Bei Derek Miles macht es "klick"
Der US-amerikanische Stabhochspringer Derek Miles hat in der Saison 2008 in Deutschland seine besten Wettkämpfe abgeliefert. Das sind gute Vorraussetzungen für die WM 2009 in Berlin. „Ich kann es kaum erwarten, wiederzukommen. Hoffentlich wird es zur WM soweit sein“, sagt der 36-Jährige, der ein ungewöhnliches Hobby hat.
Derek Miles ist ein ganz schön abgehobener Typ. Nicht was seinen Charakter betrifft – sondern was seine beiden Leidenschaften angeht. Der US-amerikanische Stabhochspringer, der bei den Olympischen Spielen in Peking (China) Vierter wurde, geht nämlich in seiner Freizeit gerne Gleitschirmfliegen.Unter den Stabhochspringern in seinem Land ist das nichts Ungewöhnliches. Derek Miles Trainingspartner Tye Harvey, Vizeweltmeister von 2001, brachte den 36-Jährigen auf den Geschmack und die Idee, die Welt mal aus der Vogelperspektive zu betrachten. Und auch der 6,03-Meter-Springer Jeff Hertwig tauscht den Stab nach der Saison und in seiner Freizeit gerne mal gegen Gurtzeug, Gleitschirm und Karabinerhaken ein.
Seit sieben Jahren in die Luft
Seit sieben Jahren geht Derek Miles schon Gleitschirmfliegen. „In meinem Leben dreht sich so viel um Stabhochsprung und Training. Es ist schön, sich auch mal mit etwas anderem zu beschäftigen. Zum Beispiel mache ich in meiner Freizeit auch viel Schreinerarbeiten“, sagt Derek Miles. „Gleitschirmfliegen ist nur ein weiteres Hobby von mir. Es ist toll und entspannend, in der Luft zu sein, die Aussicht zu genießen und den Wind an den Ohren zu spüren.“
Bei seinen Touren in der Höhe muss sich Derek Miles nach der abgelaufenen Saison allerdings wohl nur vom Jubeln entspannen. Obwohl sich seine Stabhochsprungkarriere mit 36 Jahren im Herbst zu befinden scheint, sprang der in Sacramento (Kalifornien) geborene Leichtathlet in diesem Jahr, als sei er gerade im Hochsommer angelangt. Bei den US-Trails im Juni in Eugene gewann er mit 5,80 Metern und löste das Ticket für seine zweiten Olympischen Spiele nach Athen 2004.
Pech in Peking, Sieg in Stuttgart, Bestleistung in Berlin
In Peking selbst musste sich Derek Miles mit Platz vier zufrieden geben, weil er für die 5,70 Meter einen Versuch mehr als der ukrainische Bronzemedaillengewinner Denys Yurchenko brauchte. „Dieser Wettkampf wird mich noch lange Zeit verfolgen. Weniger weil ich auf dem unglücklichen vierten Platz gelandet bin, sondern weil ich zu mehr fähig gewesen wäre“, sagt der Stabhochspringer.
Im Anschluss an die Sommerspiele drehte Derek Miles aber noch mal richtig auf: Beim Weltfinale in Stuttgart siegte er mit 5,80 Metern – sein wohl größter Erfolg. Zuvor stellte er im September vor dem Brandenburger Tor in Berlin bei einer Werbeveranstaltung zur WM 2009 mit 5,85 Metern eine neue persönliche Bestleistung auf. „Diese zwei Wochen in Deutschland habe ich wirklich genossen. Ich kann es kaum erwarten, wiederzukommen. Hoffentlich wird es zur WM soweit sein. Ich werde dann viel Selbstvertrauen im Gepäck haben“, sagt Derek Miles.
Doppelwunsch für Berlin: WM-Medaille und 5,90 Meter
Der Schlüssel zum Erfolg waren in diesem Jahr kleine Veränderungen in seiner Technik – genauer gesagt nahm der US-Amerikaner 2008 seine Armposition beim Absprung in den Fokus. „Gegen Ende der Saison habe ich mich auf die neue Technik gut eingestellt. Dann hat es ‚klick’ gemacht, es hat einfach funktioniert“, erklärt Derek Miles.
Dass der Stabhochspringer in Deutschland zu seiner Topform auflief, stimmt ihn für das Jahr 2009 natürlich positiv. „Bei großen internationalen Meisterschaften habe ich bislang nur die Plätze vier bis acht erreicht. Meine Ziele für die nächste Saison sind eine Medaille bei der WM und ein Sprung über 5,90 Meter. Diese zwei Dinge fehlen mir noch in meiner Karriere, und ich hoffe, dass ich beides gleichzeitig in Berlin schaffen kann“, sagt Derek Miles.
„Big Rig“ will seine Technik weiter verfeinern
Nach einer zweiwöchigen Pause nach seinem letzten Wettkampf im September in Japan, befindet sich Derek Miles seit drei Wochen wieder in der Vorbereitung auf das kommende Stabhochsprungjahr. „Ich will im Winter viel Zeit aufwenden, um den Veränderungsprozess in meiner Sprungtechnik weiterzuführen“, sagt der Stabartist, der beim früheren Weltrekordler Earl Bell (USA) trainiert.
In seiner Trainingsgruppe trägt Derek Miles übrigens den unbescheidenen Spitznamen „Big Rig“. Vielleicht haben seine abgehobenen Leidenschaften doch ein bisschen was mit seinem Charakter zu tun – selbstbewusst darf Derek Miles nach diesem Jahr aber auch sein.