Beate Schrott - Österreichs neuer Star
Manager und Szenekenner Robert Wagner hat sie als „Segen für Österreichs Leichtathletik“ bezeichnet. Dieser Ausspruch steht mehr als alles andere für den neuen Status, den Hürdensprinterin Beate Schrott in ihrer Heimat jetzt inne hat. Dabei überrollte sie der Erfolg mit dem Einzug in das Olympiafinale selbst ein wenig.

Mit 12,83 Sekunden war sie im Olympiastadion über 100 Meter Hürden als Semifinal-Zweite in den Endlauf gefegt. Dass sie dort dann in 13,07 Sekunden nur mehr eine Statistin war, spielte keine Rolle. Österreich feierte eine neue Leichtathletik-Hoffnung.
„Ich hatte das Olympiafinale als absolut unrealistisch abgetan. Das hatte ich auch wirklich so gemeint“, unterstrich Beate Schrott rückblickend. Dass dieser achte Platz bei Olympia völlig unerwartet kam, war auch in London zu beobachten, als die Medizinstudentin nach dem Halbfinale lange mit den heimischen Journalisten plauderte, als wäre ihr Olympiaauftritt schon zu Ende. Erst nach dem Interview-Marathon wandte sie sich der Vorbereitung auf den unmittelbar anstehenden Finallauf zu.
Bekanntheitsgrad nach oben geschnellt
Doch was danach über die 24-Jährige hereinbrach, war für sie mehr als nur ungewohnt. Der Bekanntheitsgrad war durch ihren Olympiaerfolg unheimlich gestiegen, Beate Schrott plötzlich das neue Gesicht der österreichischen Leichtathletik, wenn nicht sogar des gesamten österreichischen Sommersports.
„Was nach Olympia auf mich zugekommen ist, hat mich ein bisschen überfordert“, gestand Beate Schrott, „es überraschte mich jeden Tag wieder, dass am Morgen neue Anfragen in meiner Mailbox waren.“
Dazu kamen die Meetingstarts nach Olympia. Die Diamond League lockte wie selbstverständlich nach Stockholm (Schweden), Lausanne (Schweiz) und Zürich (Schweiz). Beate Schrott war plötzlich mittendrin in der Weltspitze um die schnellen Girls aus Übersee.
Tipps von Sven Rees
Doch damit hat sie rasch umzugehen gelernt: „Es ist schon ein gewisser Gewöhnungseffekt da. Ich bin jetzt schon oft gegen sie gelaufen. Am Anfang, vor allem im letzten Jahr, war das: ‚Oh mein Gott, ich renne gegen die ganz Schnellen und kann überhaupt nicht mithalten.‘ Jetzt weiß ich, dass ein paar schneller sind und dass ich da nicht mitkomme. Aber ich nehme mir vor, dass ich andere schlage und manchmal gelingt es mir auch.“
Einen Anteil daran, dass ihr das gelingt, hat der deutsche Trainer Sven Rees. Der Württemberger gab der Österreicherin und ihrem Coach entscheidende Tipps: „Ich möchte die Rolle von meinem Trainer Philipp Unfried nicht runter spielen, aber wir haben uns wichtige Inputs von Sven geholt. Mit meinem Trainer habe ich daran gearbeitet, was der Sven uns beigebracht hat. Das hat viel gebracht.“
Auszeit in den USA
Entsprechend positiv geht der Blick von Beate Schrott auch bereits ins nächste Jahr, obwohl sie noch nicht so viele Gedanken daran verschwenden will. „Die WM in Moskau ist definitiv ein Ziel“, sagte sie, ließ aber noch offen, ob sie eine Wintersaison bestreitet. „Ich freue mich aber, wenn das intensive Training wieder losgeht. Ich bin super motiviert für das nächste Jahr.“
Zunächst einmal suchte Beate Schrott nach ihrem letzten Rennen beim ISTAF in Berlin allerdings die Ferne der USA, um sich von dem anstrengenden Sommer zu erholen und auch den vielen Anfragen, die ihr jeden Tag im September einen neuen Termin hätten bescheren können, zu entfliehen. „Jetzt genieße ich vier Wochen Nichtstun. Ich brauche vor allem eine mentale Pause. Die Saison war lang.“