„Blanka die Große“ - Olympia-Gold und Rekord
Ihre neun Zentimeter hohen High Heels hatte sich Blanka Vlasic vor einem Jahr gekauft, um bei der Ehrung der Welt-Leichtathleten selbst neben dem 1,96 Meter langen Superstar Usain Bolt die Größte auf der Bühne zu sein. Doch dann machte 400-Meter-Weltmeisterin Sanya Richards (USA) neben dem Jamaikaner das Rennen. Diesmal schlug in Monte Carlo nun endlich die Stunde der 1,93 Meter langen kroatischen Hochsprung-Weltmeisterin.
Am Sonntag überragte Blanka Vlasic mit künstlich geschaffenen 2,02 Metern Kenias 1,91 Meter langen 800-Meter-Weltrekordler David Rudisha ganz locker. Und Fürst Albert von Monaco, der die fast 800 Gäste bei der festlichen Gala im feinen Sporting Club begrüßte, muss sich zwischen den Größen der Leichtathletik wie ein Zwerg im eigenen Zwergstaat vorgekommen sein.„Hier oben als Welt-Leichtathletin zu stehen, das war einer meiner großen Träume“, sagte die 27-jährige Blanka Vlasic, die deutlich machte, dass sie die endlich eroberte Bühne so schnell nicht wieder verlassen will. „Ich kann mir vorstellen, auch 2016 noch dabei zu sein, falls meine Heimatstadt Split Ausrichter der Europameisterschaften werden sollte. Ich bin dann 32 und habe bis dahin noch zwei Chancen, nach dem Silber von Peking endlich Gold bei Olympia zu gewinnen – und den Weltrekordsprung über 2,10 Meter zu schaffen“, formulierte sie ihre Ziele nach bisher 98 Wettkämpfen im Zwei-Meter-Bereich.
800-Meter-Stars treffen aufeinander
David Rudisha, der auf Weltebene noch keine Medaille gewann, weil er 2009 bei der Berliner WM am falschen Rennverhalten scheiterte, hat Blanka Vlasic zumindest die Rekorde voraus. Zweimal binnen einer Woche erzielte er zum Saisonende erst beim Berliner ISTAF (1:41,09 min) und dann im italienischen Rieti (1:41,01 min) Bestmarken über 800 Meter. „Klar, dass ich 2011 bei der WM in Daegu Gold anstrebe“, sagt der im Dezember 22 Jahre alt werdende Massai.
In einer denkwürdigen Pressekonferenz traf David Rudisha, dessen Vater Daniel bei Olympia 1968 in Mexico City mit Kenias 4x400-Meter-Staffel Silber hinter den USA gewonnen hatte, mit drei Legenden des 800-Meter-Laufs zusammen, die den Weltrekord binnen 34 Jahren nacheinander im Besitz hatten.
800 Meter unter 100 Sekunden?
Kubas Alberto Juantorena, 1976 in Montreal (Kanada) erster Doppel-Olympiasieger über 400 und 800 Meter und seit Sonntag 60 Jahre alt, hielt die Bestmarke mit 1:43,5 Minuten bis zum Aufstieg des Briten Sebastian Coe. Der heutige Chef-Olympier von London 2012 lief 1979 erstmals Weltrekord und zwei Jahre später in 1:41,73 Minuten für damalige Verhältnisse eine Fabelzeit. Er wurde erst 1997 von Wilson Kipketer abgelöst. Der für Dänemark startende Kenianer setzte damals bei seiner dritten Bestmarke in Köln in 1:41,11 Minuten eine Marke, die 13 Jahre halten sollte - bis David Rudisha kam.
„Es gibt keine Grenzen der Entwicklung, aber das kommt wohl noch zu früh“, sagte Alberto Juantorena auf die Frage, ob David Rudisha der erste Mann sein könnte, der die zwei Stadionrunden in weniger als 100 Sekunden absolviert. „Eher nein“, glaubt auch Sebastian Coe. „Es wird sehr schwer für ihn“, sagte Wilson Kipketer. Und David Rudisha selbst meint bescheiden: „Ich will erst einmal unter 1:41 laufen.“
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)