Betty Heidler schockt die Hammerwurf-Welt
Locker im Wettkampf, gelöst danach. Betty Heidler war nicht nur wegen ihres bekannt zauberhaften Strahlens die Ausnahmeerscheinung der Halleschen Werfertage am Samstag. Die Frankfurter Hammerwerferin drehte sich im Ring zu einem neuen Weltrekord und machte damit schon jetzt der Konkurrenz aus aller Welt klar, dass in diesem WM-Jahr mehr denn je mit ihr zu rechnen ist.

Der Rotschopf unterstrich damit für die Welttitelkämpfe im südkoreanischen Daegu (27. August bis 4. September) die Ambitionen auf den zweiten WM-Triumph nach 2007 in Osaka (Japan). „Das waren supertolle Zuschauer, das Wetter war perfekt. Es gab keinen Grund, warum man hier nicht weit werfen sollte“, sagte sie nach dem gelungenen Einstand in die Sommersaison.
Quantensprung
Ihre quantensprunghafte Steigerung - die Frankfurterin hatte in Halle ihre erstaunliche Frühform vor dem Weltrekord-Wurf durch die Verbesserung ihres deutschen Rekordes um sieben Zentimeter auf 77,19 Meter lediglich ahnen lassen - führte die 27-Jährige auf intensives Training zurück: "Ich war unheimlich locker. Das kommt aus der Sicherheit, die ich mir erarbeitet habe."
An einen Angriff auf den Weltrekord dachte sie im Vorfeld aber nicht. „Ich hatte ein bisschen mit dem deutschen Rekord geliebäugelt. Den hatte ich auch angestrebt.“ Nachdem sie letztlich aber sogar den magischen 80 Metern nahe gekommen war, suchte Betty Heidler zunächst nach einem Maßstab, wie sie die neue Rekordmarke einzuordnen hatte. Erst einmal vergeblich: „Deshalb sortiere ich mich jetzt erst einmal bei 77,19 Metern ein. Den Rest muss ich noch verarbeiten.“
80 Meter?
Auch wenn Betty Heidler nun für viele sogar die 80-Meter-Schallmauer ins Visier nehmen kann, ist Daegu allerdings nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2012 in London (Großbritannien). Nach ihrer Nullnummer in Peking (China) vor drei Jahren fehlt der Polizeimeisterin weiterhin olympisches Gold zur Komplettierung ihrer Titelsammlung. Nach WM-Gold in Osaka hatte die Hobby-Reiterin auch im Vorjahr bei der EM in Barcelona (Spanien) ganz oben auf dem Treppchen gestanden und ihre Siegerqualitäten unterstrichen.
Nach zahlreichen Rückschlägen ohne Medaillen-Platzierungen bei der WM 2005, der EM 2006 und eben in Peking ist die Spitzenathletin von Trainer Michael Deyhle absolut auf London fokussiert. Silber bei der WM 2009 in Berlin und der Erfolg in Barcelona lassen die gebürtige Berlinerin nunmehr auch deutlich gefestigter erscheinen als noch bei ihrem WM-Triumph 2007.
Viel Kleinarbeit
Michael Deyhle bezeichnete schon in Barcelona ihre neue Kontinuität als "Ergebnis von viel technischer Kleinarbeit". Betty Heidler selbst, die ihre Freizeit auch noch für ein Jura-Studium nutzt, sieht im "Gleichklang des Rhythmus' von Armen und Beinen" ihr Erfolgsrezept.
Letzte deutsche Weltrekordlerin vor Betty Heidler in einer Olympia-Disziplin war Speerwurf-Olympiasiegerin Petra Felke aus Jena. Die Thüringerin erzielte am 9. September 1988 die Traumweite von 80,00 Metern und damit eine vermutlich "ewige" Bestmarke, denn durch die anschließende Veränderungen des Speeres fliegen die Geräte nicht mehr so weit. Den bislang letzten Weltrekord eines deutschen Mannes stellte am 22. Mai 1988 Kugelstoß-Olympiasieger Ulf Timmermann (Ost-Berlin) mit 23,06 Metern auf.
Betty Heidler wirft Weltrekord
Die Weltrekord-Entwicklung im Hammerwurf
Video - Der Weltrekord-Wurf von Betty Heidler
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