Bianca Kappler - "In der Weltklasse etabliert"
Beim Weitsprung-Weeting der Weltklasse in Bad Langensalza am Samstag landete Bianca Kappler erst bei 6,90 Meter im Sand und sprang damit in eine neue Leistungsklasse. Noch in der Grube streckte sie freudestrahlend ihre Arme in die Höhe und wartete ungeduldig auf die Verkündung der Weite, welche im Jubel des Publikums kaum zu hören war. leichtathletik.de sprach mit der Athletin vom LC asics Rehlingen über ihren Traumsprung und die weiteren Flugpläne im WM-Jahr.

Bianca Kappler hat den Sprung in die Weltklasse geschafft (Foto: Jungmann)
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen persönlichen Bestleistung. Haben Sie die Weite schon realisiert?Bianca Kappler:
Eigentlich noch nicht so richtig. Es ist einfach nur Wahnsinn und das Meeting hätte nicht besser sein können. Das war ein rundum gelungener Wettkampf und ich bin überglücklich. 6,90 Meter sind für mich eine absolute Traumweite.
Begonnen haben Sie den Wettkampf mit einem Sprung auf gute 6,66 Meter. Bereits im zweiten Versuch haben Sie Ihre bisherige Bestmarke um einen Zentimeter auf 6,77 Meter verbessert. Hat dieser tolle Auftakt zusätzlich motiviert?
Bianca Kappler:
Ich habe schnell gemerkt, hier geht so richtig was. Die Bedingungen waren einfach optimal. Angenehme Temperaturen, ein super Publikum, das ganz dicht um die Grube herum sitzt und konstanter Rückenwind. Dazu die professionelle Organisation des Meetings. Mir war sofort klar, dass es heute passieren muss. Nach den 6,77 Metern habe ich mir deshalb neue Ziele gesetzt und wollte die tollen Bedingungen nutzen. Allerdings folgten zunächst zwei ungültige Sprünge und ein technisch verunglückter. Das war schon ärgerlich. Ich wollte unbedingt 6,80 Meter springen und war sogar mit den 6,77 Metern unzufrieden, obwohl ich mich über diese Weite bei jedem anderen Wettkampf total gefreut hätte. Im sechsten Versuch bin ich schließlich nur für mich gesprungen, zumal ich im letzten Durchgang fast immer noch was zeigen kann und es hat perfekt funktioniert. 6,90 Meter, einfach super.
Vor dem Sprung haben Sie lange am Ablauf gewartet...
Bianca Kappler:
Ich habe mich auf den Wind eingestellt und mit 1,9 Metern pro Sekunde Rückenwind die optimalen Bedingungen in diesem Moment abgepasst. Bei dem Sprung hat einfach alles gestimmt. Angefangen bei den Zuschauern, die mich mit ihrem Klatschrhythmus richtig schnell zum Absprungbalken getrieben haben. Und schließlich der Absprung, den ich perfekt getroffen habe. Das war wirklich ein optimaler Sprung.
Die bisherige Saison hätte für Sie nicht besser verlaufen können. Die WM-Norm von 6,70 Meter sind Sie nun schon zum vierten Mal gesprungen. Wie erklären Sie sich diese neue Beständigkeit?
Bianca Kappler:
Das Leistungsvermögen hat sich im Training bereits angedeutet. Meine Kraftwerte haben sich enorm verbessert, wodurch ich schneller geworden bin und diese Schnelligkeit auf den letzten Schritten zum Balken halten kann. Dies ist mir in den letzten Jahren nicht gelungen. Ich konnte zwar schon immer in der Halle gute 60 Meter laufen und gehe auch gerne über die 100 Meter an den Start, aber ich konnte diese Geschwindigkeit nicht im Anlauf umsetzen. Im Sommer gelingt mir dies bisher. Auf jeden Fall will ich in den nächsten Wochen noch die 100 Meter in 11,85 Sekunden laufen, das ist mein Ziel.
Wie sieht denn das Ziel für die Weltmeisterschaften in Osaka (Japan) aus? Ändert sich nach dem heutigen Sprung daran etwas?
Bianca Kappler:
Nein, es ändert sich nichts. Ich würde gerne in dem Bereich zwischen 6,80 bis 6,90 Meter springen und das Finale erreichen. Natürlich heißt es jetzt erstmal, die Leistung zu bestätigen. Aber ich werde mir auch keine Grenze nach oben setzen. Wichtig ist es, dass ich weiterhin gesund bleibe.
Denken Sie wirklich nur über den Einzug ins Finale nach?
Bianca Kappler:
Natürlich gibt mir die Weite von 6,90 Metern viel Selbstbewusstsein. Ich habe mich in dieser Saison in der absoluten Weltklasse etabliert. Dennoch sollte man alles Schritt für Schritt angehen und nichts überstürzen. Bis zur WM sind es noch einige Wochen, in denen ich hart trainieren werde. Es geht jetzt also nochmal richtig zur Sache.
In zwei Wochen sind in Erfurt die Deutschen Meisterschaften - mit Ihnen in der Favoritenrolle.
Bianca Kappler:
Das stimmt schon, aber ich bin nicht die einzige Starterin mit guten Aussichten. Urszula Gutowicz-Westhof (LG Nike Berlin) hat in dieser Saison 6,66 Meter stehen, das wird sicher ein spannendes Duell, auf das ich mich schon freue. Leider hat sie sich beim Meeting in Bad Langensalza unter Wert verkauft (6,45 m), sie kann viel besser springen. Aber natürlich möchte ich gerne in Erfurt gewinnen.