Betty Heidler will Selbstvertrauen zurück
Das Quali-Aus bei der WM in Moskau (Russland) hat für Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) die Arbeit eines ganzen Jahres zunichte gemacht. In ihrer von Höhen und Tiefen geprägten Karriere hat die 29-Jährige gelernt, dass mit dem nötigen Selbstvertrauen auch wieder bessere Tage kommen. Dieses Selbstvertrauen will die Olympia-Dritte in den nächsten Monaten zurückgewinnen.
Sie kann es noch. Das war die wichtigste Erkenntnis für Betty Heidler beim ISTAF am Sonntag, als sie mit 74,62 Metern Dritte wurde. Zwischenzeitlich hatte die 29-Jährige in ihrer Heimatstadt geführt, angefeuert von Familie und Freunden. "Ich habe 50 Karten verteilt." Für die Hammerwerferinnen ist es immer noch ein seltenes Erlebnis, im Hauptprogramm dabei sein zu dürfen.Anita Wlodarzcyk (Polen; 77,15 m) und Weltmeisterin Tatyana Lysenko (Russland; 74,89 m) zogen dann aber noch an der Deutschen Meisterin vorbei. Die beiden hatten sich schon in Moskau (Russland) ein spannendes Duell geliefert, bei dem Betty Heidler zuschauen musste. Sie hatte die Qualifikation mit 68,83 Metern nicht überstanden - eine Weite die mehr als zehn Meter von ihrer Bestleistung und gleichzeitig dem Weltrekord (79,42 m) entfernt liegt.
Diese große Differenz beweist: Der Hammer bestraft jeden Fehler gnadenlos. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 28 Metern pro Sekunde wirbeln die Athletinnen ihr Arbeitsgerät in den Drehungen durch die Luft. Da bleibt keine Zeit für großartige Korrekturen. Wer die Technik im Training am besten automatisiert hat und dann im Wettkampf abrufen kann, ist vorne dabei.
Erster Schritt zurück
Vertrauen in die eigene Technik und Leistungsfähigkeit ist bei diesem Kunststück ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Davon ist Betty Heidler durch das WM-Aus etwas flöten gegangen. "Ich muss es mir im Training Stück für Stück wieder erarbeiten. Wir haben die WM analysiert und abgehakt."
Ein weiteres Erfolgserlebnis auf dem Weg dorthin könnte nach dem ISTAF der Saisonabschluss in Fränkisch-Crumbach werden, wo die Frankfurterin am übernächsten Sonntag (15. September) im Rahmen eines Rasenkraftsport-Wettkampfes noch einmal im Hammerwerfen starten wird. Die größte Weite, die in ihrer Klasse im Rahmen eines solchen Wettkampfes jemals eine Deutsche erzielt hat, liegt bei 69,19 Metern.
EM und 80 Meter im Visier
Nach dem wohlverdienten Urlaub, den Betty Heidler dann in ihrer Heimatstadt Berlin "und vielleicht eine Woche auf Ibiza" verbringen möchte, geht die Trainingsarbeit von neuem los. "Du hast immer den Tag X im Kopf."
Dieser Tag X ist 2014 die EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. Augst). Nach wie vor im Hinterkopf ist auch der erste 80-Meter-Wurf in der Geschichte des Hammerwurfs der Frauen. "Da arbeiten wird dran. Wenn es passieren soll, wird es passieren."
Wo geht die Achterbahnfahrt hin?
Sich zurückkämpfen, damit kennt sich Betty Heidler aus. "Für mich ist es nicht das erste Mal." In ihrer Karriere hat sich schon alles erlebt.
Auch bei der WM 2005 war die Athletin von Bundestrainer Michael Deyhle in der Qualifikation ausgeschieden, dem WM-Titel 2007 folgte ein unglücklicher neunter Platz bei Olympia 2008, nach EM-Titel und Weltrekord war WM-Silber 2011 kein Grund zum Jubeln. 2012 gab es dann in London (Großbritannien) nach einer technischen Panne und bangen Minuten Bronze bei Olympia.
Nach dem Quali-Aus bei der WM in Moskau kann es im nächsten Jahr in Zürich nur aufwärts gehen. Mal sehen, was die EM dort für Betty Heidler zu bieten hat. Überraschen kann sie kaum noch etwas, aber wer weiß.