Berlin - die deutsche WM-Bewerberstadt
Am 14. April fällt bei der IAAF-Council-Sitzung in Nairobi die Entscheidung über den Austragungsort der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2005. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) geht dabei mit Berlin in das spannende Rennen. leichtathletik.de warf einen genauen Blick auf die Bundeshauptstadt, die sich in der nationalen Vorausscheidung gegen Stuttgart und München behauptete, und auf der nun die Hoffnungen ruhen.
Hoffen auf die WM: Michael John, DLV-Präsident Clemens Prokop (Mitte) und Christoph Kopp.
"Es geht um die Möglichkeit, die Popularität der Leichtathletik in Deutschland erheblich zu steigern", steckt DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop die Zielstellung ab, mit der die deutsche Delegation, der unter anderem auch Heike Drechsler und Ulrike Nasse-Meyfarth angehören, die Reise nach Kenia antreten und Berlins Bewerbung vorstellen wird. "Wenn wir den Zuschlag bekommen, kann sich Deutschland auf eine gute Weltmeisterschaft freuen", sagt Christoph Kopp, Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes. Er rechnet mit Brüssel als stärkstem Mitbewerber. Moskau, Budapest, Helsinki und Rom sind die weiteren Konkurrenten.Kopps Mitstreiter Michael John schliesst sich an: "Die WM 2005 wäre das erste echte internationale Großereignis seit Berlin die Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands ist. Wir könnten auf eine große Leichtathletik-Begeisterung, viele Vereine im Umfeld und somit ein tolles Publikum bauen."
Berliner Olympiastadion in neuem Glanz
Ein entscheidender Trumpf der Berliner Bewerbung ist das Berliner Olympiastadion mit einem Fassungsvermögen von 76.000 Zuschauern. Es wird sich bis zur möglichen Austragung der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2005 in neuem Glanz präsentieren, nachdem sich der Berliner Senat im letzten Jahr für eine Grundsanierung entschieden hat. Die vorgesehenen Umbau- und Renovierungsarbeiten an der 1936 erbauten und traditionsreichen Arena beinhalten viele Teilbereiche wie auch das Dach und die Ränge, die ein völlig modernisiertes Schmuckstück garantieren, und sollen vor allem im nächsten Jahr vorangetrieben und 2004 abgeschlossen werden. "Das neue Olympiastadion bietet tolle Möglichkeiten", erläutert Michael John, "zusätzlich zu den bereits vorhandenen Anlagen ist eine neue Aufwärm- und Trainingshalle geplant, die Parkmöglichkeiten werden unterirdisch erweitert und auch eine verbesserte Security ist dadurch sichergestellt."
Zwei internationale Großereignisse, das Golden-League-Meeting ISTAF und der Berlin-Marathon, bürgen inzwischen traditionell jedes Jahr für die Qualität des Leichtathletik-Standortes Berlin.
ISTAF Berlin - 80 Jahre Geschichte
Bereits am 3. Juli 1921 gab es vor 20.000 Zuschauern das erste ISTAF in der Metropole an der Spree. Die ab dem Frühjahr 1937 vom Berliner Sport-Club (BSC), dem Deutschen Sport-Club (DSC, später OSC) und dem Sport-Club Charlottenburg (SCC) gemeinsam ausgetragene Veranstaltung war auch durch die kriegsbedingten Ausfälle und die Teilung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zu stoppen, so kann es stolz auf eine lange Tradition zurückblicken.
In den Siebziger und Achtziger Jahren etablierte sich das ISTAF als eines der bedeutendsten internationalen Leichtathletik-Meetings, war auch standesgemäß Bestandteil der 1985 neu eingeführten Grand-Prix-Serie und 1988 Austragungsort des Grand-Prix-Finales. Mit dem Start der Golden-Four-Serie (1993-97), die danach in die Golden Legue ausgeweitet wurde, rückte Berlin als abschliessende Station, bei der die Topstars den Gold-Jackpot unter sich aufteilen, noch mehr in den Fokus. Insgesamt vierzehn Weltrekorde konnten die mehr als 1,6 Millionen Zuschauer über die Jahre bejubeln. Besonders stolz ist man auf den ersten Zwei-Meter-Sprung einer Frau. Rosemarie Ackermann setzte 1977 diesen Meilenstein. Die letzte Weltbestmarke ging auf das Konto des Marokkaners Hicham El Guerrouj (1999).
Der internationale Klassiker Berlin-Marathon
Ein zweiter Klassiker in der Bundeshauptstadt ist zweifelsohne der Berlin-Marathon. Der dortige Siegeszug des Laufsports fand am 13. Oktober 1974 seinen Anfang. Günter Hallas und Jutta von Haase waren damals die schnellsten der insgesamt 244 Läufer, die das Ziel erreichten. Über die Jahre stiegen die Teilnehmerzahlen stetig, inzwischen pilgern im Herbst über 37.000 Aktive aus 85 Nationen nach Berlin. Ein historischer Augenblick war der Lauf im Jahr 1990. Drei Tage vor der deutschen Wiedervereinigung eilte das endlos lange Feld durch das Brandenburger Tor und trug symbolisch eine politische Botschaft auf sportliche Weise in die Welt hinaus. Auch an Spitzenleistungen mangelte es nie. Herausragend waren dabei die Weltbestleistungen des Brasilianers Ronaldo da Costa, der 1998 nach 2:06:05 Stunden das Ziel erreichte, von Tegla Loroupe (2:20:43 h; 1999) und der Japanerin Noako Takahashi, die im vergangenen Jahr in überragender Manier als erste Frau mit einer Zeit von 2:19:46 unter 2:20 Stunden blieb. Am 29. September 2002 findet der 29. Berlin-Marathon statt und wird erneut die Aufmerksamkeit der Laufbegeisterten auf sich ziehen.
Berlin ist Berlin und einzigartig
Berlin ist mit der fast 800-jährigen Geschichte einzigartig, heute zeichnet ein besonderes Flair die Bundeshauptstadt aus und sie ist geprägt von der einstigen Berliner Mauer mit der vorangegangenen Teilung in Ost und West sowie vielen Sehenswürdigkeiten wie dem Kurfürstendamm, dem Brandenburger Tor oder der Siegessäule. Das Wahrzeichen ist der Berliner Bär. Über 3,5 Millionen Menschen leben in Berlin und fünf Millionen Übernachtungsgäste werden jährlich bei einem außergewöhnlichen Angebot von rund 62.000 Betten, das auch ein weiterer Pluspunkt der WM-Bewerbung ist, registriert. Berlin ist eine Stadt des Freizeit- und Spitzensports. Der Landessportbund zählt in rund 2000 Vereinen über 540.000 Mitglieder.
Berlin bietet rundum beste Voraussetzungen für die Austragung der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2005, die ursprünglich für London vorgesehen war. Am Morgen des 14. Aprils, sozusagen dem Tag der Wahrheit, stellt jede der sechs Bewerberstädte bei der Council-Sitzung des Weltverbandes IAAF seine Vorzüge vor und steht den Delegierten anschließend noch für Fragen zur Verfügung, ehe über die Vergabe der Titelkämpfe abgestimmt wird. Fällt die Wahl auf die deutsche Bundeshauptstadt, heisst es damit auch für alle Leichtathletik-Begeisterten fortan: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!