Big In Japan - Der WM-Blog
Die Weltmeisterschaft in Osaka (25. August bis 2. September) ist eine Herausforderung in vielerlei Hinsicht. Im WM-Blog "Big In Japan" bekommen Sie auf leichtathletik.de einen exklusiven Einblick in den WM-Alltag in Japan und ganz persönliche Eindrücke.

Christian Fuchs berichtet für leichtathletik.de aus Japan (Foto: Kiefner)
See you in OsakaNa ja, ein klein wenig skurril war es schon, damals im Juli. Ein Häufchen internationaler Journalisten hatte sich in Ostrava zum Ende der U18-Weltmeisterschaft noch im Presseraum versammelt. Irgendwann war Zeit zum Abschiednehmen. Die gelungenen, ja gewissermaßen angenehm familiären Nachwuchs-Titelkämpfe waren zu Ende. Doch nach der WM ist immer vor der WM.
Und so kam es, dass Yannis, der Pressemann vom Weltverband IAAF, auf mich zukam und mich fragte: "Christian, do you go to Osaka?" Nachdem ich das bejahen konnte, schoss es mit seinem südländischen Temperament freudig aus ihm heraus: "See you in Osaka!" Der Abschiedsgruß machte flugs Schule und immer wieder schallte es mir nachhaltig und eindringlich von den internationalen Kollegen, mit denen inzwischen Freundschaft geschlossen war, entgegen: "See you in Osaka!"
Von der tschechischen Sportstadt, in der die Welt noch auf eine ganz eigene Art in Ordnung ist, alleine schon, weil ein Spezi-ähnliches Erfrischungsgetränk mit dem zauberhaften Namen Kofola im Stadion als halber Liter für 80 Cent zu bekommen ist, in die mit 2,8 Millionen Einwohnern drittgrößte Stadt Japans, wo eine Dose Sprite aus dem erst einmal zu überlistenden und wild blinkenden Automaten zwei Euro kostet…
Wütendender Wasserwerfer
Mitte Juli war dieser Sprung noch weit weg, doch jetzt ist er seit wenigen Stunden vollzogen. Der Kulturschock breitet sich unwiderruflich vor mir aus. Nach drei Stunden Zugfahrt, elf Stunden Flug und einer gut einstündigen Bustour vom Kansai Flughafen in die City von Osaka bin ich seit Dienstag, 8 Uhr morgens japanischer Zeit nun mittendrin in der WM-Gastgeberstadt.
Mittendrin in einem gewöhnungsbedürftigen Gewirr aus japanischem Zuvor- und Entgegenkommen, Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit. Mittendrin aber auch in einem Nach-Japanischen-Regeln-Spielen und einer gewissen Hilf- und Planlosigkeit, der sich aber noch mit einer gewissen Gelassenheit begegnen lässt.
Manch ein Kollege verliert aber schon jetzt die Fassung. So donnerte ein etwas älterer Herr, der vor mir die Sicherheitskontrolle am Stadion passierte, wütend seine Wasserflasche in einen bereitstehenden Karton, nachdem ihm zwei japanische Beamtinnen freundlich verklickert hatten, dass er diese nicht mit auf das Stadiongelände nehmen darf (wohlgemerkt: wo sich noch gar nichts Sportliches abspielte, deshalb war sein Frust irgendwie nachzuvollziehen). Aberwitzig wurde es Augenblicke später. Kaum hatte er die Treppe zum Akkreditierungszentrum erklommen, wurde ihm mit einem freundlichen Lächeln ein frischgekühltes Mineralwasser gereicht.
Hiobsbotschaften
Doch auch ich blieb gleich nach der Ankunft von ersten schlechten Nachrichten nicht verschont. Mit den Hiobsbotschaften, dass das Hotelzimmer erst in mehr als vier Stunden bezogen werden kann, die zwei für das Pressehotel abgestellten Helferinnen keinen Brocken Englisch verstehen, geschweige denn sprechen, der auf europäischen Laptops installierte WLAN-Empfänger im Medienzentrum nicht funktioniert (man stattdessen ein japanisches Teil in Landessprache kaufen soll, was von den Leuten hier dann in sage und schreibe einer halben Stunden installiert wird), die bestellte Leitung auf der Pressetribüne noch nicht zur Verfügung steht, geht aber zum Glück gerade dieser sich einschleichende Dämmerzustand einer durchgemachten Nacht einher, der einen wiederum beim Anblick eines japanischen Lächelns dahinschmelzen lässt.
Dieser Zustand liegt nunmehr, das sei noch rasch erklärt, aber in der Natur der Sache. Schließlich ist es in Deutschland gerade in diesem Moment 5:46 Uhr morgens, in Osaka aber bereits nach Mittag. Um dieser Zeitumstellung ein Schnippchen zu schlagen und dem Jetlag davonzuschlummern, heißt es für mich jetzt noch ein paar Stunden nicht einschlafen, dann dafür aber richtig!
Und richtig losgehen tut es dann auch irgendwann, in drei Tagen soll es soweit sein. Bis dahin warten mit Sicherheit viele neue Überraschungen auf mich. Die eine oder andere davon wird es dann sicher an dieser Stelle wieder zu lesen geben.
Christian Fuchs ist Projektleiter von leichtathletik.de und berichtet für das Internetportal von der Weltmeisterschaft in Osaka.