| EM 2016 Amsterdam

Benedikt Huber: Der neue 800-Meter-Mann

Benedikt Huber startet bei den Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. Juli) zum ersten Mal für Deutschland. Der 800-Meter-Läufer von der LG Telis Finanz Regensburg will am Donnerstag den Vorlauf überstehen und ins Halbfinale laufen.
Christian Ermert

Am vergangenen Samstag war Generalprobe für Benedikt Huber. Allerdings noch völlig ohne Publikum. Der 26-Jährige zog im menschenleeren Stadion von Traunreut zum ersten Mal das nagelneue Nationaltrikot an. 600 Meter, 500 Meter und 200 Meter standen auf dem Programm. Alles in ungefähr dem Tempo, das von Benedikt Huber am Donnerstag erwartet wird, wenn in Amsterdam der EM-Vorlauf über 800 Meter auf dem Programm steht.

Kein einfaches Training, vor allem wenn man ganz allein auf der Bahn ist. Für Benedikt Huber ist das allerdings kein Problem. Er ist es gewohnt, auf sich gestellt zu trainieren. Palling ist halt nicht gerade das Zentrum der Leichtathletik-Szene. Der kleine Ort in Oberbayern liegt 160 Kilometer von Regensburg entfernt, wo Kurt Ring, Hubers Trainer, arbeitet. Manchmal fährt der Mittelstreckler zu Kurztrainingslagern gen Norden, meist aber trainiert er am Chiemsee. Ab und zu wird er dabei noch von seinem früheren Trainer Rupp Rambichler betreut.

Das Nationaltrikot als Motivator

Aber nicht am vergangenen Samstag. Da musste er sogar seine Zeiten selbst stoppen. Und wie motiviert man sich zu harten Trainingsläufen, wenn man ganz allein ist? „Ich habe einfach an die bevorstehenden Europameisterschaften gedacht“, sagt Benedikt Huber, „und das neue Nationaltrikot hat auch geholfen.“ In Amsterdam will er den Vorlauf überstehen. Die Aufgabe wird nicht ganz einfach. Mit 1:46,57 Minuten ist er in diesem Jahr zum ersten Mal schneller als 1:47 Minuten über 800 Meter gelaufen. Als 20. der europäischen Bestenliste reist er nach Amsterdam.

Er ist ein Spätstarter über die 800 Meter. Bevor er die Grenze von 1:50 Minuten unterbieten konnte, dauerte es, bis er 23 Jahre alt war. Und auf die erste Berufung in die Nationalmannschaft musste er bis zum Alter von 26 Jahren warten. Seinen größten Erfolg feierte er bei den jüngsten Deutschen Meisterschaften in Kassel, als er seinen ersten nationalen Titel holte.

„Früher habe ich halt nicht so speziell trainiert“, meint er und zählt auf: Fußball, Leichtathletik, Klettern, Schwimmen, Radfahren, Triathlon. Das waren seine Hobbys. Bis er es irgendwann mal mit den 1.500 Metern versuchte und sein Talent für die Mittelstrecken entdeckte. „Wenn es immer nur bergauf geht, entwickelt man natürlich Ehrgeiz.“ Den bisher einzigen Rückschlag musste er 2015 hinnehmen, als er wegen Knochenhaut- und Achillessehnen-Problemen zwei Monate nicht trainieren konnte.

Als Ingenieur Backöfen entwickelt

Neben dem Sport hat er aber auch sein Studium in Rosenheim durchgezogen und arbeitet mittlerweile als Ingenieur bei BSH – der Sparte für Haushaltsgeräte von Bosch und Siemens. Dort ist er an der Entwicklung von Backöfen beteiligt. Bis 2015 hat er dort einen Vollzeitjob gehabt, mittlerweile arbeitet er nur noch 26 Stunden pro Woche. „Das ist zu viel geworden, mein Leben bestand nur noch aus Arbeiten, Trainieren, Essen, Schlafen“, erklärt er.

Jetzt hat er wenigsten noch ein bisschen Zeit, seine geliebte oberbayerische Heimat zu genießen. Denn Schwimmen, Radfahren und Klettern geht er immer noch gern. Und dafür bietet die Gegend rund um den Chiemsee genauso beste Voraussetzung wie fürs Laufen, auch wenn es manchmal ein bisschen einsam ist.

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