Berglauf-EM ohne Favoritin Andrea Mayr
Mit einer ausgezeichneten Besetzung finden am Sonntag (10. Juli) die bergauf führenden Berglauf-Europameisterschaften im türkischen Skigebiet Uludag unweit der Millionenstadt Bursa statt. Wenige Tage vor dem europäischen Championat steht allerdings fest, dass die Weltmeisterin Andrea Mayr (Österreich) wegen einer Oberschenkelverletzung fehlen wird.

Dass mit Weltmeisterin Andrea Mayr die derzeit weltbeste Bergläuferin fehlt, ist für das auf Gold programmierte ÖLV-Team natürlich ein herber Dämpfer. Die Wienerin laboriert an einer Muskelverletzung, die sie bereits schon daran hinderte, bei den Staatsmeisterschaften an der Kanzelwand im Kleinwalsertal zu starten.
Frauen-Rennen offen wie nie
Damit scheint das Rennen um Gold über 9,0 Kilometer und 895 Höhenmeter offener denn je zu sein, zumal die Titelverteidigerin Martina Strähl (Schweiz) in dieser Saison keineswegs mit überzeugenden Resultaten aufwarten konnte. Die Italienerinnen Valentina Belotti und Antonella Confortola, die französische Bergauf-bergab-Europameisterin 2010 Marie-Laure Dumerghes, die norwegische Marathonläuferin Kirsten Otterbu-Melkevik sowie die starken Russinnen Elena Rukhlyada, Svetlana Vokueva und Marina Ivanova sollten zudem im Kampf um die Medaillen zu beachten sein. Somit ergibt sich für die Teamwertung ein überaus reizvolles Duell zwischen Italien, Frankreich, Russland und der Schweiz.
Bei den Männern strotzt der vierfache Europameister Ahmet Arslan (Türkei) vor Selbstvertrauen. Fünf Tage vor den Titelkämpfen zeigte er sich nach einem letzten Test auf der Strecke sehr zuversichtlich für das Championat. „Ich fühle mich sehr gut, auch wenn ich wegen Erkältungen in dieser Saison noch keinen ernsthaften Wettkampf bestritten habe“, so Arslan im Mannschaftshotel im Skiresort Uludag.
Deutsche Hoffnungen ruhen auf Timo Zeiler
Allerdings muss er im Kampf um die Goldmedaille mit den starken Italienern um Marco de Gasperi und den Zwillingen Martin und Bernard Dematteis, dem Franzosen Georges Burrier und dem Schweizer David Schneider rechnen. In der Mannschaftswertung läuft alles auf einen Dreikampf zwischen Abonnementsmeister Italien, Frankreich und Gastgeber Türkei hinaus.
Und die Chancen für die kleine deutsche Mannschaft? Diese ruhen realistisch alleine auf Timo Zeiler, der gerade erst am vergangenen Sonntag in Oberstdorf zum vierten Mal in Folge Deutscher Meister geworden war. „Meine Formkurve geht stetig weiter nach oben“, gibt sich der 30jährige Mannheimer eher zurückhaltend. „Eine Platzierung unter den Top Acht ist möglich.“
Auch Anton Palzer mit Chancen
Der 30 Jahre alte Speditions-Betriebswirt ist bereits auf eigene Rechnung fünf Tage früher als die DLV-Mannschaft in die Türkei gereist, um sich dort vor Ort angesichts der Höhenlage von 1.800 Metern besser akklimatisieren zu können. Eine weitere Hoffnung ist der 17-jährige Anton Palzer (SK Ramsau), der Junioren-Weltmeister im Skibergsteigen.
In einem Testrennen beim Högl-Berglauf konnte er vor wenigen Wochen mit dem neuen Streckenrekord zeigen, dass die Umstellung von Skiern auf Laufschuhe bestens geglückt ist. Als Achter der WM in Kamnik (2010) konnte er bereits beweisen, dass er auch im Berglaufen zu den Besten zählt.
„Trauben hängen hoch“
„Die Trauben hängen sehr hoch“, bekannte DLV-Berglaufberater Wolfgang Münzel hinsichtlich der Chancen des deutschen Teams. Bei den Männern laufen neben Timo Zeiler noch Josef Beha (FC Unterkirnach), Stefan Hubert (SV Sömmerda) und Korbinian Schönberger (LLC Marathon Regensburg) um eine „einstellige Mannschaftsplatzierung“, so Wolfgang Münzel.
Ähnlich gelagert ist die Situation bei den Frauen mit Diana Lehmann (Potsdamer Laufclub), Nora Coenen (LG Wettenberg) und Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach). Bei den Junioren ist durch den krankheitsbedingten Ausfall von Matthias Dorfer (LG Festina Rupertiwinkel) eine aussichtsreiche Mannschaft geplatzt, da hier alleine noch Adrian Uhl (LG Brandenkopf) startet.