| Hallen-WM 2016

Brittney Reese siegt im Weitsprung-Krimi – Wester Sechste

7,22 Meter zu 7,07 Meter: Der Weitsprung der Frauen in Portland (USA) entwickelte sich am Freitag zu einem echten Klassiker. Die Nase vorn hatte schließlich Lokalmatadorin Brittney Reese, die für ihre dritte Goldmedaille bei Hallen-Weltmeisterschaften frenetisch gefeiert wurde. Alexandra Wester schaffte nervenstark den Sprung in den Endkampf und wurde schließlich Sechste.
Silke Morrissey

Die Serbin Ivana Spanovic machte von Beginn an Druck. 7,00 Meter im ersten Versuch – ein Auftakt nach Maß, der ihr in zwölf der bisherigen 15 Hallen-Weltmeisterschaften Gold beschert hätte. Doch Olympiasiegerin Brittney Reese (USA) war wieder einmal hellwach, als es drauf ankam.

Erst setzte sich die 29-Jährige im fünften Versuch mit 7,00 Metern und dem besseren zweiten Versuch an die Spitze. Und als Spanovic gleich darauf mit 7,07 Metern konterte, packte Reese in Runde sechs noch 7,22 Meter oben drauf. Zu ihrem eigenen Meisterschaftsrekord aus dem Jahr 2012 fehlte lediglich ein Zentimeter.

Nicht weniger hochklassig waren die Resultate dahinter. Die 24 Jahre alte Britin Lorraine Ugen, die wohl nur Insider auf der Rechnung hatten, sprang mit 6,93 Metern zu einem neuen Hallen-Landesrekord und zur Bronzemedaille. 6,89 Meter reichten der US-Amerikanerin Janay DeLoach nur zum undankbaren vierten Platz. Für 6,75 Meter ging Platz fünf an die Australierin Brooke Stratton.

Alexandra Wester macht’s spannend

6,95 Meter war die Weite vom ISTAF Indoor, die auch bei Alexandra Wester (ASV Köln) leise Medaillenhoffnungen geweckt hatte. In Portland setzten sich zwar die erfahreneren Athletinnen durch, doch auch die 21 Jahre alte Deutsche Hallen-Meisterin bewies Nervenstärke. Nach einem ungültigen Versuch und einem Satz auf 6,44 Meter buchte sie erst im dritten Versuch mit 6,67 Metern das Ticket für den Endkampf. Bei dieser Weite sollte es bleiben – Platz sechs bei ihrem ersten Einsatz im Nationaltrikot überhaupt.

Der zweiten deutschen Starterin Xenia Stolz (Wiesbadener LV) gelang dagegen in Runde drei nicht der erhoffte Befreiungsschlag, der für zwei weitere Versuche hergemusst hätte. Sie verabschiedete sich mit 6,37 Metern aus dem Wettbewerb, was in der Endabrechnung Platz zwölf bedeutete. Mit ihrer wenige Wochen alten Hallen-Bestleistung von 6,63 Metern hätte es für die Top Acht gereicht.


STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Alexandra Wester (ASV Köln; 6,67 m)

Dass ich hier dabei sein durfte, war eine super Motivation für mich. Aber dadurch wurde ich wieder zu schnell im Anlauf, und wenn ich zu schnell werde, dann verkrampfe ich zum Schluss. Das musste ich erst mal rauskriegen, das hat bis zum dritten Versuch gedauert. Für mich war das heute ein verdammt hartes mentales Training und ich habe viele Erfahrungen gesammelt. Lockerer bleiben – das nehme ich mit für den Sommer. Letztendlich war ich schon super happy, dass ich bei einer WM mitspringen durfte, das war seit letztem Jahr mein Traum. Klar habe ich auch mal an eine Medaille gedacht, aber man muss realistisch bleiben: Es kann nicht die ganze Zeit steil bergauf gehen. So lief es ja für mich in diesem Winter bisher, aber irgendwann geht es wieder normal weiter. Ich werde mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen und weiter ackern. Weitsprung ist absolut mein Ding, daher habe ich mich dafür entschieden, alles andere hintenanzustellen. Und ich sehe ja jetzt, wie weit ich damit schon gekommen bin.

Xenia Stolz (Wiesbadener LV; 6,37 m)

Ich wäre gerne deutlich weiter gesprungen. Aber mein Anlauf hat einfach nicht gepasst. Im ersten Versuch war ich sehr, sehr nah dran, bin zwei Fuß über meiner Zwischenmarke gewesen. Dementsprechend bin ich von Versuch zu Versuch nach hinten gegangen. Im letzten Versuch hätte ich mehr draufgehen können, aber ich habe mich nicht getraut. Wenn ich was riskiert hätte, hätte es klappen können, aber da war ich einfach zu ängstlich, wollte nicht noch mal übertreten. Die Atmosphäre hat mich nicht eingeschüchtert, ehrlich gesagt bekommt man als Athletin nicht so viel mit von einer WM, da war bei allen Meetings, bei denen ich in Deutschland gesprungen bin, mehr los. Ich war motiviert, ich hätte nicht noch mehr gepusht werden müssen, aber ich habe einfach nichts riskiert. Und wer nichts riskiert, kann auch nicht gewinnen. Dennoch bin ich froh, dass ich hier dabei sein durfte, dass ich in der Hallensaison Bestleistung gesprungen bin, auch wenn ich ein bisschen krank war. In der Halle haben wir den Anfangsrhythmus vom Anlauf umgestellt, jetzt arbeiten wir an den nächsten Dingen.

<link btn>Hallen-WM 2016 kompakt

<link>Tages-Fazit von DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024