Auf den Spuren von 261 DM-Medaillen
In der Arena in Leipzig werden am Wochenende (21./22. Februar) bei den 56. Deutschen Hallen-Meisterschaften wieder 87 Medaillen in 29 Disziplinen an die besten nationalen Leichtathletinnen und Leichtathleten vergeben. Darum hat sich leichtathletik.de die Medaillenspiegel der letzten drei Titelkämpfe unterm Dach mal genauer angeschaut und bei der Analyse herausgefunden, dass es zwischen den einzelnen Landesverbänden enorme Unterschiede gibt.
Zugegeben, es heißt ja, mit Statistiken könne man alles beweisen, nur nicht die Wahrheit. Und trotzdem liegt in einer quantitativen Analyse, die nach außen hin etwas stumpf und reduziert wirken mag, wenigstens ein Stückchen Realität. Auf die Suche danach hat sich leichtathletik.de begeben und die Ergebnislisten mit den insgesamt 261 Medaillen der letzten Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe (2006), Leipzig (2007) und Sindelfingen (2008) je nach Landesverband analysiert.Die Namen der Spitzenreiter dürften in der Fachwelt nur für wenig Überraschung sorgen: Die stärksten Verbände sind der Leichtathletik-Verband Nordrhein und der Leichtathletik-Verband Westfalen. Mit insgesamt 40 Medaillen landet Nordrhein auf Rang eins, nur eine Medaille weniger hat Westfalen in den letzten drei Jahren gesammelt. Der Grund hierfür sind zunächst die beiden großen Leichtathletik-Klubs TSV Bayer 04 Leverkusen (Nordrhein) und der TV Wattenscheid 01 (Westfalen).
DM-Medaillen für die Leverkusener Leichtathleten gab es zuletzt vor allem in den technischen Disziplinen wie Hochsprung (Roman Fricke, Sebastian Kneifel, Julia Hartmann), Stabhochsprung (Silke Spiegelburg, Danny Ecker) oder Weitsprung (Nils Winter, Sebastian Bayer). Mit dem Unternehmen Bayer im Rücken verfügt der Verein in Leverkusen über ein breites finanzielles Budget und kann erfolgreiche Athleten und Trainer an sich binden.
Westfalen kann sich auf die Sprinter verlassen
Dieter Voigt, der leitende Landestrainer im Verband Nordrhein, nennt weitere Gründe für die Leistungsstärke vor allem der westdeutschen Leichtathleten: „Wir haben hier die größte Bevölkerungsdichte des Landes, und in diesen Ballungsräumen gibt es überall gute Verkehrsanbindungen. Die Athleten kommen schnell und einfach zu ihren Trainingsstätten.“
Für Wattenscheid sorgten vor allem die Sprinter Ronny Ostwald, Marc Blume, Alexander Kosenkow, Sebastian Ernst sowie bei den Frauen Sina Schielke für die Podestplätze. Im Kugelstoßen gab es für den Klub mit Denise Hinrichs eine Goldmedaille 2008. Über 800 Meter der Frauen verbesserte die Dortmunderin Jana Hartmann die Bilanz für Westfalen.
„Wir haben mit Wattenscheid und der LG Olympia Dortmund eben zwei sehr starke Vereine in Westfalen“, sagt der Leistungssportkoordinator des Verbandes Westfalen, Winfried Vonstein. „Hier gibt es mehrere hauptamtliche Trainer, die ein professionelles Arbeiten erst möglich machen.“
Kooperation als Erfolgsgeheimnis im Westen?
Dazu kann man sich in Westfalen nicht über mangelhafte Trainingsmöglichkeiten beschweren. Insgesamt vier Leichtathletik-Hallen mit einer Rundbahn (Wattenscheid, Dortmund, Münster und Paderborn) gibt es im Verbandsgebiet. „Die Infrastruktur bei uns ist sehr gut“, sagt deswegen Winfried Vonstein und ergänzt: „Wir haben in diesem Bereich in der Vergangenheit auch viel investiert.“
Die beiden erfolgreichsten Landesverbände, Westfalen und Nordrhein, konkurrieren zwar um die finanziellen Mittel, die vom Landessportbund Nordrhein-Westfalen nach einem Verteilerschlüssel ausgeschüttet werden. „Aber wir haben auch die Aufgabe, gemeinsam erfolgreich zu sein, um die Leichtathletik von anderen Sportarten abzuheben, die auch vom Landessportbund versorgt werden“, sagt Dieter Voigt. „Auf der Leistungssportebene wachsen wir deswegen immer mehr zusammen.“ Und Winfried Vonstein konkretisiert: „In der gemeinsamen AG Leistungssportförderung beispielsweise stimmen wir uns in allen wichtigen Zukunftsfragen gegenseitig ab.“
21 Medaillen für den Berliner Leichtathletik-Verband
Hinter dem Spitzenduo der letzten drei Jahre aus Deutschlands Westen kommt der Württembergische Leichtathletik-Verband auf Platz drei mit insgesamt 23 Medaillen. Edelmetall gab es dabei beispielsweise mehrmals für die Langstreckler Arne Gabius und Filmon Ghirmai (beide LAV Asics Tübingen), aber auch für die 4x400-Meter-Staffel der Männer des VfL Sindelfingen.
