Aufholbedarf für DLV-Team in Malaga
Die deutschen Mannschaften haben beim Europacup in Malaga (Spanien) nach dem ersten Tag Aufholbedarf. Die Männer liegen mit 43,5 Punkten nur auf Platz acht von neun Nationen, die Frauen reihten sich mit 51 Zählern auf der Fünf ein. In Führung liegt jeweils Russland mit 71 bzw. 83 Punkten.
Franka Dietzsch hatte wieder Grund zum Jubeln (Foto: Chai)
Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch sorgte am Mittwochabend für einen deutschen Einzelerfolg. Überzeugen konnten auch Monika Gradzki mit einem zweiten Platz über 800 Meter sowie Stabhochspringerin Nastja Ryshich und 400-Meter-Läuferin Claudia Hoffmann als jeweils Dritte. Insgesamt blieben aber vor allem positive Überraschungen im DLV-Lager aus. Die ein oder andere Enttäuschung kostete wertvolle Punkte.Entsprechend fiel auch das Fazit von Jürgen Mallow aus. "Wir können nicht zufrieden sein. Es gab einige wenige erfreuliche Leistungen, aber es gab zu viele Enttäuschungen", stellte der Leitende Bundestrainer im Deutschen Leichathletik-Verband (DLV) fest. "Es wird schwer sein, unser Ziel zu erreichen, aber es ist nach wie vor nicht unmöglich, dass wir uns für den Weltcup qualifizieren. Zu gewinnen ist nichts mehr, aber um den zweiten Platz werden wir kämpfen."
Russische Männer überraschen
Überraschend kommt die klare Führung der russischen Männer, die damit dem Beispiel ihrer weiblichen Kolleginnen folgten. In den einzelnen Entscheidungen des ersten Tages konnten sich überwiegend die Favoriten gut in Szene setzen.
Eine beachtliche 100-Meter-Zeit von 11,13 Sekunden, wenn auch mit zuviel Rückenwind gelaufen, stand am Ende für die russische Sprinterin Yuliya Gushchina, die eigentlich mehr auf den 200 Metern zuhause ist, zu Buche. Die Mainzerin Marion Wagner reihte sich als Fünfte im Mittelfeld ein (11,43 sec).
Staffel-Weltmeister Roland Pognon holte sich bei den Männern mit einem starken Finish in 10,13 Sekunden, allerdings auch bei irregulärem Rückenwind, den Sieg. Er tritt am Donnerstag ebenso über 200 Meter an und ist insgesamt für seine Mannschaft optimistisch: "Ich erwarte, dass wir den Europacup gewinnen." Ronny Ostwald (TV Wattenscheid 01) lieferte eine ordentliche Vorstellung ab. In 10,29 Sekunden unterstrich er auf Platz fünf seine gute Form, sein zweiter Wettkampf mit der vermeintlichen EM-Norm war aber ebenfalls vom Wind verblasen.
Claudia Hoffmann gut dabei
Die Potsdamerin Claudia Hoffmann lief über 400 Meter gut mit. 52,81 Sekunden brachten für sie in dem Rennen, das erwartungsgemäß die russische Hallen-Europameisterin Svetlana Pospelova (50,77 sec) diktierte, den dritten Platz. Auf das Finish kam es bei den Männern an. Nicht überraschend hatte der Franzose Marc Raquil (45,89 sec) die größten Reserven. Der Frankfurter Sebastian Gatzka (46,83 sec) kam als Sechster an.
Ein Sonderlob verdiente sich aus deutscher Sicht die Wattenscheider 800-Meter-Läuferin Monika Gradzki, die mutig zwischenzeitlich die Führung übernommen hatte und das Rennen gestaltete. Am Ende wurde die WM-Halbfinalistin nach 2:04,13 Minuten mit dem zweiten Platz hinter der Russin Svetlana Klyuka (2:01,99 min) belohnt. Die mitfavorisierte Ukrainerin Tatyana Petlyuk war nach 500 Metern böse gestürzt und musste auf der Trage von der Bahn gebracht und danach verarztet werden. Mitverwickelt war auch die Britin Rebecca Lyne, die aber das Rennen wieder aufnahm.
Ganz von der Taktik wurde das 1.500-Meter-Rennen der Männer geprägt. Der Erfurter Stefan Eberhardt reihte sich in dem Feld entsprechend ein. Als die Entscheidung nahte, wurde es für ihn auf der Zielgerade im wahrsten Sinne eng. Der Russe Aleksandr Krivchonkov bedrängte ihn. Dieses Gerangel brachte den Thüringer wahrscheinlich um die sieben Hundertstel, die ihm als Fünftem in 3:52,03 Minuten zum dritten Platz fehlten. Hallen-Weltmeister Ivan Heshko (Ukraine; 3:50,34 min) setzte sich standesgemäß durch.
Sabrina Mockenhaupt auf der Vier
Zu einem akzeptablen vierten Platz taktierte sich die Kölnerin Sabrina Mockenhaupt (9:05,20 min) über 3.000 Meter. Sehr tonangebend war in dem Rennen allerdings die Britin Jo Pavey, die in 8:52,54 Minuten einen ungefährdeten Sieg nach Hause lief.
Auf einen langgezogenen Sprint ließ es der Ukrainer Serhiy Lebed (14:16,83 min) auf den 5.000 Metern ankommen. Der Tübinger Arne Gabius vermochte das Tempo an der Spitze nicht mitzugehen, er sicherte einen sechsten Rang in 14:25,33 Minuten ab.
