Nur Männerergebnis trübt Tilburg-Bilanz
Mit einer bis auf das Abschneiden der Männer sehr zufriedenstellenden Bilanz trat die deutsche Mannschaft ihren Heimweg von der Cross-EM am Sonntag in Tilburg (Niederlande) an. "Es wird alles vom sensationellen zweiten Platz durch Sabrina Mockenhaupt überstrahlt", stellte DLV-Disziplintrainer Detlef Uhlemann fest.
Detlef Uhlemann freut sich über Silber von Sabrina Mockenhaupt (Foto: Schröder)
"Das war eine riesige Überraschung. Damit hatten wir nicht gerechnet", kommentierte er die von der kleinen Siegerländerin erlaufene Silbermedaille. "Sie ist flüssig unterwegs gewesen, hatte eine gute Spur gefunden." So verbuchte der Deutsche Leichtathletik-Verband zum ersten Mal bei einer Cross-EM in der Frauenkonkurrenz eine Einzelmedaille auf der Habenseite.Während auch die Juniorinnen und Junioren mit Mannschaftsergebnissen unter den ersten Acht das Ziel erreichten, lief es bei den Männern nicht rund. "Damit sind wir alle nicht zufrieden, auch wenn jeder Einzelne gekämpft hat und nicht mehr ging", sagte Detlef Uhlemann. Platz 13 in der Teamwertung und die vier besten Läufer um Platz 50, das war auch ihm zu wenig.
"Mocki" in Europas Spitze angekommen
Der jüngste Erfolg und die stetige Entwicklung von Sabrina Mockenhaupt bis hin zu ihrer ersten internationalen Medaille ist aber ein Fingerzeig. Die 25-Jährige hat sich in diesem Jahr bei vielen Starts im In- und Ausland Wettkampfhärte geholt, die ihr auch in Tilburg in die Karten spielte.
Sie hat damit als das neue Aushängeschild die Führungsrolle im deutschen Langstreckenlauf übernommen und ist in diesem Jahr in Abwesenheit der wegen einer Babypause pausierenden Neu-Wattenscheiderin Irina Mikitenko zur Vorläuferin aufgestiegen. "Mocki", wie sie gerne genannt wird, hat in Tilburg nach Platz fünf bei der Cross-EM im letzten Jahr nicht mehr nur an das Tor zur europäischen Spitze angeklopft, sondern dort Aufnahme gefunden. Ein halbes Jahr vor dem EM-Sommer mit dem Höhepunkt in Göteborg könnte das Timing kaum besser sein.
Mehr Auslandsstarts nötig
Dass ihre Kolleginnen und Kollegen, die auf der Langstrecke zuhause sind, eine Cross-Saison bis März planen und sich auch vermehrt der Konkurrenz stellen sollen, ist ein Wunsch von Detlef Uhlemann. "Ich versuche, den Athleten Auslandsstart schmackhaft zu machen. Wir müssen den internationalen Vergleich suchen. Eine Cross-Saison bedeutet ja nicht, dass man nicht auch in der Halle starten kann." Seiner Überzeugung nach sind die Auftritte im Gelände unabdingbare Voraussetzung, um auch auf der Bahn wieder mehr Fuß fassen zu können.
Deshalb ist es für ihn auch wichtig, dass der DLV bei der Cross-EM weiterhin wie in Tilburg mit kompletten Mannschaften vertreten ist: "Wir gehören da hin, wir müssen uns dem stellen." Auch diesmal war die tolle, internationale Atmosphäre gerade für die jungen Athleten wieder eine wichtige Erfahrung. "Für Athletinnen wie Christina Mohr ist das ein riesiges Erlebnis. Da geht es von Anfang an zur Sache", stellte Detlef Uhlemann angesichts der geballten Konkurrenz, die sich "sehr kompakt aus Klasseläufern" aus den verschiedenen Laufbereichen zusammensetze, fest.
Zwei für Japan
Der Cross-WM in Fukuoka (Japan) kann sich neben Sabrina Mockenhaupt im April auch die Saarbrückerin Susanne Ritter nach ihrem auf dem sehr anspruchsvollen Kurs in Tilburg hart erkämpften 23. Rang stellen. Ob das Duo zu einer Frauen-Mannschaft aufgestockt werden könnte, ließ Detlef Uhlemann offen. "Wir lassen das erst einmal reifen", sagte er.
Ein sportlicher Reifeprozess, der bei dem DLV-Disziplintrainer in kompetenten Händen liegt, ist nicht nur bei den Nominierungsentscheidungen, sondern wie bei der aktuellen Silbermedaillengewinnerin Sabrina Mockenhaupt im deutschen Langstreckenlauf nach wie vor generell erforderlich.