Brad Walker will den Weltrekord
Stabhochspringer Brad Walker gilt als einer der Aufsteiger der Saison. In seiner Heimat wird der US-Amerikaner sogar als der Stabakrobat des Jahres gefeiert, und das kommt nicht von ungefähr. Bei den Landesmeisterschaften in der Halle und im Freien sicherte er sich jeweils den Titel und bei der WM in Helsinki musste er sich nur dem niederländischen Überraschungssieger Rens Blom geschlagen geben. Jetzt hat er ein neues Ziel: den Weltrekord.
Brad Walker hat noch einiges vor (Foto: Chai)
Noch im vorletzten Jahr stand seine Bestleistung bei 5,65 Meter, in der vergangenen Saison steigerte er sich bereits auf beachtliche 5,85 Meter. Beachtlich, aber nicht überragend. In diesem Sommer machte er bereits im Juni mit 5,90 Meter auf sich aufmerksam. Doch das war noch nicht das Ende der Fahnenstange. Am 21. August sprang er in Sheffield (England) erneut 5,90 Meter und legte eine Woche später in Rieti (Italien) gar noch fünf Zentimeter drauf. 5,95 Meter – endgültig angekommen in der Weltspitze. Nur einer sprang in dieser Saison höher. Der Australier Paul Burgess passierte bereits im Februar die magischen sechs Meter, spielte aufgrund von Verletzungen im weiteren Saisonverlauf aber keine Rolle mehr. So ist es auch Brad Walker, der die IAAF-Weltrangliste vor dem Kölner Tim Lobinger anführt.
Zwei nationale Titel
Am 27. Februar sicherte er sich mit 5,65 Meter den nationalen Titel in der Halle. Und wenn man dies noch damit hätte abtun könne, dass die us-amerikanischen Stabhochsprung-Stars um Olympiasieger Tim Mack und den Olympia-Zweiten Toby Stevenson nicht am Start war, so zählte diese Ausrede bei den US-Trials in Carson am 23. Juni nicht mehr.
Dort bezwang der 24-Jährige, der erst seit dem letzten Jahr Profi ist und von Pat Lacari trainiert wird, die gesamte us-amerikanische Stabhochsprung-Elite. Mit 5,75 Meter sprang er zehn Zentimeter höher als Nick Hysong und sechs-Meter-Springer Toby Stevenson, die sich die weiteren Tickets für die WM sicherten. Tim Mack ging als Siebter leer aus.
Erste internationale Großveranstaltung
Für Brad Walker war die WM in Helsinki das erste internationale Großereignis. Aufregung, flatternde Nerven? Weit gefehlt. Selbst im Wetterchaos von Helsinki behielt der Washingtoner den Durchblick. Er und Rens Blom lieferten den Zuschauern fast ein Synchronspringen. Beide hatten bei Regen und Wind Probleme mit ihrer Anfangshöhe und schwangen sich erst im dritten Versuch über 5,50 Meter. 5,65 und 5,75 Meter überwanden sie beide im zweiten Versuch. Eine Medaille stand zu diesem Zeitpunkt schon fest für beide, doch ob Gold oder Silber, das war noch nicht klar.
Brad Walker musste über 5,80 Meter vorlegen und begann wie bei allen Höhen zuvor mit einem Fehlversuch, während Rens Blom gleich über die Latte segelte. Aber auch seine beiden verbleibenden Versuche, die sich der US-Amerikaner für 5,85 aufsparte, konnte er nicht nutzen. So blieb Silber. Aber das ist ein Wort, bei der ersten Großveranstaltung!
Weltrekord-Schuh
Seine College-Karriere in den Staaten war dagegen oft vom Pech verfolgt. Zweimal brach er sich vor den nationalen Studentenmeisterschaften die Hand. Trotzdem hinterließ er in Washington genug Eindruck, um als Nachfolger einer Legende gehandelt zu werden. Brian Sternberg nämlich, der 1963 den Weltrekord brach.
Dass der US-Boy noch so einiges vorhat zeigt eine weitere Tatsache. Wie seine Disziplinkollegein und Weltrekordlerin Yelena Isinbayeva, will er sich von seinem Ausrüster Nike einen eigenen Schuh anfertigen lassen. Auf diesem sollen drei Ziffern prangern: 6, 1 und 6. 6,16 Meter. Das will er springen, einen neuen Weltrekord. "Das ist das Ziel eines jeden Stabhochspringers", sagt Brad Walker, "darauf werde ich in den nächsten Jahren meinen Fokus legen."