Eine Medaillengarantin für Hessen war die Hochspringerin Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt), die sich die letzten drei Titel unterm Dach sicherte. Die 800- und 1.500-Meter-Läufer wie Moritz Höft, Carsten Schlangen, Franek Haschke (alle LG Nord Berlin) haben einen großen Anteil am guten Ergebnis von insgesamt 21 Medaillen für den Berliner Leichtathletik-Verband.
„Bei uns hier oben ist alles etwas schwieriger“
Bei den Hürdensprinterinnen gab es in den Jahren 2006 und 2007 an Kirsten Bolm (MTG Mannheim) kein Vorbeikommen. Mittlerweile hat die EM-Zweite von 2006 allerdings ihre Sportkarriere beendet. Und auch für den Badischen Leichtathletik-Verband ging die DM-Medaillenausbeute zuletzt stark zurück. Während man sich 2006 im Südwesten noch sechsmal über Edelmetall freuen konnte, gab es im vergangenen Jahr nur noch eine Silbermedaille durch die 4x200-Meter-Staffel der MTG Mannheim.
Völlig ohne Medaillen blieben in den letzten drei Jahren vier Landesverbände: Der Schleswig-Holsteinische Leichtathletik-Verband, der Hamburger Verband sowie die beiden Verbände Rheinland und Pfalz. „Bei uns hier oben ist alles etwas schwieriger“, sagt Ulrike Pollakowski, die Leistungssportchefin im Verband in Schleswig-Holstein. „Viele Athleten haben uns zuletzt verlassen, weil sie in anderen Verbänden bessere Trainingsmöglichkeiten und bessere finanzielle Unterstützung geboten bekommen haben.“
Hoffnungsträger für Leipzig: Stefan Schwab
Der Verband im Norden verfügt über keine eigene Leichtathletikhalle mit integrierter 200-Meter-Bahn. „Wir dürfen zwar in der Halle in Hamburg trainieren, aber für Athleten aus Flensburg ist das natürlich eine Weltreise“, sagt Ulrike Pollakowski.
Auch Stefan Schwab (TSV Schwarzenbek) fährt zum Training nach Hamburg. In dem 21 Jahre alten Sprinter hat der Verband Schleswig-Holstein am Wochenende in Leipzig gute Chancen, etwas Licht in die düstere Medaillenbilanz der letzten Jahre zu bringen. Immerhin liegt Stefan Schwab in der aktuellen deutschen 60-Meter-Bestenliste mit 6,65 Sekunden auf Platz drei.
Kaum Trainingsmöglichkeiten in Rheinland-Pfalz
Im Bundesland Rheinland-Pfalz gibt es drei Leichtathletik-Landesverbände mit einer jeweils relativ dünnen Athletendecke: Rheinland, Pfalz und Rheinhessen. Die Trainingsmöglichkeiten im Winter sind für die Athleten im gesamten Gebiet mäßig bis schlecht. In Ludwigshafen gibt es eine Halle mit einer Rundbahn und in Zweibrücken mit einem 100-Meter-Laufschlauch. In Mainz (Rheinhessen) steht den Leichtathleten die Unihalle zur Verfügung - allerdings ohne überhöhte Rundbahn. Und im Rheinland gibt es gar keine Halle mit einer 200-Meter-Bahn.
„Das ist ein großes Problem für uns“, sagt Achim Bersch, der Geschäftsführer des Leichtathletik-Verbandes Rheinland. Er träumt von einer leichtathletiktauglichen Halle in Neuwied, die LG Rhein-Wied ist nämlich der größte und erfolgreichste Klub im Rheinland. „Im Grunde haben wir bislang aber gar nichts, außer vier 60-Meter-Bahnen in der Halle in Koblenz. Die Rahmenbedingungen sind schlecht. Die Techniker und Sprinter haben es im Winter schwer“, sagt Achim Bersch.
