Björn Otto wieder der gefragte Mann?
Auf einen Schlag oder vielmehr mit einem Sprung war Björn Otto am letzten Samstag in Leipzig der gefragteste Mann. Nach seinem Sieg beim European Indoor Cup führte ihn der gnadenlose Dopingkontrolleur in die Katakomben ab, selbst die informationshungrige Journalistenschar konnte das zunächst nicht verhindern und stand vor verschlossenen Türen. Später gab es dann doch noch alle Antworten auf alle Fragen. Schon am Wochenende könnte sich dieses Szenario wiederholen, wenn in Dortmund der deutsche Hallentitel ausgesprungen wird.
Björn Otto zeigte in Leipzig starke Nerven (Foto: Kiefner)
"Ich kann gelassen in die Meisterschaft reingehen", sagt Björn Otto. Er hat nämlich einen entscheidenden Vorteil. Mit Platz eins in Leipzig und bereits erfüllter Hallen-WM-Norm buchte er sein Ticket zur Hallen-WM nach den Nominierungsrichtlinien des DLV bereits fix. Er ist durch, der ganze Rest kämpft um den zweiten Startplatz. Da strahlt der Student: "Das war für mich die einfachste Möglichkeit."Und Björn Otto hat sie ohne Angst vor großen Namen wie Romain Mesnil oder Patrik Kristiansson genutzt. Starke Nerven also. Auf die kommt es sicher auch am Sonntag in der Helmut-Körnig-Halle an.
Richard Spiegelburg nicht zu unterschätzen
"Das wird nicht einfach", sagt der Dormagener im Ausblick. Tim Lobinger hat ihn inzwischen im Saisonvergleich mit 5,72 Metern um zwei Zentimeter überholt. Richard Spiegelburg ist für Björn Otto ein weiterer starker Kontrahent: "Es ist immer ein Kandidat und es war bisher fast jedes Jahr ähnlich, so dass er bei der Meisterschaft nicht zu unterschätzen ist."
Wenige Tage vor der Stabhochsprung-Entscheidung bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund ist die Stimmung also angespannt. Jeder sucht und sieht seine Chance auf den DM-Titel. Allen voran Tim Lobinger, der sich eine Woche vor dem Finale wieder an die Spitze der deutschen Elitespringer katapultiert hat. Doch der Hallen-Weltmeister macht sich auf einen heißen Tanz gefasst.
"Die anderen schlafen nicht, und irgendwann muss ja auch bei denen der Knoten platzen", meint Tim Lobinger. Aber er will seinen Titel verteidigen – und sich erst gar nicht von Björn Otto schlagen lassen. Aber der 26-Jährige hat den Arrivierten bislang gezeigt, wie man konstant gute Sprünge abliefert. Zweimal hat er die Norm zur Hallen-WM (5,70 m) bereits gemeistert. Eine Höhe, an der sich der EM-Zweite Lars Börgeling, Richard Spiegelburg, Vize-Hallenweltmeister Michael Stolle und auch Sechs-Meter-Springer Danny Ecker bisher die Zähne ausbissen.
"Null-Null-Börgeling" zieht sich zurück
Das soll sich am kommenden Sonntag in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle ändern. Vor allem Lars Börgeling brennt. Viermal riss er in diesem Winter schon die Anfangshöhe, was ihm im Lager der Stabis den Spitznamen "Null-Null-Börgeling" einbrachte. Damit er diesen am Sonntag für den Rest der Saison ablegen kann, hat er sich sechs Tage ohne Training zurückgezogen und dann Altweiber in Köln so richtig abgefeiert. Wenn das den Kopf nicht frei macht?
Den hat Michael Stolle zurzeit frei von Verletzungssorgen. Sein kleines Comeback nach elf Monaten ohne Wettkampf ging beim Meeting in Karlsruhe etwas unter. Doch der Olympia-Vierte von Sydney kam auf Anhieb über 5,52 Meter – und zeigte viel Potenzial nach oben. Auch im vergangenen Winter kam er spät in Schwung, um schließlich Zweiter der Hallen-WM hinter Tim Lobinger zu werden.
Danny Ecker arbeitet
Danny Ecker nutzte die letzten zwei Wochen vor der DM, um weiter an seinen Comeback zu arbeiten. Für ihn ist die Hallensaison bisher als Erfolg zu werten, obwohl die Höhen das noch nicht widerspiegeln. 5,70 Meter liegen - so meinen Insider - durchaus in der Luft.
Doch ob die Erfolg verwöhnte Leverkusener Fraktion etwas gegen Björn Otto ausrichten kann? Der hat sein WM-Ticket nach dem Sieg beim Hallen-Europacup in Leipzig eben schon sicher in Tasche. Was stört es ihn da, dass die meisten seiner Konkurrenten Höhen jenseits der 5,85 Meter vorweisen können, aber nicht in der Lage sind, diese abzurufen? Der 26-Jährige vom TSV Bayer Uerdingen/Dormagen wird das Duell der "Rivalen vom Rhein" aufnehmen. Es ist für ihn die große Chance auch aus dem medialen Schatten von Lobinger und Co. ein Stück weit herauszuspringen. Man sollte ihn nicht aus den Augen lassen.
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