Berglauf-EM - Anna Pichrtova gewinnt Heimspiel
Bei den 5. Berglauf-Europameisterschaften im tschechischen Malé Svatonovice, die aufgrund des jährlichen Wechsel diesmal auf einer sehr selektiven Bergauf-bergab-Strecke durchgeführt wurden, setzten sich am Sonntag mit Marco Gaiardo und Anna Pichrtova einmal mehr die Favoriten durch.
Routinier Stefanie Buss kam auf Platz 22 (Foto: Kiefner)
Bei den Frauen wiederholte die aus Ostrava stammende Anna Pichrtova ihren vor zwei Jahren in Korbielov (Polen) gewonnenen Titel, während sie im Vorjahr auf dem Bergaufkurs am Großglockner Zweite geworden war. Die auch bei den Olympischen Spielen in Athen über die Marathondistanz gestartete Tschechin hatte bei ihrem Heimspiel wenig Mühe, über die 7,7 Kilometer lange Strecke mit einer Höhendifferenz von 600 Metern in 41:28 Minuten zu einem glatten Erfolg zu kommen. Die letztjährige Junioren-WM-Zweite Mateja Kosovelj aus Slowenien wurde mit einem Rückstand von 44 Sekunden Zweite, die vorjährige Grand-Prix-Siegerin Vittoria Salvini (Italien) belegte weitere zwanzig Sekunden zurück Rang drei.
Marco Gaiardo taktiert sich zum Sieg
Marco Gaiardo kam bei seinem von Taktik geprägten Rennen nach 2003 zum zweiten Titel, obgleich er eher ein Bergauf-Spezialist ist. Der Italiener hatte nach 11,1 Kilometern und einer Höhendifferenz von 900 Metern acht Sekunden Vorsprung auf den starken Türken Selehattin Selcuk und den Franzosen Julien Rancon, der lange Zeit das Rennen vor Marco Gaiardo angeführt hatte.
Die Mannschaftswertungen sicherten sich einmal mehr die Italiener. Bei den Frauen hatten die Südeuropäerinnen zwei Punkte vor Gastgeber Tschechien, bei den Männern folgte Frankreich mit 26 Punkten hinter Italien (20).
Die deutschen Bergläufer blieben erwartungsgemäß ohne Medaillen, enttäuschten aber vor allem bei den Frauen keineswegs. "Wir sind in einer Phase des Umbruchs", gestand Wolfgang Münzel, der Berglauf-Chef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Anja Carlsohn auf Platz 19
Die aus Potsdam stammende Anja Carlsohn büßte zwar bei den langen Bergabpassagen einige Plätze ein, hielt sich aber als Neunzehnte ordentlich. Drei Ränge zurück dann Routinier Stefanie Buss (Neuss), direkt vor der 22 Jahre alten Juniorenmeisterin Lisa Reisinger (Hanau).
Dank dieser geschlossenen Mannschaftsleistung schafften die DLV-Läuferinnen hinter Italien, Gastgeber Tschechien, Frankreich und Slowenien Rang fünf noch vor den starken Britinnen.
"Das ist mehr, als wir eigentlich erwarten konnten. Damit haben wir einmal mehr gezeigt, dass wir selbst auf den bei uns kaum praktizierten Bergauf-bergab-Strecken in Europa sehr gut mithalten können", stellte Wolfgang Münzel in einer ersten Analyse fest.
Benjamin Lindner couragiert
Ohne den letztjährigen Vize-Europameister Helmut Schiessl (Buchenberg), der nach internen Querelen derzeit nicht für die Nationalmannschaft zur Verfügung steht, ist für die Männer natürlich eine Medaille in weite Ferne gerückt. Als Elfter blieben die DLV-Vertreter im Mittelfeld unter zwanzig Mannschaften stecken.
Alleine der Leipziger Benjamin Lindner überzeugte in seinem ersten internationalen Start mit einer starken Leistung, die letztlich mit Rang 28 belohnt wurde. "Mir hat Benjamins Auftritt gefallen, der anfangs nicht überzogen hatte und bei zunehmender Renndauer seine Chance konsequent genutzt hat. Das könnte einmal einer werden" meinte Wolfgang Münzel zum Auftreten des 22jährigen Juniorenmeisters.
Ergebnisse:
5. Berglauf-Europameisterschaften Úpice/Malé Svatonovice (Tschechische Republik):
Männer (11,1 km/ HD 900 m):
1. Marco Gaiardo (Ita) 57:42, 2. Selahattin Selcuk (Tur) 57:50, 3. Julien Rancon (Fra) 57:59, 4. Enrique Meneses (Esp) 58:42, 5. Gabriele Abate (Ita) 58:48, 6. Mitja Kosovelj (Slo) 58:53, 7. Andrew Jones (Gbr) 59:03, 8. Timothy Davies (Gbr) 59:30, 9. José Carvalho (Por) 59:50, 10. Daniel Wosik (Pol) 59:52 … 28. Benjamin Lindner (De/ SC DHfK Leipzig) 1:01:41, 35. Timo Zeiler (De/ TSV Trochtelfingen) 1:02:59, 37. Thomas Dold (De/ SV Steinach) 1:03:09, 50. Benedikt Fritz (De/ LG Steigenberger) 1:05:53 – Mannschaften: 1. Italien (Gaiardo, Abate, Mosca) 19, 2. Frankreich (Rancon, Lelut, Dupont) 26, 3. Groß-Britannien (Jones, Davies, Brown) 35. 4. Tschechien 50, 5. Polen 53, 6. Slowenien 56, 7. Portugal 62, 8. Türkei 84, 9. Schweiz 86, 10. Spanien 90, 11. Deutschland (Lindner, Zeiler, Dold) 100, 12. Russland 111 (20 Mannschaften gewertet).
Frauen (7,7 km/ HD 600 m):
1. Anna Pichrtova (Cze) 41:28, 2. Mateja Kosovelj (Slo) 42:12, 3. Vittoria Salvini (Ita) 43:32, 4. Sylvie Claus (Fra) 43:53, 5. Marie Fernandez de Castro (Esp) 44:07, 6. Isabelle Guillot (Fra) 44:20, 7. Maria Roberti (Ita) 44:42, 8. Monica Morstofolini (Ita) 44:43, 9. Iva Milesova (Cze) 44:52, 10. Irena Sadkova (Cze) 44:52 … 19. Anja Carlsohn (De/ SC Potsdam) 46:00, 22. Stefanie Buss (De/ ASC Rosellen-Neuss) 46:39, 23. Lisa Reisinger (De/ SSC Hanau-Rodenbach) 46:40, 44. Annette Bendig (De/ TG Nürtingen) 50:57 (63 Läuferinnen im Ziel) – Mannschaften: 1. Italien (Salvini, Roberti, Morstofolini) 18, 2. Tschechien (Pichrtova, Milesova, Sadkova) 20, 3. Frankreich (Claus, Guillot, Galland) 28, 4. Slowenien (Kosovelj, Krkoc, Sustarsic) 52, 5. Deutschland (Carlsohn, Buss, Reisinger) 64, 6. Groß-Britannien 69, 7. Spanien 72, 8. Schweiz 74 (17 Mannschaften gewertet).