Benedikt Karus spendet Knochenmark
Die Cross-Saison nimmt langsam Fahrt auf, und in den vergangenen Jahren hat der Deutsche U23-Meister Benedikt Karus (LG Badenova Nordschwarzwald) immer kräftig vorne mitgemischt. In diesem Herbst hat er seine Prioritäten anders gesetzt: Der Medizin-Student hat am vergangenen Mittwoch einem 13 Jahre alten Jungen sein Knochenmark gespendet.
Der Pforzheim-Cross fand am Samstag ohne Benedikt Karus statt, und ob er am 25. November bei der zweiten Station des Deutschen Cross-Cups in Darmstadt an den Start gehen wird, ist noch unklar. Beide Rennen zählen als Qualifikation für die Cross-EM in Budapest (Ungarn; 9. Dezember). Dort wäre Benedikt Karus zum letzten Mal in der U23-Altersklasse startberechtigt. „Es wäre schon schön dort teilzunehmen“, sagt er, „aber ich habe meine Prioritäten anders gesetzt.“Benedikt Karus hatte im vergangenen Jahr an einer Typisierung teilgenommen, bei der Blut entnommen und die zentralen Gewebe-Merkmale in das Zentrale Knochenmarkspender-Register (ZKRD) eingetragen werden. Im August dieses Jahres kam der Anruf: Er sei womöglich der passende Knochenmark-Spender für einen 13 Jahre alten Krebspatienten. Weitere Blutproben bestätigten dies.
Punktierung des Beckenkamms
Die grundsätzliche Bereitschaft zur Spende hatte der 22-Jährige schon mit seiner Typisierung ausgedrückt. „Aber wenn dann der Anruf kommt, dass ein Patient mein Knochenmark braucht, ist das schon noch mal etwas anderes!“ sagt Benedikt Karus rückblickend. Allzu lange grübeln musste er trotzdem nicht: „Für mich als Medizinstudent war klar, dass ich spende“, erklärt er und sagt, dass ihn auch der gesamte Ablauf der Spende interessiert habe.
So wurden ihm am vergangenen Mittwoch bei einer Punktierung des Beckenkamms rund 900 Milliliter eines Knochenmark-Blut-Gemisches entnommen – für den jungen Empfänger, der schon mehrere Chemotherapien hinter sich hat, eine lebenswichtige Substanz.
Anonyme Spende
„Bei Kindern liegt die Heilungschance nach einer Knochenmark-Transplantation bei 80 bis 90 Prozent“, erklärt Benedikt Karus. Wem genau er mit seiner Spende womöglich das Leben gerettet hat weiß er nicht, denn die Patienten bleiben stets anonym. Erst in einem halben Jahr darf er sich danach erkundigen, ob die Spende erfolgreich verlaufen ist, in zwei Jahren ist eine persönliche Kontaktaufnahme möglich.
Benedikt Karus selbst geht es nach dem Eingriff gut. Im Beckenbereich sei zwar noch alles etwas steif, aber am Wochenende habe er schon wieder ein wenig auf dem Ergometer trainieren können. Rund vier bis sechs Wochen braucht der Körper für die vollständige Regeneration und Nachbildung des entnommenen Knochenmarks.
Ganz abgeschrieben hat der Deutsche Hindernismeister die Cross-EM noch nicht. Sollte es mit der Teilnahme in Darmstadt und der Qualifikation für Budapest nicht klappen, wird er dem aber nicht nachtrauern. „So eine Spende ist etwas Einmaliges. Der Junge brauchte mein Knochenmark jetzt“, sagt er. „Meine sportlichen Ziele kann ich auch noch in den kommenden Jahren erreichen.“