Barbora Spotakova lässt Speer wieder fliegen
Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll (LG Offenburg) hat gerade geheiratet und plant eine Familie. Eine langjährige Konkurrentin konnte ihre Familienpläne schon erfolgreich umsetzen: Die tschechische Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Barbora Spotakova hakte das sportliche Comeback vor wenigen Tagen ab. Sie fühlt sich bereit für neue Großtaten.
Eine Weite von 62,33 Metern erzielte sie am 13. September bei ihrer Rückkehr an die Speerwurf-Anlage. Der Wettkampf in Domazlice fand exakt fünf Jahre nach ihrem Weltrekord von Stuttgart (72,28 m) statt.Dass die Weite um zehn Meter kürzer ausfiel, lag nur 113 Tage nach der Geburt von Sohn Janek Ende Mai in der Natur der Sache. "Es ging nur um einen guten Wurf, zu mehr war mein Körper noch nicht bereit", sagte Barbora Spotakova nach dem Wettkampf.
Der gute Wurf gelang ihr. Die 32-Jährige sah den Speer wieder fliegen und stieß einen lauten Freudenschrei aus. "Ich bin sehr zufrieden mit der Weite. Das ist mehr als ich erwartet hatte", meinte Barbora Spotakova, die sich vorher die sechzig Meter als Ziel gesetzt hatte.
Form kam schnell zurück
Wie man in Domazlice sehen konnte, ist die Vorzeigeathletin schon wieder in vielversprechender Verfassung. Dafür hatte sie die Basis früh gelegt. Bereits wenige Wochen nach der Geburt joggte sie mit dem Hund durch den Wald oder mit dem Babyjogger durch die Gegend.
Nach zwei Monaten griff sie erstmals wieder zum Speer. "Ich habe gemerkt, dass ich nicht viel vergessen hatte. Die Form kam unglaublich schnell zurück." Davon war sogar ihr Trainer Jan Zelezny sichtlich überrascht. Ihm kam es so vor, als hätte sein Schützling nur eine leichte Verletzung und keine Babypause hinter sich.
Die größte Herausforderung ist für Barbora Spotakova aber jetzt, dass sie den Tagesablauf gut durchplant. "Mir kommt es manchmal so vor, als ob ein Tag nur zwölf Stunden hat."
Gutes Gefühl für den Winter
Es war sehr wichtig für sie, dass sie noch in dieser Saison einen Wettkampf bestreiten konnte. Das macht es für sie in der Vorbereitung auf das nächste Jahr einfacher. "Ich kann jetzt mit einem guten Gefühl ins Wintertraining einsteigen."
Das führt sie zunächst im November in das Riesengebirge nach Spindleruv Mlyn. Im Dezember geht es dann im Trainingslager auf den Kanaren richtig zur Sache. Danach will Barbora Spotakova endgültig für neue Taten bereit sein. Die Europameisterschaft in Zürich (Schweiz) ist ihr nächstes Ziel.
Wann wieder gegen Christina Obergföll?
Ob es dann zum Duell mit Christina Obergföll kommt, ist eine große Frage. Denn die gleichaltrige Offenburgerin kündigte nämlich an, dass auch für sie nun die Zeit reif wird für Nachwuchs und sie am Familienprojekt arbeiten will. So gesehen ist ihr Barbora Spotakova einen Schritt voraus. Diese gönnte übrigens der Deutschen den WM-Erfolg von Moskau (Russland): "Ich habe es ihr gewünscht. Sie hat das ganze Jahr über gut geworfen."
Falls Christina Obergföll der Tschechin den EM-Sommer babybedingt kampflos überlässt, so könnte es ein Wiedersehen der beiden Speerwurf-Rivalinnen spätestens 2015 oder im Olympiajahr 2016 geben. Denn die Spiele in Rio de Janeiro (Brasilien) sind nämlich für beide noch ein lockendes Ziel, auf das es sich hinzuarbeiten lohnt. Christina Obergföll will ihr erstes Olympiagold, Barbora Spotakova träumt vom Hattrick.