Betty Heidler – Rote Haare gleich Temperament
"Rote Haare, die stehen für mein Temperament", sagt Betty Heidler. Dabei ist sie mitten im Wettkampf äußerlich die Ruhe selbst. Konzentration ist angesagt. Diese Konzentration brachte die Hammerwerferin, die in dieser Woche 20 Jahre alt wird, bei der WM in Paris bis ins Finale. Damit avancierte sie zu einer Aufsteigerin des vergangenen Leichtathletik-Sommers.
Betty Heidler hat sich 2003 gut entwickelt (Foto: Klaue)
Eine Freundin brachte sie einst zur Leichtathletik. Dort nahm sie mal einen Hammer in die Hand und wurde prompt gleich von einem Trainer angesprochen. Im Oktober 2001 hat sie dann ihrer Geburtsstadt Berlin den Rücken gekehrt und ist nach positiven Erfahrungen in den Trainingslagern in den Stall von Bundestrainer Michael Deyhle, der auch die deutsche Rekordhalterin Susanne Keil betreut, gewechselt. "Ich habe mir gedacht, die Spitze im Hammerwerfen ist in Frankfurt und wenn ich weiterkommen will, gehe ich dorthin, wo die besten Bedingungen gegeben sind." Der Erfolg gibt Betty Heidler recht.
Im WM-Jahr 2003 hat sie einen immensen Leistungssprung gemacht. Ihre Bestleistung von 63,36 Metern steigerte sie auf eine Weite jenseits der Schallmauer von siebzig Metern (70,42 m), die sie als erst zweite deutsche Hammerwerferin bezwungen hat.
Klick gemacht
"Im letzten Winter hat es plötzlich Klick gemacht und ich habe mich technisch total weiterentwickelt", erklärt sie, "wir haben auch viel an den Drehungen gearbeitet und Krafttraining gemacht. So hat es hingehauen."
Das Talent wurde ihr in die Wiege gelegt. Sportliche Pfade finden sich auch im Stammbuch von Betty Heidler. Die frühere Hürdensprinterin und Olympia-Teilnehmerin Cornelia Oschkenat ist ihre Großcousine, ihr Urgroßvater war bei den Olympischen Spielen 1936 einer der Fackelläufer. "Den Fackelstab habe ich zuhause", erzählt sie stolz, "dieser sportliche Hintergrund motiviert mich total."
Ausgeschlafen und gut gefrühstückt
Motiviert fuhr die Vierte der U23-Europameisterschaft auch zur Weltmeisterschaft nach Paris: "Dort konnte ich neue Erfahrungen sammeln, das war natürlich klasse." Unbeschwert ging sie an die Qualifikation heran und prompt nahm sie diese Hürde problemlos. "Ich konnte ausschlafen und habe viel gefrühstückt", lautete ihr Erfolgsrezept, mit dem sie 67,46 Meter erzielt hatte. Soll erfüllt.
"Es war schön, auch wenn die Weite nicht so toll war", strahlte die deutsche Juniorenmeisterin dann am Ende nach dem WM-Finale über Platz elf mit einer Weite von 65,81 Metern, "ich nehme das Gefühl von der WM mit, auch, gegen die Weltklasseathletinnen geworfen zu haben. Beim nächsten Mal will ich noch konzentrierter rangehen."
Entspannen konnte sich Betty Heidler nach der Saison zunächst ein paar Tage zuhause bei ihren Eltern in Brandenburg. Am 1. Oktober hat sie ihre Ausbildung beim Bundesgrenzschutz begonnen, womit sie ein neues Kapitel in ihrem noch jungen Sportlerleben aufschlug.
Das Kapitel 2003 war für Betty Heidler erfolgreich, 2004 kann noch besser werden.