Björn Otto braucht schleunigst neuen Wunderstab
Ein Knacks im "Wunderstab" - und Björn Ottos neue Goldchance geriet gleich wieder in Gefahr. Der Sieg am Freitag bei der Olympia-Generalprobe in London (Großbritannien) gegen den Top-Favoriten Renaud Lavillenie (Frankreich) war Nebensache, denn nach dem folgenschweren Malheur in der Diamond League werden die Tage bis zu den Sommerspielen ein Wettlauf gegen die Zeit.
Entweder erhält der Weltranglisten-Zweite der Stabhochspringer innerhalb von zehn Tagen vom US-Hersteller Ersatz - oder die Gold-Aktien stürzen ab.Für seinen Trainer Michael Kühnke ist der Fall eindeutig. "Der angeknackste Stab war der einzige für große Höhen. Die anderen sind zu weich, mit denen kann er bei Olympia nichts gewinnen", sagte Michael Kühnke, der Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) in die Weltklasse geführt hat. Er mache sich "ernsthaft Sorgen", fügte Michael Kühnke hinzu: "Die Zeit bis zur Lieferung dieses extrem harten Stabes, mit dem derzeit kein anderer in der Welt springen kann, wird knapp."
Björn Otto müsse dann mit dem neuen Stab "vor Olympia unbedingt noch Wettkampf-Praxis sammeln". Die einzige Chance dafür biete sich am 25. Juli im pfälzischen Jockgrim.
Renaud Lavillenie zu schlagen
Nach Silber bei Hallen-WM und EM hinter Renaud Lavillenie bezwang Björn Otto in London mit 5,74 Metern den 2012 erstmals geschlagenen Überflieger aus Frankreich. Dieser verlor mit schwachen 5,40 Metern auch noch gegen den Zweibrücker EM-Dritten Raphael Holzdeppe (5,66 m). "Renaud hat gezeigt, dass er zu schlagen ist, das gibt Selbstvertrauen", sagte Björn Otto, dessen Freude über 10.000 Dollar für seinen Premierensieg in der Diamond League aber erheblich getrübt war.
Grund war der erste Versuch über 5,93 m, wie Björn Otto berichtete. "Ich bin mit dem Stab gegen eine Betonkante gekracht. Er hat einen Riss bekommen, und ich fürchtete, dass er mir um die Ohren fliegt, wenn ich weiterspringe", sagte der 34 Jahre alte Hobby-Pilot über das Splittern der Glasfasern im Londoner Crystal Palace.
Gewiss: Björn Otto hat bei Wettkämpfen immer sieben oder acht Stäbe dabei, je 800 bis 1.000 Dollar teuer, aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Doch nur der "Wunderstab", so scheint es, eröffnet die Chance auf den Höhenflug zum Gold.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)