Betty Heidler - „Ich will mehr als 75 Meter“
Mit einem Sieg in Cottbus hat Betty Heidler am Sonntag einen erfolgreichen Monat beendet. Die Vize-Weltmeisterin überzeugte vor allem mit Konstanz - bei vier Wettkämpfen im Mai hat die 26-Jährige über 75 Meter weit geworfen. Damit ist die Frankfurterin eine heiße Medaillenkandidatin für die EM in Barcelona (Spanien, 27. Juli bis 2. August). Im Interview spricht sie über ihren Saisoneinstieg und die Perspektiven.
Betty Heidler, der erste Wurf (73,41 m) in Cottbus war gleich der weiteste. Haben Sie da überhaupt schon alles riskiert?Betty Heidler:
Ich wusste, dass ich sechs Versuche habe. Ich habe aber von Anfang an angegriffen. Dann ist es mir schwer gefallen, mich noch zu steigern. Ich habe einen Wettkampfmarathon hinter mir. Die Beine sind schwer und der Vier-Kilo-Hammer fühlt sich an, als würde er fünf Kilo wiegen. Die Frische fehlt ein wenig. Das macht den Unterschied, ob es 75 Meter oder 73 werden.
Zum Beginn der Saison haben Sie schon viele Wettkämpfe auf hohem Niveau gemacht. Wie erklären Sie sich diese Konstanz?
Betty Heidler:
Ich bin gesund durch den Winter gekommen. Die Werte im Training waren gut. In den letzten Jahren ist es mir außerdem gelungen, meine Technik zu stabilisieren. Wir sind gezielt mit vielen Wettkämpfen in die Saison eingestiegen, weil in diesem Jahr alles etwas früher ist. Die EM beginnt schon Ende Juli. Sonst ist der Saisonhöhepunkt immer eher etwas später.
Wie sehen die nächsten Wochen für Sie aus?
Betty Heidler:
Es wird jetzt erst einmal etwas ruhiger. Diese Woche bin ich zu Hause. Da kann ich in Ruhe zur Physiotherapie gehen und schlafen. Der nächste Wettkampf ist am Sonntag in Bydgoszcz in Polen. Danach habe ich sogar eine Woche frei. Da kann ich mir die Frische wiederholen, die im Moment fehlt.
Bei dem hohen Niveau, das Sie schon haben, denken Sie da auch an den Weltrekord (77,96 m)?
Betty Heidler:
Bei meiner Bestleistung soll es natürlich in diese Richtung gehen. Die 75-Meter-Würfe in dieser Saison waren alle nicht optimal. Da ist noch eine Steigerung möglich. An eine konkrete Weite denke ich aber nicht. Es kommt für mich darauf an, die eigene Bestleistung zu verbessern. Ich nehme es dann wie es kommt.
Durch Ihre starken Würfe steigt auch der Druck, wie gehen Sie damit um?
Betty Heidler:
Ich habe in den letzten Jahren viel dazu gelernt. Es kommt darauf an, sich auf die eigene Technik zu konzentrieren. Durch meine Erfahrung habe ich viel Ruhe dafür gewonnen. Das ist auch für die Zukunft wichtig.
Welche Rolle spielt Ihre Trainingsgruppe für Sie? Mit Kathrin Klaas haben Sie starke Konkurrenz…
Betty Heidler:
Diese Konkurrenz in der Gruppe bringt uns alle nach vorne. Ob mich, Kathrin oder die jungen Werferinnen. Jeder will sich verbessern. Das spornt im Training an. Da kann sich keiner ausruhen. Ich zum Beispiel will vorne bleiben, Kathrin will mich schlagen. Wir profitieren beide davon.
Wie sieht Ihr Leben im Moment neben dem Sport aus?
Betty Heidler:
Ich bin bei der Bundespolizei und im Moment freigestellt. Das ist natürlich super. Nebenbei studiere ich auch noch Jura. Auch dort mache ich aber gerade ein Urlaubssemester. Im Herbst geht es weiter. Das ist dann eine gute Ablenkung. Da bin ich mit anderen Leuten zusammen, die nichts mit Sport zu tun haben.