Heike Drechsler vermisst Unterstützung
Jetzt hat Heike Drechsler öffentlich ihrem Ärger Luft gemacht. In einem heute erschienenen Interview mit den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) beklagt die Weitsprung-Olympiasiegerin fehlende Rückendeckung sowohl von der Vereinsführung als auch von der Leichtathletik-Abteilung. Und: Seit Monaten ist kein Geld mehr geflossen.
Fühlt sich vom KSC im Stich gelassen: Heike Drechsler (Foto: Kiefner)
Damals, im Herbst 2000, war das Tamtam groß. Heike Drechsler wechselte als frischgekürte Olympiasiegerin zum Karlsruher SC und sollte auch dem damaligen Fußball-Regionalligisten als Werbefigur dienen. Zudem sollte Heike Drechsler als Karlsruher Sympathiefigur die Leichtathletik-Abteilung aus dem Dornröschenschlaf erwecken und vor allem in Sachen Nachwuchsarbeit Impulse setzen. Auch heute hat die 37-Jährige immer noch die Vision, „dass aus der KSC-Leichtathletik-Abteilung Olympioniken entstehen“, wie sie in dem BNN-Interview erklärt. Doch zurzeit ist der Katzenjammer größer als die Vision. Denn der abstiegsbedrohte Zweitligist ist aufgrund offensichtlicher Misswirtschaft in der Vereinsführung tief in die roten Zahlen gerutscht. Dies hatte zum Rücktritt des Präsidenten Detlef Dietrich im Februar geführt. Ein Notvorstand unter dem früheren Oberbürgermeister Professor Gerhard Seiler wurde eingesetzt, der den hochverschuldeten Club (angeblich 5,5 Millionen Euro) retten soll. Und immer wieder wurde in den Medien im Zusammenhang mit der Finanzmisere des KSC der Name Heike Drechsler ins Spiel gebracht. Zahlungsaufschub gewährt
„Es wurden Zahlen genannt, die nicht stimmen, schließlich habe ich einen leistungsbezogenen Vertrag“, sagt Heike Drechsler. In Sport-Bild stand zu lesen, Drechsler verdiene 300.000 Euro pro Jahr. Nach dpa-Informationen sollen ihr pro Jahr 102.000 Euro zustehen. Zurzeit wartet Drechsler auf jegliche Zahlungseingänge. „Ich habe seit Monaten Zahlungsaufschub gewährt, aber selbst dazu gibt es keine Rückmeldung aus dem Präsidium“, beklagt sich die Weitspringerin. „Wir haben dem KSC bis Ende März Zahlungsaufschub gewährt“, bestätigt Manager Jörg Neblung gegenüber der Fachzeitschrift Leichtathletik. Neblung bemerkt, dass der KSC Möglichkeiten der Refinanzierung durch entsprechende Sponsorenakquise versäumt habe. Neblung: „Diese Chance hat der KSC nicht genutzt.“ Ein weiterer Trikotsponsor hätte neben Ausrüster asics durchaus Platz haben können. Ungeachtet der momentanen Situation befindet sich Heike Drechsler im zielgerichteten Aufbau für die EM-Saison.
EM in München lockt die Olympiasiegerin
„München ist mein großes Ziel“, erklärt die Weitsprung-Europameisterin von 1986, 1990, 1994 und 1998. Das erste Trainingslager absolviert die Olympiasiegerin vom 23. März bis 6. April auf Lanzarote. Der Saisoneinstieg ist für den 1. Juni bei einem kleinen Sportfest im bayerischen Bad Steben geplant. Ausflüge im Sprint oder Siebenkampf wird es laut Wettkampf-Manager Robert Wagner in diesem Jahr nicht geben. „Heike ist 37 Jahre alt. Sie wird sich ganz auf den Weitsprung und die EM in München konzentrieren“, meinte Wagner gegenüber Leichtathletik. Weitere Starts stünden noch nicht definitiv fest. „Coach Dan Vladescu stellt gerade die detaillierte Saisonplanung fertig“, meinte Wagner.