Big In Japan - Der WM-Blog
Die Weltmeisterschaft in Osaka (25. August bis 2. September) ist eine Herausforderung in vielerlei Hinsicht. Im WM-Blog "Big In Japan" bekommen Sie auf leichtathletik.de einen exklusiven Einblick in den WM-Alltag in Japan und ganz persönliche Eindrücke.

Fragende Blicke - Nur wenige der Helferinnen sprechen Englisch
No Cleaning!Eben habe ich auf meinem Hotelzimmer einen Anruf bekommen. Eine freundliche japanische Frauenstimme erklärte mir in erst gar nicht und dann nur schwer verständlichem Englisch, dass es heute "No Cleaning" geben würde. Ob das nun aber eine blanke Feststellung war oder eine Nachfrage, ob ich damit einverstanden sei, nachdem ich die rote Karte für die Putzfrau an die Türklinke gehängt hatte, blieb mir unerschlossen. Mangels Aussicht auf ein konstruktives Gespräch habe ich widerstandslos eingewilligt und hoffe nun auf ein Cleaning am nächsten Tag.
Dabei kann es auch sein, dass die Putzfrau das Zimmer 404 auf ihrer roten Liste stehen hat. Denn gestern jagte ich ihr offenbar einen ziemlichen Schrecken ein. Nach einem kurzen Abstecher ins benachbarte Einkaufszentrum auf einen Café Latte und einen mega-leckeren Brownie kam ich frisch gestärkt, koffein-gepusht und gut gelaunt zurück und die Dame, die sich wohl gerade anschickte, mein kleines Zimmer in Angriff zu nehmen, war ob meiner überraschenden Rückkehr plötzlich völlig aufgelöst.
Mit einem "Oh-ooohhh-oh-ooohh" eilte sie im Laufschritt den Korridor entlang und holte mit lautem Geschrei ihre Kollegin herbei. Immer wieder rief sie mir ein "Please, wait a moment" zu. Also wartete ich geduldig und vollkommen verblüfft wegen der Aufregung, die ich ungewollter Weise ausgelöst hatte, vor der Tür.
Nach ein paar Minuten war die Sache denn auch erledigt und die Putzfrau verbeugte sich – immer noch peinlich berührt – ganz tief entschuldigend zweimal vor mir. Auch der Versuch, ihr zu erklären, dass das "No problem" sei, schlug fehl und ich ließ sie in diesem Zustand japanischer Extase zurück.
Hoffnung zur Besserung gibt es hier im Ark Hotel an anderer Stelle. Naomi ist aufgetaucht und sie lebe hoch! Vielleicht rund 40 Jahre alt, ist sie die einzig englischsprechende WM-Helferin, die wir hier bisher angetroffen haben. Und sie ist verdammt resolut! Um ein Sendeproblem beim E-Mail zu lösen, holte sie zwei Techniker der betreffenden für das Netzwerk zuständigen Firma herbei und wollte diese erst wieder von dannen ziehen lassen, wenn die Schwierigkeiten auch wirklich gelöst seien. Inzwischen sind sie es, zumindest bei mir. Danke, Naomi.
Nebenbei erklärte die nette Japanerin, wie stolz sie auf ihren Namen sei, dass Naomi Campbell wohl aus Jamaika stamme und ihr dieser Vorname in ihrem Berufsleben schon so manches Mal behilflich war.
Das sind so die angenehm-amüsanten Momente hier in Osaka, die einen wieder darüber hinweghelfen, wenn man an anderer Stelle auf einen Rezeptionisten auf Englisch einredet, der immer fleißig im Sekundentakt nickt. Nach einer Minute stellt man aber dann doch fest, dass das die einzige Reaktion ist, zu der er fähig zu sein scheint und er wohl kein Wort dieser vermeintlichen Weltsprache versteht.
Aufpassen, dass man selbst etwas versteht, muss man hingegen manchmal bei den Schweizer Athleten, wenn sie anfangen, in ihrem faszinierenden Landesslang, dem Schwyzerdütsch, loszuplaudern. Umso mehr war die Auftaktpressekonferenz der Eidgenossen gestern sehr angenehm und charmant. Von der jungen Stabhochspringerin Anna Katharina Schmid oder der quirrligen Siebenkämpferin Linda Züblin könnte man an dieser Stelle in den nächsten Tagen auch deshalb noch etwas mehr lesen und erfahren. Hopp Schwyz!
Christian Fuchs ist Projektleiter von leichtathletik.de und berichtet für das Internetportal von der Weltmeisterschaft in Osaka.
Big In Japan - Der WM-Blog (22.08.2007)
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