Brigetta Barrett - Stimmgewaltige Höhenjägerin
Das war Maßarbeit. Zwei Zwei-Meter-Wettkämpfe hat Brigetta Barrett in ihrer noch jungen Karriere gezeigt und beide in einem ganz entscheidenden Moment. Zunächst überflog die Hochspringerin bei den US-Trials in Eugene 2,01 Meter, dann legte sie im Olympiafinale in London (Großbritannien) 2,03 Meter nach. Damit gewann sie sensationell Silber. Doch die junge Athletin kann weit mehr als nur hoch springen.
Brigetta Barrett unterstrich an der Themse, dass sie über jene Wettkampfqualität verfügt, die ganz große Athletinnen ausmacht. Sie war die erste US-Hochspringerin seit 24 Jahren, die eine Olympiamedaille gewann.Und es war ein Edelmetallerfolg, von dem die 21-Jährige überzeugt war: „Ich wusste, was ich kann. Ich hatte eine Medaille absolut erwartet.“ Schon im Frühjahr sprach sie mit der Erfahrung ihrer letztjährigen WM-Teilnahme im Rücken von diesem großen Ziel.
Gerade das Kämpfen für das Erreichen eines großen Ziels hat die Universiade-Siegerin von ihrer Mutter, die an Brustkrebs erkrankt war, gelernt: „Sie ist eine so großartige Frau. Sie ist eine Kämpferin und sie hat mir gezeigt, wie es geht.“
Geteilter Erfolg
Deshalb erschien es ihr auch zunächst als das Allerwichtigste, im Olympiastadion von London ihre Mutter ausfindig zu machen und den großartigen Silbererfolg mit ihr so schnell wie möglich zu teilen. Bei den Olympia-Trials befand sich Lottie Barrett nämlich noch in Behandlung, sie hatte sich einer Chemotherapie unterziehen müssen. Entsprechend konnten sich die beiden nicht gemeinsam freuen.
Der Schlüssel zum Erfolg war bei den Spielen auch das Selbstvertrauen, denn die 2,03 Meter flößten Brigetta Barrett zunächst durchaus Respekt ein. „Die Leute denken, man hat keine Angst vor der Latte. Aber es gibt diesen Moment zwischen Schritt sieben und acht, in dem ich entscheiden muss, ob ich wirklich abspringe.“
Glaube an Gott
In London hat sie es getan. Mit ganzer Kraft, mit dem Glauben an sich und auch mit dem Glauben an Gott. „Ich bin abgesprungen, habe meine Augen geschlossen und als ich auf der Matte gelandet bin, ohne vorher die Latte berührt zu haben, dachte ich nur: Danke Jesus.“
Der religiöse Glaube trägt sie noch zusätzlich. Brigetta Barrett hat damit auch ihre Konkurrentinnen überrascht, als sie im Callroom des Olympiastadions fragte, ob sie nicht zusammen beten könnten. „Das war ein bisschen ungewöhnlich“, bekannte die spätere Olympiasiegerin Anna Chicherova (Russland) durchaus berührt.
Bei der Pressekonferenz nach dem Wettkampf hatte Brigetta Barrett dann noch einmal eine Überraschung parat. Dort stimmte sie spontan einen Song an und beeindruckte mit ihrer tollen Stimme auch die Medienvertreter.
Sangeskünste auf YouTube
Ihre Sangeskünste sind inzwischen in der Szene bekannt. Davon kann man sich auch auf ihrem YouTube-Kanal überzeugen, wo sie unter anderem beim Singen der Nationalhymne im Badezimmer gestört wird, Songs von Beyonce oder Adele covert und einen Weihnachtslied darbietet.
Vom Badezimmer brachte sie es inzwischen auch mit ihrer Stimmgewalt auf die ganz große Bühne. Am 11. September schmetterte Brigetta Barrett die US-Hymne beim Baseball-Spiel der Arizona Diamondbacks gegen die Los Angeles Dodgers und erntete begeisterten Applaus (YouTube) dafür.
Viele Talente
Eines wird klar: Brigetta Barrett mag das Publikum, egal ob im Sport oder auf der Bühne, und sie hat viele Talente. „Ich liebe es, den Leuten eine Show zu bieten“, sagt sie. Schon als kleines Kind brachte sie die Leute gerne zum Lächeln und Klatschen.
Passend dazu widmet sie sich im Studium an der University of Arizona der Theaterkunst und dem kreativen Schreiben. In ihrer Freizeit singt sie nicht nur, sondern verfasst Gedichte und Blogs über natürliche Haarpflege.
Weltklasse-Hochspringerin, Goldkehlchen und Poetin: Brigetta Barrett ist eine außergewöhnliche junge Frau, an der die Leichtathletik noch viel Freude haben könnte. Nicht von ungefähr bezeichnet sie sich als „Performer“ - das gilt in jeder Hinsicht.