Björn Otto - „Sechs Meter ein Ziel“
Bei Björn Otto ging die Medaillenrechnung voll auf. Silber bei der Hallen-WM und bei der EM ließ der Stabhochspringer von der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) den nächsten zweiten Platz als neuen Höhepunkt seiner Karriere folgen. Nach dem Wettkampf sprach der 34-Jährige über diesen Auftritt, sein Training und seine weiteren Pläne.
Björn Otto, ist jetzt die Frage geklärt, wer der beste deutsche Stabhochspringer ist?Björn Otto:
Ja, klar (lacht). Es war schon ein beeindruckender Wettkampf. Ich war gut reingekommen. Es war ein Wettkampf mit Höhen und Tiefen. Ich wusste, dass es sich wahrscheinlich mit den Fehlversuchen entscheidet. Und so war es dann auch. Renaud Lavillenie muss man gratulieren. Was in den großen Höhen abgeht, hat er sehr gut im Griff. Die 5,97 Meter wären für mich nicht unmöglich gewesen. Aber wir haben ja noch ein paar Wettkämpfe in diesem Jahr. Auch die sechs Meter sind immer noch ein Ziel für dieses Jahr.
Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter? Was macht die Pilotenausbildung?
Björn Otto:
Darüber muss ich mir noch genaue Gedanken machen. Das Jahr ist noch nicht vorbei. Ich muss auch noch meine Diplomarbeit abgeben. Ein bisschen Stress gibt es noch dieses Jahr. Ich muss mich mit meinem Trainer und meinem Manager zusammen setzen, wie man jetzt was macht und wie eine Pilotenausbildung in der Zukunft aussehen kann, ob man das stückeln und vielleicht noch ein bisschen springen kann.
War das Finale in London der eindrucksvollste Wettkampf Ihrer Karriere? Wie schätzen Sie Ihren Weg der letzten Jahre ein?
Björn Otto:
Es war schon 2007 sehr beeindruckend, als ich bei der Weltmeisterschaft den letzten Versuch hatte und ich wusste, wenn ich drüber springe, bin ich Weltmeister. Dann habe ich mir später zweimal die Achillessehne abgerissen. Da denkt man schon: Ist das der richtige Weg? Der Trainer hat an mich geglaubt, ich habe an mich geglaubt. Ich habe für mich weitergemacht. Ich musste nur meine Füße in den Griff kriegen. Das Problem habe ich abgestellt. Ich wusste dann nach dem letzten Jahr, als ich in Landau 5,85 Meter gesprungen bin, dass ich noch hoch springen kann und dass ich auch sechs Meter springen kann, wenn alles hält. Wir haben das Training umgestellt und alles anders gemacht, als es im Lehrbuch stehen würde. Das hat sich ausgezahlt. Für meinen Körper ist das das Richtige. Alles in Silber dieses Jahr, das ist schon geil. Silber ist fast die schönere Farbe als Gold. Ich habe Silber gewonnen und nicht Gold verloren. Ich bin höchstgradig zufrieden.
Was macht Ihr Training jetzt aus?
Björn Otto:
Das ist speziell für mich abgestimmt. Mit Sicherheit könnte kein 18-Jähriger so trainieren, wie ich gerade trainiere. Es ist wirklich anders. Dadurch, dass ich soviel Erfahrung habe, zig Tausend Sprünge und diese Zubringerleistungen schon gemacht habe, muss man das nicht mehr so forcieren und man kann anders trainieren. Das würde mit einem jüngeren Athleten nicht funktionieren.
Wie haben Sie die Stimmung im Olympiastadion erlebt?
Björn Otto:
Das ist Wahnsinn, was die Briten hier auf die Beine stellen. So etwas habe ich überhaupt noch nie irgendwo erlebt. Sie gehen bei jedem mit, egal ob er Erster oder Letzter wird. Chapeau!
Wie schätzen Sie die Lage im deutschen Stabhochsprung ein?
Björn Otto:
Es ist schon ein gutes Level, was in Deutschland herrscht. Mit Raphael [Holzdeppe], Malte [Mohr] und mir hat man drei Kandidaten, die mit einem sehr, sehr hohen Niveau hinterlegt sind. Jeder von uns dreien hat eine Leidensgeschichte und in den letzten Jahren etwas anders und wohl auch richtig gemacht.
Was bedeutet Ihnen der Stabhochsprung?
Björn Otto:
Die geilste Sportart, die es einfach gibt. Es ist so beeindruckend und für einen, der nie gesprungen ist, wahrscheinlich auch nicht nachvollziehbar. Wenn man mit so einem Prügel losläuft, vier Meter vor der Matte abspringt, dann 5,91 Meter hoch und hinten wieder runter, das ist schon mehr als beeindruckend. Das kommt dem Fliegen schon sehr nah.
Was ist in diesem Jahr noch drin?
Björn Otto:
Die Diamond League ist noch komplett offen - und dann sind da noch die sechs Meter. Das sind zwei Ziele, die ich dieses Jahr noch verwirklichen kann. Bei einem Wettkampf wie in Aachen kann man schon noch eine Spur härter springen, mit Rückenwind kann man dann auch sechs Meter angreifen. Die Saison ist noch lang. Schon diese neue Woche wird hart. Am 16. bin ich in Landau, am 17. in Schlanders in Südtirol und dann weiß ich noch nicht, was mit „Berlin fliegt!“ ist.
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