Alexander Lubina auf den Spuren von Jan Ullrich
Die Klubkollegen vom TV Wattenscheid 01 machen ihre Späßchen. "Na, Alex, hat Team Telekom schon angerufen", frozzeln sie, "die suchen immer noch einen Nachfolger für Jan Ullrich." Ja, ja, Alexander Lubina hat Waden wie der einstige Tour de France-Sieger, der mittlerweile beim skandalumwitterten Team Coast untergekommen ist.
Nicht Laufen, sondern Radfahren war zuletzt das Motto bei Alexander Lubina (Foto: Kiefner)
"Alex fährt wie ein Döppken", meinte Trainer Tono Kirschbaum in typisch westfälischem Plattdeutsch, "Kondition hat er: satt und genug." Alexander Lubina, nach einer Stressfraktur im Fußwurzel lange außer Gefecht, hat aber keinen Bock mehr auf die Bolzerei mit dem Rennrad: "Nur gut, dass ich jetzt endlich wieder laufen darf."Grünes Licht zum Laufen
Der Wattenscheider Vereinsarzt, Dr. Andreas Falarzik, hat ihm grünes Licht gegeben. "Das wurde auch langsam Zeit", sagte Alexander Lubina, der Pechvogel, der seinen Titel am kommenden Samstag bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften kampflos preisgeben muss, "es ist natürlich ein schönes Gefühl, dass ich wieder trainieren kann." Tono Kirschbaum hat ihm ein Aufbauprogramm mit auf den Weg gegeben. "Wir müssen behutsam vorgehen, dürfen nichts überstürzen", mahnte er zur Vorsicht, "mit einer solchen Verletzung ist nicht zu spaßen."
Seit zwei Wochen joggt Alexander Lubina durch Bochum und Umgebung. Immer schön piano! "Ich geh' nun in die dritte Woche", erzählte er, "und steigere allmählich die Belastungen." Mehr als zehn Kilometer am Stück hat der 23-jährige Dauerpatient noch nicht zurückgelegt. "Das größte Problem ist, dass die Muskulatur wieder hergestellt wird", erklärte Alexander Lubina, "momentan hab' ich nach jeder Einheit dicke Waden." Denn nach dem strammen Training mit der Rennmaschine muss sich sein Körper erst wieder umstellen auf die neue Belastung.
Auf Texel zweimal am Tag im Sattel
Auf Texel, der Nordseeinsel, wo die Wattenscheider alljährlich ein Trainingslager durchziehen, hat er zweimal am Tag im Sattel gesessen. "Natürlich kann man da nicht so gut fahren wie beispielsweise in der Toskana", bemerkte Kirschbaum, "da ist er richtig gebrettert." Mark Ostendarp, der Hindernisspezialist, der beim VW-Konzern in Wolfsburg beschäftigt ist und seine Karriere wegen der beruflichen Belastung ausklingen lässt, hat ihn meist begleitet.
"Alex war super drauf", berichtete Kirschbaum, "er hat den Mark stehen gelassen, wie er wollte." An die 100 Kilometer hat Lubina tagtäglich herunter gespult. "Irgendwann", lachte Kirschbaum, "ging ihm die Fahrerei gewaltig auf den Keks." Doch er hat das Programm eisern durchgezogen, wohlwissend, dass eine solide konditionelle Grundlage sein Comeback beschleunigen wird.
DM-Start in Ulm?
Wann er wieder auf der Laufbahn seine Runden drehen wird, das steht noch in den Sternen. "Es muss alles hundertprozentig klappen, damit ich bei den Deutschen' in Ulm Ende Juni über 5000 Meter starten kann", schaute Lubina in die Zukunft, "möglicherweise konzentriere ich mich in dieser Saison auch auf die 5000 Meter und nicht so sehr auf die 10.000 Meter." Zumal es schwierig sei, mitten im Sommer einen geeigneten "Zehner" zu finden.
Deshalb denkt er auch nicht groß an die Weltmeisterschaft in Paris. 27:49 Minuten lautet die Norm. "Das ist ein ordentliches Pfund", weiß Lubina, der eine Bestzeit von 28:29,15 Minuten vorzeigen kann, "ich plane eher für die Universiade in Daegu in Korea, die gleichzeitig wie die WM ausgetragen wird. Das ist mein Ziel." Weil die "Quali" nicht so hoch ist.
Vom Triathlon will Alexander Lubina nichts wissen
Dafür quält er sich. Tagein, tagaus. Dreigleisig fährt der Wirtschaftsstudent, der im sechsten Semester an der Universität Bochum eingeschrieben ist. Morgens ist er regelmäßig im Uni-Hallenbad, macht dort Aquajogging im warmen Wasser, damit die Fußwurzel nicht überbeansprucht wird. Nachmittags heizt er mit seinem "Renner" durchs Ruhrgebiet. Und abends wird gelaufen.
Alexander Lubina, der Tausendsassa, könnte glatt sein Triathlon-Debüt geben. Davon will er aber nichts wissen. "Ich bin Läufer, und das bleib' ich auch." Und wenn der lädierte Fuß hundertprozentig ausgeheilt ist, muss sich die Konkurrenz warm anziehen.
Ulrich Hörnemann