Die zuletzt gesundheitlich angeschlagene Erfurterin Claudia Marx verfehlte auf den 400 Meter Hürden als Neunte in 58,72 Sekunden die erhoffte größere Punkteausbeute. Sie lag auf der Außenbahn laufend am Ende deutlich hinter der britischen Siegerin Tasha Danvers-Smith (55,65 sec). Bei den Männern kam der für den verletzten Frankfurter Christian Duma kurzfristig nachnominierte Jan Schneider (VfL Sindelfingen; 51,92 sec) zumindest auf Platz sieben.
Birte Bultmann mit klarem Rückstand
Keine Akzente konnte die Braunschweigerin Birte Bultmann, die schon früh abreißen lassen musste, über 3.000 Meter Hindernis setzen. 10:50,03 Minuten bedeuteten den neunten und letzten Platz und mehr als eine Minute Rückstand auf die Siegerin Yelena Sidorchenkova (Russland; 9:45,73 min).
Der Leipziger Weitspringer Oliver Koenig konnte seine 7,70 Meter aus dem ersten Durchgang im Verlauf des Wettkampfs nicht mehr steigern. So hatte er mit den vorderen Plätzen nichts zu tun und es blieb nur Rang sechs. Den Sieg holte sich der Hallen-WM-Dritte Andrew Howe (Italien), der mit 8,29 Metern zu einer neuen persönlichen Bestleistung flog.
Andrey Silnov (Russland) war der einzige Hochspringer, der 2,31 Meter überqueren konnte. Mühe hatte der Hannoveraner Eike Onnen bei 2,20 Metern, die er erst im dritten Anlauf überflog. 2,24 Meter erwiesen sich für ihn dann als zu hoch, was Platz sieben gleichkam.
Nastja Ryshich Dritte
Der Frauen-Dreisprung bleibt aus deutscher Sicht eine Sorgendisziplin. Die Dessauerin Katja Pobanz verkaufte sich mit ihren 12,99 Metern klar unter ihren Möglichkeiten und kam so nicht über Platz acht hinaus. Drei Athletinnen, angeführt von der Ukrainerin Olha Saladuha (14,10 m), sprangen 14 Meter oder weiter.
Die Ludwigshafenerin Nastja Ryshich flog im Stabhochsprung trotz guten 4,55 Metern an Platz zwei, der ihr die direkte EM-Qualifikation eingebracht hätte, um einen Rang vorbei. Die Überraschung des Wettkampf war die bereits in der Hallensaison als Fünfte der Hallen-WM überzeugende Französin Vanessa Boslak, die sich auf 4,70 Meter steigerte und damit ihren Landesrekord um zehn Zentimeter verbesserte. Zum Sieg reichte es trotzdem nicht, denn die Polin Monika Pyrek packte noch fünf Zentimeter drauf. Mit einem "Salto Nullo" musste die Europameisterin Svetlana Feofanova Federn lassen. Diesen Rückschlag machten ihre russischen Teamkolleginnen im Laufe des Abends aber wieder wett.
Mit seinem schlechtesten Saisonwettkampf haderte der Leverkusener Hammerwerfer Markus Esser. Der WM-Vierte war bei seinem etwas mühsamen Auftritt zu Beginn des Abends mit 77,05 Metern nur auf Platz vier gekommen und hatte eine Initialzündung für das DLV-Team verfehlt. Die 80 Meter, die er in diesem Sommer schon mehrfach übertreffen konnte, hätten zum Sieg gereicht. Den holte sich der Sydney-Olympiasieger Szymon Ziolkowski (Polen; 79,31 m), der sagte: "Das Beste ist letztlich, dass ich den Sieg erobern konnte. Meine Leistung war aber sehr schlecht."
Franka Dietzsch souverän
Im Kugelstoßen traf der Neubrandenburger WM-Dritte Ralf Bartels auf starke Gegenwehr. Zwischenzeitlich mit 20,43 Metern auf Platz zwei, wurde er am Ende vom späteren Sieger Pavel Sofin (20,59 m) noch um einen Rang nach hinten verdrängt.
Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) hat die Erwartungen und ihre Mission als eine der wenige DLV-Starterinnen vollauf erfüllt. Mit ihrem Sieg mit 65,54 Metern holte sie in ihrer Disziplin die Vollpunktzahl für die DLV-Frauen (siehe gesonderte Meldung).
In der Speerwurf-Konkurrenz ließ die Polin Barbara Madejczyk mit einem neuen Landesrekord von 64,08 Metern aufhorchen. Die Leverkusenerin Annika Suthe, die sich in der Ausscheidung gegen die Offenburger Vize-Europameisterin Christina Obergföll durchgesetzt und den Vorzug bekommen hatte, verpasste die 60-Meter-Marke und wurde mit ihren 59,27 Metern, die sie im zweiten Versuch warf, Fünfte.
Zum Ende des ersten Tages lief es bei der 4x100-Meter-Frauenstaffel des DLV in der Besetzung Katja Wakan, Marion Wagner, Birgit Rockmeier und Verena Sailer nicht nach Maß. Ursprünglich auf Platz fünf eingelaufen, folgte die Disqualifikation. Das russische Quartett (43,71 sec) konnte die Französinnen um vier Hundertstel besiegen. Die deutschen Männer kamen über 4x100 Meter in 40,05 Sekunden über Platz sieben nicht hinaus. Die Polen liefen als Sieger fast eine Sekunde schneller (39,07 sec).
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