Betty Heidler - Erfolg, der kein Zufall ist
Jung, sympathisch, erfolgreich. Diese drei Attribute stehen für eine neue deutsche Athleten-Generation, die sich anschickt, bei der Heim-WM 2009 in Berlin ein gewichtiges Wort mitreden zu wollen. Jung, sympathisch, erfolgreich. Das steht auch für die Hammerwerferin Betty Heidler, die als frischgebackene Weltmeisterin nun sogar die Spitze dieser Generation erobert hat.

Betty Heidler, die strahlende Hammerwurf-Weltmeisterin (Foto: Chai)
Betty Heidler ist keine, die so leicht abhebt. Auch nach ihrem Weltmeistertitel in Osaka (Japan), der sie jetzt mehr denn je zu einem strahlenden Aushängeschild der deutschen Leichtathletik werden hat lassen, besteht keine Gefahr. "Ich habe mit meinen Eltern, Freunden und meinem Trainer ein Umfeld, das mich auf dem Boden hält", verrät die Wahl-Hessin eines ihrer Erfolgsgeheimnisse.In Asien ist ihr mit dieser im Hammerwerfen so wichtigen Bodenhaftung der große Gold-Coup gelungen. Als einzige der drei deutschen Starterinnen hatte sie es in ihrer Disziplin in das Finale geschafft und dort die Erwartungen übertroffen. Eine Medaille war im Bereich des Möglichen, aber dass es zum Titel reicht, dann doch eine Überraschung.
Abschalten an der Ostsee
"Das Ausmaß habe ich noch gar nicht wahrgenommen", sagte sie noch in Japan. Zeit dazu, das Husarenstück, das ihr gelungen ist, zu realisieren und zu verarbeiten, ist wohl erst nach der Saison, wenn sie mit ihrer Freundin eine Woche an die Ostsee fährt und zum ersten Mal seit vier Jahren im Urlaub abschalten kann. Am anstehenden Wochenende fordern aber die nächsten Starts beim bevorstehenden Länderkampf "Decanation" in Paris (Frankreich) und beim Meeting in Königs Wusterhausen, die für den September noch terminiert sind, ihre Aufmerksamkeit. Auf das Weltfinale in Stuttgart in zwei Wochen will sie nunmehr verzichten, um eine Knieverletzung auszukurieren.
Betty Heidler sagt von sich, sie habe keine Probleme mit Erwartungen umzugehen. Selbst nach dem WM-Titel soll das ganz so bleiben. Ein Grund dafür ist, dass sie auch mit sportpsychologischer Unterstützung stärker geworden ist. Die erst 23-Jährige, die ihr Leben ganz auf den Sport ausgerichtet hat und sich so rundum wohl fühlt, fing früh damit an.
Nach dem ein oder anderen Ausrutscher nahm sie professionelle Hilfe in Anspruch und war damit sogar eine der Vorreiterinnen in der deutschen Nationalmannschaft. "Das gehört für mich inzwischen genauso dazu wie das Training im Ring und im Kraftraum."
Kopf und Körper im Einklang
Die DLV-Psychologin Dr. Heike Kugler hat so als Vertrauensperson ihren Anteil am goldenen Triumph der Betty Heidler. Schon vor der WM hielten die beiden regelmäßig Kontakt. "Wir haben viel am Telefon gesprochen, sicherlich dreimal im Monat. Ich war da nach wie vor am Ball."
Wenn der Kopf mitspielt, will auch der Körper bereit sein und der muss nicht weniger vorbereitet sein als die Psyche. Ihr Erfolg ist kein Zufall. "Es steht unheimlich viel Arbeit dahinter", meint Betty Heidler und lässt keinerlei Zweifel daran, dass WM-Gold auch ein Ergebnis ihrer eigenen Zielstrebigkeit ist.
Das passende Umfeld findet sie dabei in Frankfurt bei DLV-Disziplintrainer Michael Deyhle. Sechs Athletinnen umfasst ihre Trainingsgruppe. Dass sie dort die eindeutige Nummer eins ist, gibt der inzwischen dreimaligen Deutschen Meisterin mehr den nötigen Kick, als dass es sie unter Druck setzt. "Mich motiviert das. Früher wollte ich immer die Nächstbessere besiegen. Selbst kann ich mich aber nun nicht schlagen." Die Beste zu bleiben, das alleine treibt Betty Heidler inzwischen an und bringt sie zu neuen Erfolgen.
Reifer und selbstbewusster
Auf diesem Weg ist sie in den letzten Jahren auch "reifer und selbstbewusster" geworden, wie sie selbst sagt. Als sie 2003 bei der WM in Paris (Frankreich) unbekümmert drauf los warf, war sie noch eine andere. "Damals wusste ich gar nicht, was ich im Finale zu suchen hatte", erinnert sie sich schmunzelnd. Wie sich doch die Zeiten geändert haben. Jetzt träumt Betty Heidler davon, irgendwann einmal 80 Meter werfen zu können. Ein Anhänger an ihrer Halskette dokumentiert dieses Ziel Tag für Tag.
Aber nicht nur sie selbst hat sich gewandelt, auch ihre Disziplin unterliegt einem Wandel der Zeit. Betty Heidler sieht den Hammerwurf der Frauen auf einem guten Weg. "Die Anerkennung unserer Leistungen hat sich verbessert. Ein positiver Trend zeichnet sich ab." Die gebürtige Berlinerin ist dabei eine von denen, die zur Attraktivität ihrer Disziplin beiträgt. Immer aufgeschlossen und zu Interviews bereit, stets ein Lächeln auf den Lippen.
Das besondere Lächeln
Dieses besondere Lächeln hat Betty Heidler schon vor drei Jahren bekannt gemacht. Bei den Olympischen Spielen in Athen (Griechenland) war sie die strahlendste und glücklichste Vierte der ganzen Veranstaltung, zumindest aus deutscher Sicht. "Dadurch kannte man mich mehr, das Interesse war danach schon recht groß." Es ebbte allerdings bald wieder auf ein normales Niveau ab.
Jetzt als Weltmeisterin wird Betty Heidler allerdings mehr gefragt sein denn je. Als Vermarkter und PR-Berater hat sie sich nun Michael Stübner an die Seite geholt. Davon verspricht sie sich etwas, es ist schließlich bereits ihr zweiter Anlauf in diesem Bereich, nachdem sie zuvor beim Hamburger Werner Köster unter Vertrag war.
Mit 39 noch im Ring?
Bauen kann sie dabei nach Olympia 2004 und nun der WM in Osaka bereits auf einen gewissen Wiedererkennungswert. Dass dieser nicht verloren geht, ist wohl eine der vorrangigsten Aufgaben ihres neuen Managers.
Denn Betty Heidler, die im Februar den Grundlehrgang bei der Bundespolizei abgeschlossen hat und nun ein Fernstudium der Rechtswissenschaften in Angriff nehmen will, plant noch eine lange Karriere und die will wohlgebettet sein. "Ich kann mir vorstellen, auch mit 39 Jahren noch zu werfen. Bis 30 werde ich aber auf jeden Fall dabei bleiben." Das sind wahrlich strahlende Aussichten in Gold und Rot, goldenem Medaillenglanz und rotem Haarschopf.