Bernard Lagat plant den großen Coup
Goldene Zeiten für Bernard Lagat? Warum nicht! Der 1.500-Meter-Spezialist thront auf Platz eins in der Weltjahresbestenliste. Er hat Hicham El Guerrouj, seinen ewigen Rivalen, nach einem knallharten Finish im Züricher Letzigrund erstmals geschlagen. Und er ist ein Medaillenjäger. 2000 in Sydney gewann Lagat Olympia-Bronze, 2001 in Edmonton WM-Silber, im März dieses Jahres obendrein WM-Gold in der Halle, ausnahmsweise über 3000 Meter. Und heute plant er den großen Coup.
Bernard Lagat will auf den Olympiathron laufen (Foto: Chai)
Bernard Lagat ist ein cleverer Bursche, hat Wirtschaftsmanagement an der Washington State University studiert und hält den kenianischen Rekord mit 3:26,34 Minuten, aufgestellt in Brüssel 2001. Schneller war nur Hicham El Guerrouj, der Weltrekordler (3:26,00 min; Rom 1998), den er hier in Athen genauso vom Thron stürzen möchte wie es sein Landsmann Noah Ngeny vorgemacht hat, der in Sydney 2000 überraschend Olympia-Gold erobert hatte vor Hicham El Guerrouj. Aber der 29-jährige Kenianer, der in Kapsabet geboren ist, lässt sich die Favoritenrolle nicht in die Spikes schieben. "Jetzt ist Bernard in Athen der Favorit", hatte Hicham El Guerrouj nach seiner Niederlage in Zürich gesagt. "Ach was", konterte Bernard Lagat, "natürlich ist es für mich wichtig, dass ich gewonnen habe, doch deshalb setze ich mich nicht selber unter Druck." Denn heute erwartet er ohnehin ein ganz anderes Rennen. "Da wird die Taktik im Vordergrund stehen", prophezeite Bernard Lagat, "darauf bin ich vorbereitet." Muss er auch, "denn eine Zeit von 3:33 Minuten können viele laufen", so Bernard Lagat, "das wird eng."
Der Sieg in Zürich habe ihm einen Kick gegeben, erzählte sein australischer Manager James Templeton, der mehrere Kenianer im beschaulichen Unistädtchen Tübingen um sich geschart hat. 1999 in Monaco sind die beiden Protagonisten, Hicham El Guerrouj und Bernard Lagat, erstmals aufeinander geprallt. "Seither hatte Hicham immer die Nase vorn", schaute Templeton zurück, "Bernard hat gegen ihn jedesmal verloren, bis Zürich kam."
Wut in den Beinen
Schon bei der WM in Paris wollte Bernard Lagat seinem Gegenspieler den vierten WM-Triumph streitig machen. Damals durfte er nicht starten, weil er bei einer Dopingprobe, die ihm am 8. August in Freiburg abgenommen wurde, angeblich positiv auf Erythropoietin, kurz EPO genannt, getestet worden sei. Bernard Lagat wurde allen Unschuldsbeteuerungen zum Trotz aus dem Verkehr gezogen. Sechs Monate später wurde seine Sperre wieder aufgehoben, denn die B-Probe bewies seine Unschuld.
Der Ärger über seinen Ausschluss ist noch nicht verraucht. James Templeton, ein ehemaliger Mittelstrecker, schimpfte, dass sein Schützling um eine Riesen-Chance gebracht worden sei. Bernard Lagat will sich heute die ganze Wut, die sich in den vergangenen Monaten angesammelt hat, aus den Beinen laufen.
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