Blanka Vlasic - Heiße Flirts mit den Zweiflern
Je mehr Blicke auf Blanka Vlasic gerichtet sind, umso mehr geht sie aus sich heraus. Die hübsche Kroatin flirtet auf und neben der Hochsprung-Matte mit dem Publikum. Sie tanzt frech, zeigt einen Hüftschwung, mit dem sie auf so mancher Showbühne eine gute Figur machen würde, und packt ihr gewinnendes Lächeln aus. Aber doch ist in ihrer Welt nicht alles eitel Sonnenschein. Sie will es vor allem ihren Skeptikern zeigen.

Blanka Vlasic steht gerne im Mittelpunkt (Foto: Chai)
Die Hochspringerin weiß, dass sie im nächsten Jahr den Zweifeln davon springen und sich mehr denn je beweisen muss. Die Kroatin bekommt immer wieder zu hören, dass sie ihr aktuelles Niveau, mit dem sie zuletzt in Osaka (Japan) Weltmeisterin geworden und in der Golden League zu fünf von sechs möglichen Siegen gehüpft ist, kaum halten könne. Das ärgert sie, gehörig!"Ich weiß nicht, warum die Leute das denken", wundert sich die attraktive Höhenjägerin mit fester Stimme. "Ich habe ein gutes Trainingsprogramm und ohne Verletzungen ist es möglich, sich von Jahr zu Jahr weiter zu verbessern."
Blanka Vlasic ist auch eine Kämpferin. Sie hat es nicht nur mit Zweiflern und Skeptikern, sondern auch mit starken Gegnerinnen zu tun. Sie ist eine, die sich nicht so leicht vom hart erarbeiteten Thron stoßen lassen möchte. Obwohl sie selbst erst 23 Jahre alt ist, sagt sie: "Eine neue Generation an Hochspringerinnen ist im Kommen. Aber ich genieße es gerade zu sehr, an der Spitze zu sein, dass ich das nicht so leicht wieder abgeben möchte." Für eine weitere Traumsaison wolle sie im nächsten Jahr noch härter trainieren.
Keine leichten Siege
Die 1,92 Meter hoch aufgeschossene Athletin räumt nach ihrer jüngsten Siegesserie, sie ist seit Mitte Juni ungeschlagen und hat ihren Landesrekkord auf 2,07 Meter verbessert, gleich noch mit weiteren Vorurteilen auf. "Auch wenn es so aussah, es war nicht einfach, so oft zu gewinnen."
Gewonnen hatte sie zuletzt auch binnen zwei Tagen bei den Golden League-Meetings in Brüssel (Belgien) und Berlin. Es war ein Kraftakt und eine Willensprobe, ihr Start an der Spree stand auch erst kurzfristig fest. "In Berlin war ich aber schon müde", sagt Blanka Vlasic, "es war mir deshalb vor allem wichtig, dort zu gewinnen." Einen Weltrekord habe sie selbst, entgegen verbreiteter Verlautbarungen, für den Auftritt im Olympiastadion nicht angekündigt.
Kein Gerede vom Weltrekord
Auch wenn sie das Wort "Weltrekord" im Hinblick auf das nun anstehende Weltfinale in Stuttgart (22./23. September) ebenfalls tunlichst vermeidet, ist ein achter Versuch in dieser Saison an den magischen 2,10 Metern nicht ausgeschlossen. Schließlich lockt im Gottlieb-Daimler-Stadion alleine schon die satte Weltrekordprämie von 100.000 US-Dollar.
Blanka Vlasic selbst erklärt: "Ich freue mich auf Stuttgart. Ich werde noch in Form sein und will gewinnen. Wenn das klappt, dann werden wir sehen, welche Höhe noch möglich ist. Ich habe aber keinen Plan, eine bestimmte Höhe zu springen und nehme mir auch keine solche vor."
Trotzdem lässt sich darüber in diesen Tagen diskutieren und auch spekulieren, denn die Weltmeisterin ist vielleicht die Athletin aus der gesamten Weltspitze, die noch in der besten Verfassung in den Süden Deutschlands reist. Außerdem ist eines klar: Blanka Vlasic, die nach Stuttgart noch in Shanghai (China) antritt, überzeugt lieber mit Taten als mit starken Worten. Jetzt und noch lieber auch in der nächsten Saison.