Verteilungsstreit um die Zuschüsse des Landessportbundes
In Leipzig werden wohl nur zwei Athleten des Verbandes Rheinland an den Start gehen: Die frühere Deutsche Hindernismeisterin Verena Dreier (LG Sieg) und der Trierer 1.500-Meter-Läufer Marc-André Kowalinski.
Die Zersplitterung in die drei kleinen Verbände führt zudem zu großem Verteilungsstreit, was die finanzielle Unterstützung durch den Landessportbund Rheinland-Pfalz angeht. „Wir erhalten von der gesamten Leichtathletik-Förderung gerade mal zehn Prozent“, sagt Achim Bersch und führt aus: „Weitere zehn Prozent bekommt Rheinhessen, und 80 Prozent gehen an Pfalz. Wir wollen das bestehende Ungleichgewicht aufbrechen und die Verteilung der Mittel neu ordnen. Immerhin sind wir nicht nur der mitgliederstärkste Verband in diesem Trio, sondern im Nachwuchs auch der erfolgreichste.“
Sechs Podestplätze für Rheinhessen
Dr. Ulrich Becker, der Präsident des Leichtathletik-Verbandes Pfalz, schießt zurück: „Die meisten Kaderathleten kommen eben aus der Pfalz. Wir sind der leistungssportstärkste Verband, und deswegen ist die Verteilung gerecht.“
Der Verband Pfalz profitiert vor allem von den erfolgreichen Stabhochspringern Raphael Holzdeppe und Kristina Gadschiew (beide LAZ Zweibrücken) sowie Lisa Ryzih und Anastasija Reiberger (beide ABC Ludwigshafen), jedoch haben auch sie bei den letzten Hallen-Meisterschaften keine Medaillen gewonnen. „Ich denke, in Leipzig haben wir sehr gute Chancen, dass es bei einem von den Stabhochspringern klappt“, sagt Ulrich Becker.
Immerhin sechs Medaillen gab es für den verhältnismäßig kleinen Landesverband Rheinhessen. Dafür waren vor allem die Sprinterin Marion Wagner sowie die Stabhochspringerin Anna Battke (beide USC Mainz) verantwortlich. Anna Battke überquerte in dieser Saison bereits 4,60 Meter und zählt wie ihre Vereinskameradin Carolin Hingst auch in Leipzig zu den großen Favoritinnen.
Hürdenmacht aus dem Osten
Die beeindruckendste Medaillendominanz zeigten in den letzten drei Jahren die 60-Meter-Hürdensprinter aus Sachsen vom LAZ Leipzig. Von den insgesamt neun Medaillen, die es da zu gewinnen gab, holten Thomas Blaschek, Erik Balnuweit, Alexander John und Erik Mühlbach allein sechs. Bei der Hallen-DM im vergangenen Jahr im Sindelfinger Glaspalast brachten es die Leipziger Hürdenkönige sogar fertig, Gold, Silber und Bronze einzufahren.
Kein Wunder also, dass es der Leichtathletik-Verband Sachsen seit 2006 auf insgesamt 20 Hallen-DM-Medaillen brachte. Auch bei der Meisterschaft am Wochenende werden die Hürdensprinter ihre Medaillenjagd als Lokalmatadoren wohl fortsetzen, auch wenn der Titelverteidiger Thomas Blaschek verletzt fehlen wird. In der deutschen Hallen-Bestenliste sind Erik Balnuweit, Alexander John und Willi Mathiszik momentan schon wieder unter den besten Vier zu finden.
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Landesverband |
Medaillen DM 2006 |
Medaillen DM 2007 |
Medaillen DM 2008 |
Schleswig-Holstein |
0 |
0 |
0 |
Mecklenburg-Vorpommern |
6 |
1 |
1 |
Hamburg |
0 |
0 |
0 |
Bremen |
0 |
1 |
1 |
Berlin |
9 |
6 |
6 |
Brandenburg |
5 |
6 |
7 |
Niedersachsen |
3 |
8 |
3 |
Sachsen-Anhalt |
2 |
2 |
0 |
Nordrhein |
10 |
16 |
14 |
Westfalen |
11 |
15 |
13 |
Hessen |
4 |
3 |
9 |
Thüringen |
5 |
6 |
8 |
Sachsen |
5 |
8 |
7 |
Rheinland |
0 |
0 |
0 |
Pfalz |
0 |
0 |
0 |
Rheinhessen |
1 |
2 |
3 |
Saarland |
2 |
2 |
1 |
Baden |
6 |
2 |
1 |
Württemberg |
11 |
4 |
8 |
Bayern |
7 |
5 |
5 |