Bianca Kappler für WM gut gerüstet
Am 27. August steht für die Deutsche Weitsprungmeisterin Bianca Kappler vom LC asics Rehlingen einiges auf dem Spiel. Sie muss bei der Leichtathletik-WM in Osaka (Japan; 25. August bis 2. September) zur Qualifikation antreten. Drei Sprungversuche darf sie im Nagai-Stadion unternehmen, um sich für das Finale der besten Zwölf am nächsten Tag zu qualifizieren.

Bei Bianca Kappler läuft alles nach Plan (Foto: Krebs)
Wie ihre Chancen stehen, kann man beurteilen, wenn die Liste der Teilnehmerinnen feststeht. Der aktuellen Weltrangliste zufolge dürfte es ihr keine Probleme bereiten die Qualifikation zu überstehen, denn sie wird hier mit ihrer Bestweite von 6,90 Meter an neunter Stelle geführt. Da von den fünf Russinnen, die vor ihr rangieren, höchstens drei bei der WM startberechtigt sind, sollte nach der Datenlage auch der Einzug in den Endkampf der besten Acht kein Problem sein. Aber Qualifikationen sind immer auch Zitterpartien wegen der geringen Zahl der Versuche. Und in Osaka kommt hinzu, dass dieser vorentscheidende Wettkampf bereits um morgens um 10:30 Uhr beginnt. Bianca Kappler hat bereits bittere Erfahrungen hinter sich. Bei ihrer ersten WM 2003 in Paris (Frankreich) sprang sie mit 6,50 Meter drei Zentimeter zu kurz, bei der zweiten 2005 in Helsinki (Finnland) machten ihr Rückenprobleme einen Strich durch die Rechnung, und sie verließ die Weitsprunganlage mit 6,35 Meter als 19..
Absprungbrett nicht richtig fixiert
Die Trainings- und Wettkampf-Werte der letzten Wochen stimmen die blonde Rehlingerin optimistisch. Wie sie kurz vor dem Abflug am vergangenen Donnerstag nach Japan berichtete, lief alles planmäßig. "Uli (Trainer Ulrich Knapp) hat mich diese Woche ordentlich gequält", stellte sie zufrieden fest. Davor lag eine anspruchsvolle Wettkampfserie auf internationalem Terrain.
Nach einem Schnelligkeitstest am 29. Juli in Rhede mit neuer 100-Meter-Bestleistung von 11,88 Sekunden stellte sie im italienischen Städtchen Mals (Südtirol) am 4. August mit 6,63 Meter einen Stadionrekord auf und besiegte dabei die Südafrikanerin Karen Mey. Drei Tage später maß sie sich in Stockholm (Schweden) mit der Weltelite beim dortigen Super-Grand-Prix-Meeting. Dort fiel auf, dass alle Springerinnen – auch die Siegerin Carolina Klüft (Schweden; 6,65 m) – deutlich unter ihrem üblichen Niveau blieben. Bianca Kappler wurde mit 6,44 Meter auf Rang fünf eingestuft. Die spätere Video-Analyse deckte die Ursache auf. Das Absprungbrett war nicht richtig fixiert und rutschte beim Abdruck unmerklich nach vorne, was kostbare Energie schluckte.
So schnell wie noch nie
Drei Tage nach Stockholm verlangte der DLV für die WM-Kandidaten in Leverkusen einen abschließenden Leistungsnachweis. Dort legte sie mit 6,73 Meter wiederum ein Topergebnis jenseits der WM-Norm hin. "Nach den Wettkampfreisen fühlte ich mich eigentlich schlapp und müde. Deshalb war ich erstaunt über die Leverkusener Leistung." Noch etwas gab ihr Auftrieb. Die biomechanische Auswertung der Sprungserie offenbarte eine Anlaufgeschwindigkeit von 9,40 Meter pro Sekunde. "Das hatte ich noch nie geschafft", sagt sie und strahlt Zuversicht aus.
Die Freunde vom LC asics Rehlingen drücken ihrer Parade-Athletin ganz fest die Daumen, dass sie ihr Ziel, den WM-Endkampf der besten Acht in Osaka erreicht. "Solch ein Erfolg würde auch gut zu unserem Jubiläumsjahr passen", meint LCR-Vorsitzender Ludwin Klein.
Bianca Kappler, Weitsprungtrainer Ulrich Knapp und Hindernistrainer Werner Klein sind am Donnerstag (16. August) mit dem DLV-Kontingent in Frankfurt zu einer 17-stündigen Flugreise nach Japan gestartet und dort am Freitag gelandet.
Tochter und Haus warten
Die Weitsprung-Qualifikation erfolgt nach unserer Zeit am Montag, dem 27. August, um 3:30 Uhr. Das Finale wird am Dienstag (28. August) um 13:50 Uhr ausgetragen. Bianca Kappler wird aber bereits am 30. August die Heimreise antreten. Das liegt zunächst mal an "Jolinchen", – so nennt sie ihre 15 Monate alte Tochter Jolina – die nach den zwei Wochen sehnsüchtig auf Mama wartet. Dann startet sie am 8. September in Paris für den DLV beim wichtigen Nationenvergleich "Decanation". "Und ich möchte die Zeitumstellung nach der Japanreise möglichst sanft vollziehen".
Es gibt aber noch einen Grund: "Wir haben uns ein Häuschen in Neuweiler gekauft; und da stehen noch eine Menge Arbeiten an, bei denen alle "Heinzelmännchen" aus der Familie gebraucht werden."