Christina Obergföll – "Absoluter Wahnsinn
Der letzte Tag der Weltmeisterschaft in Helsinki ging aus deutscher Sicht mit zwei Medaillen im Frauen-Speerwurf zu Ende. Was die Offenburgerin Christina Obergföll nach ihrem zweiten Platz mit Europarekord im Gespräch mit den Journalisten sagte, erfahren Sie im Interview.

WM-Silber und Europarekord für Christina Obergföll (Foto: Kiefner)
Wie war dieser tolle Wettkampf für Sie?Christina Obergföll:
Das war der absolute Wahnsinn. Ich wusste, dass ich weit werfen kann. Wir hatten gut trainiert. Ich hatte mir 65, 66 Meter zugetraut. Dass ich jetzt 70 Meter geworfen habe, kann ich selbst nicht glauben.
Können Sie das Gefühl beschreiben?
Christina Obergföll:
Der Wurf ging gut von der Hand weg. Ich habe gemerkt, ich war richtig dran. Als der Speer weg war, hatte ich sofort das Gefühl: der war gut. Dass es siebzig Meter waren, konnte ich nicht gleich sehen. Als dann auf der Anzeigetafel siebzig Meter standen, dachte ich nur so: Ohhh!?! Das kann ich noch nicht glauben und ich denke, das wird auch noch ein paar Tage dauern.
Wie schätzen Sie diese Weite ein?
Christina Obergföll:
67 Meter hätten es auch für Silber getan, jetzt sind es siebzig. Ich weiß nicht, wie oft einem im Leben so ein Wurf ausrutscht. Es ist perfekt, dass es bei der WM passiert ist, aber ich hoffe, dass man von mir jetzt nicht erwartet, dass ich jeden Tag 68 oder 70 Meter werfen kann. Das ist einfach nicht machbar.
War das der Wurf Ihres Lebens?
Christina Obergföll:
Ich hoffe, das war's noch nicht. Ich habe den Wurf auf der Leinwand angesehen und ich denke, ich kann noch weiter werfen.
Woran hat es gelegen, dass der Wurf so gut war?
Christina Obergföll:
Es war etwas Rückenwind, das mag ich sowieso sehr gerne. Ich denke nicht, dass es an der Thermik lag, sondern an mir. Ich habe gut gearbeitet, bei dem Wurf Druck gemacht. Mein Ziel war ein vierter Platz. Ich dachte, Steffi und die beiden Kubanerinnen machen die Medaillen unter sich aus. Jetzt bin ich Zweite und habe 70 Meter geworfen, dafür fehlen mir wirklich noch die Worte.
Sie haben dann drei Versuche ausgelassen. Mussten Sie einfach Pause machen?
Christina Obergföll:
Nach so einem Wurf kann man einfach die Spannung nicht mehr aufbauen. Das ist so unglaublich, was da passiert ist, dass man erstmal mit sich selber beschäftigt ist. Da kann man nicht einfach so dort weitermachen, wo man vorher aufgehört hat. Das geht nicht. Deshalb wollte ich nur noch den letzten Versuch für das Publikum machen.
Wie fühlt es sich an, Steffi Nerius zum ersten Mal geschlagen zu haben?
Christina Obergföll:
Es ist natürlich ein schönes Gefühl. Ich habe vor der WM leichtathletik.de ein Interview gegeben, wo ich gesagt habe, ich warte auf den Tag, an dem ich die Steffi zum ersten Mal schlage. Ich habe auch gesagt, ich gebe ihr nicht mehr allzu lange Zeit. Dass es jetzt in Helsinki passiert ist, ist genauso verrückt wie die 70 Meter auch.
Wird noch gefeiert?
Christina Obergföll:
Auf jeden Fall, die ganze Nacht. Es wird nicht geschlafen. Und am Montag um 8.20 Uhr fliege ich in die Türkei zur Universiade. Jetzt ist erst einmal die Luft raus. Jetzt wird gefeiert und gefeiert.
Was machen Sie mit dem Geld, das Sie jetzt hier verdient haben?
Christina Obergföll:
Ich gehe nicht in den Wettkampf und denke darüber nach, wie viel ich verdiene. Ich gehe nur hin und will weit werfen. Das ist mir hier gelungen. Alles andere ernte ich jetzt danach.
Was sagen Sie zu Osleidys Menendez?
Christina Obergföll:
Das ist absolut nicht überraschend, dass sie hier Weltrekord wirft. Ich habe schon nach dem Einwerfen zu meinem Trainer gesagt, dass sie weit wirft. 72 Meter. Das war ja nicht so schlecht getippt.
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