Benita Johnson feiert ihr Marathon-Debüt
Die flotte Dame aus "down under" feiert auf den Straßen von New York ihr Debüt. Benita Johnson, ein "rookie", ein Neuling in der Marathon-Szene, stapelt tief. "Ich bin ein wenig nervös", sagt die 25-jährige Australierin und schiebt Paula Radcliffe die Favoritenrolle in die Schuhe, "ihre Teilnahme macht das Feld noch stärker als es eh schon ist." Sie selber sieht sich als "dark horse", als Außenseiterin, doch das war sie im März bei der Cross-Weltmeisterschaft in Brüssel auch. Mit der Goldmedaille auf der Langstrecke glückte ihr damals der größte Triumph ihrer Karriere.
Benita Johnson gibt ihr Marathon-Debüt in New York (Foto: Kleinmann)
In Brüssel profitierte sie vom Fehlen Paula Radcliffes, die aus Verletzungsgründen ihren Start abblasen musste. "Australien hatte bisher noch keine Medaille bei einer Cross-WM gewonnen - und dann gleich Gold", schaut Benita Johnson zurück, "das war natürlich ein guter Anfang." Sie wandelte erfolgreich auf den Spuren von Radcliffe, die 2001 und 2002 im unwegsamen Gelände den WM-Titel einkassiert hatte.In der US-Metropole stehen beide gemeinsam an der Startlinie auf der Verrazano-Narrow-Bridge. Acht Wochen nach ihrem Desaster bei den Olympischen Spielen, wo sie zunächst im Marathon und dann auch über 10.000 Meter frühzeitig das Handtuch geworfen hat, plant Paula Radcliffe ihr Comeback. In der Höhenluft von Flagstaff hat sie sich gut vorbereitet. "Ich bin mir sicher, dass sie in sehr guter Form ist", erklärt Benita Johnson, die 10.000-Meter-Spezialistin (Bestzeit: 30:37,68 min), die in Athen wegen einer Verletzung auch nichts gerissen hat, "andernfalls wäre sie gar nicht erst gekommen."
"Paula Radcliffe hat gezeigt, wie man die Afrikanerinnen schlägt"
Benita Johnson mag Paula Radcliffe, ihre aggressive und mutige Art zu laufen. "Paula hat uns gezeigt, wie man die Afrikanerinnen schlägt", lobt sie die weltweit schnellste Marathonläuferin (2:15:25 h in London 2003), "wichtig ist, dass man an seine eigene Stärke glaubt und sich auch was zutraut." Johnson, die regelmäßig mit Sonia O'Sullivan trainiert, ist momentan in einer prima Verfassung. "Ich habe hart gearbeitet und alles getan, was ich tun konnte." Sie freut sich auf ihre Premiere beim "Big Apple", dem faszinierendsten Marathon auf diesem Erdball.
Die Formkurve ging steil bergauf. Benita Johnson, ein Energiebündel von 50 Kilo, die sich auf 1,66 Meter Körpergröße verteilen, hat auf der britischen Insel den Great North Run (Halbmarathon) in 1:07:55 Stunden gewonnen und wenig später auch den Great South Run (10 Meilen) in 52:32 Minuten. Ihre Hausaufgaben hat sie also gemacht. "Jetzt bin ich aufgeregt und auch ein bisschen nervös vor meinem Marathon-Debüt", will sie ein leises Kribbeln in der Magengegend nicht verleugnen, "ich erwarte Paula ganz vorne und hoffe, dass ich auch mein Bestes geben werde."
Starke Konkurrenz in New York
Die "Power-Frau" aus Queensland, 2003 bereits WM-Dritte im Halbmarathon, muss sich in New York starker Konkurrenz erwehren. Margaret Okayo (Bestzeit: 2:20:43 h in Boston 2002), die Vorjahressiegerin, ist genauso gemeldet wie Susan Chepkemei (2:23:12 in London 2003). Beide kommen aus Kenia. Lornah Kiplagat (2:22:22 h in Osaka 2003), auch eine Kenianerin, aber mittlerweile holländische Staatsbürgerin, hat sich ebenfalls eine ganze Menge vorgenommen. Aus Russland kommen Ludmila Petrova (2:22:33 h in London 2002), 2000 Erste in der US-Metropole, und Lyubov Denisova (2:25:58 h in New York 2003). Deena Kastor (2:21:16 h in Lonon 2003), die in Athen überraschend Olympia-Bronze geholt hat, trägt die amerikanischen und Luminita Zaituc (wir berichteten) die deutschen Hoffnungen.
Last but not least startet auch Tegla Loroupe (2:20:43 h in Berlin 1999), die in New York nach wie vor zahlreiche Fans hat. Den Kurs kennt sie in- und auswendig. Sechsmal ist sie hier gelaufen. 1994 und 1995 dominierte Loroupe bei dieser Massen-Veranstaltung. 2000 war sie letztmals beim "Big Apple" live dabei und kehrt nun zurück an die Stätte alter Triumphe.
Aber Benita Johnson, die wie Cathy Freeman in Mackay geboren ist, kennt keine Angst vor großen Namen. In Brüssel bei der Cross-WM sprachen vorher auch alle von den Afrikanerinnen, doch hinterher war nur noch die Rede von ihr, die einst als Hockeyspielerin ihre sportliche Karriere begonnen hat, ehe sie zur Leichtathletik wechselte.