Alternativsportarten bringen Abwechslung in den Trainingsalltag. Es werden ganz neue Horizonte im Leben des Ausdauersportlers sicht- und erlebbar. Darüber hinaus wird der gesamte Bewegungsapparat entlastet, Sehnen und Gelenke durch die andersartige Belastung geschont. Muskelgruppen, die beim Laufen vernachlässigt werden, werden ausgebildet und gekräftigt. Dagegen wird das Herz-Kreislauf-System durch alternatives Training anständig belastet.
Die am meisten verbreiteten Laufalternative ist das Radfahren, in den letzten Jahren kommt zunehmend auch das Inline-Skaten hinzu. Wenn diese beiden Sportarten im Winter auf Wetter-Grenzen stoßen, gibt es etliche andere Alternativen.
Großer Erlebniswert
Der Skilanglauf besitzt neben dem Trainingsnutzen einem großen Erlebniswert. Damit ist er ein hervorragendes Rezept gegen Langeweile auf immer gleichen Standardstrecken. Bei der gleitenden Fortbewegung auf den schmalen Brettern fallen die Stauchbelastungen des Lauftrainings weg, der Bewegungsapparat des Läufers wird also trotz einer sehr intensiven Belastung des Herz-Kreislauf-Systems entlastet. Darüber hinaus werden wesentliche Muskelgruppen des Haltungsapparates trainiert. Gegenüber dem Laufen besteht der Vorteil darin, dass durch den Stockeinsatz der Oberkörper ebenso wie die Beine einer starken Belastung ausgesetzt ist. Auch die Arm- und Schultermuskulatur wird belastet.
Grundlagentraining auf Skiern
Viele Topläufer absolvieren im Winter einen Teil des Grundlagentrainings auf den Skiern. Jens Borrmann, der deutsche Crossmeister auf der Mittelstrecke, trainiert immer wieder mal auf den Skiern. So verlegte der Dresdner sein Training am zweiten Januar-Wochenende kurzerhand aus seiner Heimatstadt ins nahe Altenberg im Osterzgebirge: "Am Samstag habe ich zwei Stunden Skilanglauf gemacht, am Sonntag sogar vier Stunden. Das ist aber auch die absolute Obergrenze für mich. Das hat den selben Trainingseffekt wie lange Dauerlauf-Einheiten."
Jens Borrmann im Skating-Schritt
Läufer sollten den klassischen Diagonal-Schritt bevorzugen und die Skating-Technik den Ski-Spezialisten überlassen. Denn viele Läufer haben Schwächen im Bereich der Rücken- und Bauchmuskulatur. Gerade diese Muskelgruppen werden in der klassischen Technik stark beansprucht. Crosslauf-Spezialist Borrmann hält sich nicht an diese Empfehlung: "Das Skating macht mir einfach mehr Spaß." Allerdings kann man den besten deutschen Crossläufer schon fast zu den Ski-Spezialisten zählen, denn seit dem vierten Lebensjahr steht er jeden Winter auf den Skiern: "Wir sind sogar im Schulsport auf Skiern über die Felder gefahren."
Krajenski kraulte
Sowohl im Sommer als auch im Winter lässt sich das Schwimmen als hervorragendes Alternativtraining in den Läuferalltag einbauen – oder als Notlösung beim in diesem Winter ja gar nicht seltenen Glatteis. "Beim Schwimmen kann man den Kreislauf trainieren, ohne das Knochengerüst zu belasten, und im Wintertraining kann man sich durchs Schwimmen eine hervorragende Grundlagenausdauer antrainieren", betont Volker Krajenski. Er muss es wissen. Denn der amtierende deutsche Meister im 100-km-Lauf war vor seiner Läuferkarriere ein guter Schwimmer, kraulte die 1.500 m Freistil in 18:35 Minuten.