Betty Heidler repräsentiert die große Ausnahme
Es gibt außerordentlich wenig Sportler, die sich über einen vierten Platz freuen. Da ist Betty Heidler eine große Ausnahme. Strahlend kam die 1,75 Meter große Hammerwerferin in die Mixed Zone, um ein paar Worte mit den Journalisten zu reden. Vollbepackt mit riesiger Tasche, die deutsche Flagge hatte sie sich um ihren Körper geschlungen, die langen rotblonden Haare zum Zopf gebunden, sprudelte es aus ihr heraus.
Betty Heidler strahlte und redete als glückliche Vierte (Foto: Chai)
"Ich freue mich riesig, auch wenn ich am Ende nur die Holzmedaille gewonnen habe." Die Athletin von der LG Einfracht Frankfurt war am Ende nur ganz knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt, lag bis zum fünften Versuch auf dem Bronzeplatz. Doch damit hatte Betty Heidler absolut keine Probleme. "Mir war klar, dass Yipsi Moreno aus Kuba noch einen an mir vorbeidonnern würde, schließlich ist sie nicht umsonst zweifache Weltmeisterin, deshalb bin ich überhaupt nicht enttäuscht". Zumal die flotte Betty mit 72,73 Metern im dritten Versuch einen deutschen Rekord erreichte.
"Das war der weiteste Wurf meines bisherigen Lebens", jubelte sie und winkte während des Wettkampfes immer wieder auf die Tribüne. Dort saßen ein paar Fans, Freunde und Familie. Außerdem hatte sie noch einen Versuch über 72,47 Meter und 70,21 Meter. Da muss man einfach zufrieden sein.
Nur mit viel Glück Bronze
"Mit ganz viel Glück hätte ich Bronze gewinnen können, aber damit habe ich gar nicht gerechnet", sagte Betty Heidler und hörte gar nicht mehr auf zu lachen. Die Begeisterung über die letzten Stunden strahlten ihr regelrecht aus den Augen. Dabei war sie gar nicht gut in den Wettkampf gekommen. "In den ersten beiden Versuchen war ich schon fast draußen."
Im dritten Durchgang machte sie dann ernst und zeigte, dass man mit ihr rechnen musste. Betty Heidler war die einzige Westeuropäerin in diesem olympischen Finale, das von den kubanischen und russischen Athletinnen geprägt wurde. Den Wettbewerb gewann Olga Kuzenkova aus Russland mit neuem Olympischen Rekord von 75,02 Metern.
Die 20-Jährige Deutsche hat sich in diesem Jahr in der Weltklasse etabliert. "2003 in Paris war es eine Überraschung, dass ich überhaupt dabei war. Diesmal konnte ich mitmischen." Bei der WM war sie noch auf Platz elf gelandet.
DLV-Werferinnen mischen mit
Hammerwerfen ist erst zum zweiten Mal bei den Olympischen Spielen dabei, doch der Wettbewerb in Athen war recht attraktiv - und vor allem spannend. Noch die Achte, Iryna Sekachowa aus der Ukraine übertraf die 70 Meter Marke. Die Entwicklung in dieser Disziplin läuft noch recht rasant.
Und auch die deutschen Mädchen mischen ganz gut mit. In Athen überstanden gleich zwei Werferinnen die Qualifikation. Andrea Bunjes wurde Elfte mit 68,40 Meter. Für Betty Heidler bedeutet der vierte Platz im Olympiastadion den bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Damit hat sich ihr Umzug von Berlin nach Frankfurt schon gelohnt.
Vor drei Jahren verließ die ehrgeizige Athletin, deren Urgroßvater einer der Fackelläufer bei den Spielen 1936 war, ihre Heimat, um sich unter die Fittiche von Coach Michael Deyhle zu begeben. Sie schloss sich der LG Eintracht Frankfurt an und der Bundestrainer baute sie behutsam auf.
Heimweh nach Berlin der Preis
"Ich habe schon Heimweh nach Berlin, aber für den Sport hat es sich auf jeden Fall gelohnt", sagt die junge Frau mit den langen rotblonden Haaren, die gerne fotografiert, liest und zum Shoppen geht, wenn sie nicht gerade mit ihrer Ausbildung beim Bundesgrenzschutz beschäftigt ist - oder mit dem Training.
Eine große Motivation ist die Konkurrenz im eigenen Land. Denn Deutschland hat inzwischen einige Hammerwerferinnen von Format. Es war auch eine der wenigen Disziplinen, in der drei Athletinnen den Weg nach Athen fanden.
In diesem Jahr machte Betty Heidler einen großen Sprung nach vorne. Ihr vierter Platz bei den Olympischen Spielen mit 72,73 Metern ist sicher noch nicht das letzte Wort.
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